• 25.09.2007 13:11

  • von Pete Fink

Yamamoto und seine Vertragsverhandlungen

Oft kommt ein Motorsportler früher als erwartet in die Situation von schwierigen Vertragsverhandlungen, wie Sakon Yamamoto zu berichten weiß

(Motorsport-Total.com) - Für Sakon Yamamoto stellt der kommende Grand Prix im japanischen Fuji das dritte Formel-1-Heimspiel dar. Nachdem er bereits 2005 und 2006 in Suzuka für Jordan und Super Aguri mit von der Partie war, geht er am Wochenende für das Spyker-Team an den Start. Ebenso wie sein Teamkollege Adrian Sutil hat er dabei einen kleinen Vorteil, denn er kennt die Strecke aus der japanischen GT-Serie und der Formel Nippon.

Titel-Bild zur News: Sakon Yamamoto

Sakon Yamamoto musste sich früh gegen viele Widerstände durchsetzen

Doch beinahe wäre es niemals soweit gekommen, denn Yamamoto hatte in seiner Motorsport-Karriere einige massive Hindernisse zu überwinden, vor allem in Form seiner besorgten Eltern. "Meine Eltern waren überhaupt nicht in den Motorsport involviert, aber meine Mutter war ein großer Formel-1-Fan", erinnert sich der Japaner auf der Webseite des Teams an seine Anfänge.#w1#

"Also besuchten wir Ende der 1980er Jahre einmal ein Rennen in Suzuka und ich war gefesselt. Plötzlich wusste ich, was die Formel 1 war und wie toll sie war. Und seither wusste ich, was ich einmal machen wollte." Er wusste es vielleicht, doch im Hause Yamamoto hielt sich die Begeisterung über die Ambitionen des Sohnemanns arg in Grenzen.

"Meine Mutter liebt zwar den Motorsport, aber dass ich selber fahre, dass wollte sie auch wieder nicht", lacht der Mann aus Toyohashi, das zwischen Tokio und Osaka liegt. "Es hat mich viel Überzeugungsarbeit gekostet, sie davon zu überzeugen, dass ich wenigstens einmal den Kartsport ausprobieren durfte."

Yamamoto mit Durchsetzungsvermögen

Sakon Yamamoto

Beinahe wäre Sakon Yamamoto niemals in den Motorsport gelangt Zoom

"Zu diesem Zeitpunkt habe ich viele Motorsport-Magazine gelesen und wusste, dass 90 Prozent aller Formel-1-Fahrer mit dem Kartsport angefangen hatten, bevor sie zwölf Jahre alt waren. Ich war schon Zehn und mir war klar, dass ich nicht mehr viel Zeit haben würde, wenn ich damit anfangen wollte. Ich habe versucht, das meinen Eltern zu erklären, aber sie wollten einfach nicht, dass ich Rennfahrer werde."

Doch der kleine Yamamoto erwies sich als äußerst hartnäckiger Zeitgenosse: Immer wieder bearbeitete er seine Eltern - mit Erfolg. "Zwei Jahre später haben sie mir eine Chance gegeben. Das war 1994 und ich war zwölf Jahre alt. Gerade noch rechtzeitig." Die Sache hatte nur einen Haken, denn Klein-Sakon musste beweisen, dass er in der Lage war, seine schulischen Pflichten und den Kartsport unter einen Hut zu bringen.

Ein Jahr lang dauerte dieser Vertrag und sollten seine schulischen Leistungen unter seinem vermeintlichen Hobby leiden, dann würde man die Vereinbarung umgehend wieder aufheben. Doch der junge Yamamoto bewies durchaus Talent. Sogar soviel Talent, dass er einen Instruktor zu sich nach Hause holte, der den skeptischen Yamamoto-Eltern erklärte, dass ihr Sohnemann eine Perspektive haben würde.

Früh übt sich, auch im Verhandeln

Sakon Yamamoto

Sakon Yamamoto fuhr Ende 2006 einige Rennen für Super Aguri Zoom

Also erlebte Klein-Sakon bereits im jugendlichen Alter seine erste motorsportliche Vertragsverlängerung mit einem harten, weil überaus besorgten Verhandlungsgegner, seinen Eltern. Der abgeschlossene Deal sah dann folgendermaßen aus: Sollte er es fertig bringen, ein gutes Ergebnis in der Ausbildung zustande zu bringen, dann würden die Eltern erlauben, dass er beides parallel versuchen könne.

Das hatte natürlich Konsequenzen für den Teenager, vor allem in der totalen Ermangelung an Freizeit: "Ich hatte richtiggehend Angst davor, wegen des Motorsports irgendeine Stufe in der Schule nicht zu schaffen, denn der Vertrag bestand darin, sowohl im Motorsport, als auch in der Schule gut zu sein."

Und natürlich wurden die Zeiten mit zunehmendem Erfolg in seiner Motorsportkarriere immer härter. "Mein letztes High-School-Jahr war besonders hart. Seit drei Jahren reiste ich immer wieder nach Europa, um dort Kartrennen zu fahren und parallel begann ich in einer kleinen Formel-Schule. Ich hatte einfach nicht mehr genug Zeit mehr für die High-School, aber sogar zu diesem Zeitpunkt habe ich mir wirklich Mühe gegeben."

Formel-1-Debüt im Jordan

Sakon Yamamoto

Ein glücklicher Sakon Yamamoto 2005 bei seinem ersten Formel-1-Test Zoom

Das Ergebnis war überraschend: Yamamoto wurde im Jahr 2000 Dritter in der japanischen Kart-Meisterschaft, schaffte seinen Abschluss und ging auf die Universität, wo er ein Studium der Sozialpolitik begann. Er verbrachte das gesamte Jahr 2001 im Wechsel zwischen der japanischen und der britischen Formel 3, bevor er nach Deutschland zog, um zwei Jahre in der deutschen und europäischen Formel 3 zu fahren.

Im September 2005 feierte Yamamoto dann bei Testfahrten in Silverstone sein Formel-1-Debüt in einem Jordan EJ15B, den er später in Suzuka als Freitagstestfahrer vor heimischer Kulisse immerhin vor seine damaligen Teamkollegen Narain Karthikeyan und Tiago Monteiro stellen konnte.

Hinter diesem Einsatz stand bereits damals der heutige Spyker-Teamchef Colin Kolles, dem der 25-Jährige heute noch dankbar ist: "Ich habe meine Rolle als dritter Fahrer sehr genossen und ohne den Einsatz von Colin Kolles wäre das nicht möglich gewesen." Nun hat der Japaner bereits elf Formel-1-Rennen für Super Aguri und Spyker absolviert und in Fuji wird er das Dutzend voll machen können. Seine Mama, als routinierten Formel-1-Fan, wird das sicher freuen.