• 02.08.2007 17:47

  • von Inga Stracke

Wurz: "Zeigen, wo die Alpenpower zu Hause ist!"

Alexander Wurz freut sich im Interview auf seinen halben Heim-Grand-Prix und spricht über seine Situation am Transfermarkt

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Alexander, Budapest ist dein halber Heim-Grand-Prix, noch dazu in einer tollen Stadt..."
Alexander Wurz: "Heute war ich nicht begeistert von Budapest, denn ich bin in der Früh aus Wien hereingekommen und stand gleich mal zwei Stunden im Stau, weil die Brücke gesperrt war für einen Event eines Konkurrenten. Das hat mir überhaupt nicht getaugt (grinst; Anm. d. Red.)!"

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alexander Wurz freut sich auf seinen halben Heim-Grand-Prix

Frage: "Aber es ist trotzdem wie ein Heim-Grand-Prix für dich, oder?"
Wurz: "Ja, absolut. Es kommen immer viele Österreicher hierher. Beim letzten Grand Prix, den ich hier gefahren bin, 2000, waren viele österreichische Fahnen da. Das ist schön, damit wir dem Rest der Welt zeigen, wo die Alpenpower zu Hause ist. Aber natürlich würde mein Herz höher schlagen, wenn wir in Österreich fahren würden."#w1#

Frage: "Rein von den Voraussetzungen her spricht hier vieles für einen guten Grand Prix für euch, oder?"
Wurz: "So wie am Nürburgring, das wäre okay! Im Ernst: Ich hoffe, dass du Recht hast, aber grundsätzlich wird es wie immer ein schwieriger Grand Prix für uns. Speziell Red Bull und Toyota haben ein bisschen aufgeholt, aber nichtsdestotrotz sind Punkte möglich - und das ist natürlich das Ziel. Wir haben aus dem schlagkräftigen Mittelfeld in der ersten Saisonhälfte von den Punkten her am besten abgeschnitten. Es wäre super, den fünften Platz bei den Teams zu halten, aber das wird sehr knapp, denn Red Bull hat beim letzten Rennen bis auf zwei Punkte aufgeholt. Das ist nicht mehr viel."

Frage: "Die Strecke kann man am ehesten mit Monaco vergleichen. Das müsste euch liegen, oder?"
Wurz: "Es ist vom Schnitt her eine eher langsame Strecke mit vielen Kurven. So eine Streckenführung kommt unserem Williams entgegen. Jetzt hoffe ich, dass das Wochenende gut anfängt am Freitag, dass ich mir ein schönes Setup herrichten kann. Das ist hier wegen der Hitze ganz schön schwierig, vor allem vom Reifengrip her, mit dem man sorgfältig haushalten muss. Wir haben hier die superweichen und die weichen Reifen - und da glaube ich, dass man einige Kompromisse machen muss, um mit dem ganz weichen im Rennen überhaupt antreten zu können. Es wird also nicht ganz so einfach."

Frage: "Welche Wetterprognose habt ihr für das Wochenende?"
Wurz: "Alle Vorhersagen sind sehr gemischt. Je nachdem, welches Wettermodell man berechnet, kommt einmal raus, dass es regnerisch wird, und einmal bleibt es trocken und heiß. Manche Vorhersagen haben irrsinnige Windböen für Samstag, andere haben überhaupt keinen Wind. Da ist einiges an Verwirrung drin. Ich würde einfach abwarten. Wenn es regnerisch wird und abwechselnd, wäre mir das sehr recht."

Frage: "Je schwieriger, desto besser für dich in letzter Zeit..."
Wurz: "Schaut so aus, ja, wobei schwierig ist immer mit sehr viel Casino und Glück verbunden. Aber im Grunde muss ich dir dankend Recht geben, dass ich mich sehr wohl fühle, wenn es schwierig ist, weil ich ruhig bleibe und das Auto nach Hause bringe."

Frage: "Auf wen würdest du hier als Sieger setzen?"
Wurz: "Ich bin Österreicher - ich lasse das Geld in der Tasche und wette auf niemanden. Aber wenn, dann würde ich es auf Alonso setzen."

Frage: "Wie waren denn die Reaktionen nach dem Nürburgring?"
Wurz: "Durchwegs äußerst positiv. Speziell am Nürburgring, wo ich ja in der ersten Runde draußen geblieben bin, was sich im Nachhinein als Fehlentscheidung herausgestellt hat, habe ich sehr gut Boden gutmachen können. Meine Rundenzeiten waren super, ich war Fünftschnellster im Rennen - und das konstant. Das war der Schlüssel, dass ich Vierter werden konnte und ganz knapp hinter dem Dritten über die Ziellinie gefahren bin."

Frage: "Langsam geht es in die heiße Transferphase. Durch den Super-Grand-Prix am Nürburgring hast du deine Position im Team wahrscheinlich gestärkt, oder?"
Wurz: "Es gibt zwei Ansatzpunkte. Der erste ist: Du bist immer so stark wie dein letzter Grand Prix. Das stimmt durchwegs. Andererseits ist das Team sehr analytisch, schaut sich alles ganz genau an - und auch hier ist die Situation für mich gut, weil ich immer zugeschlagen habe, wenn es etwas zu holen gab, und meine Rundenzeiten im Rennen waren immer äußerst gut. Das ist schlussendlich das, was zählt - wir werden bewertet für die WM-Punkte, die wir nach Hause bringen. In der Formel 1 zählt aber nicht nur die Leistung. Ich bin mir sicher, dass sehr viele Leute bei Williams anklopfen für das nächste Jahr, aber ich bin grundsätzlich ganz ruhig und halte mich mit Absicht raus. Das ist meine Strategie, die ich verfolge: mich zurückhalten und auf der Strecke die Leistung bringen, dann ergibt sich alles von alleine. Ich denke, dass das Team noch einige Wochen oder sogar Monate brauchen wird, um einige zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen, und erst danach kommen die Fahrer."

Frage: "Die, die anklopfen, haben oft auch Geld dabei. Wie groß ist die Angst, dass das verführerisch sein könnte für Williams?"
Wurz: "Das kann ich schwer beurteilen, das müsste man Frank (Williams; Anm. d. Red.) selbst fragen. Er hat schon damals, als er mich als Testfahrer verpflichtet hat, auf einen Bezahlfahrer verzichtet, hat gesagt: 'Nein, ich nehme Alex - der kostet zwar etwas, aber das bringt dem Team etwas.' Ich hoffe, dass er mit dieser Einstellung das Team vorantreiben will, denn in der Historie der Formel 1 zeigt sich, dass es ein enorm hohes Risiko ist, einmal einen Bezahlfahrer zu nehmen. Für die 13 Punkte, die ich eingefahren habe in diesem Jahr, muss ein anderer schon sehr viel Geld mitbringen, damit er das ausgleichen kann."

Frage: "Wenn du sagst, du wartest ab, bedeutet das, dass du deine Fühler nicht zu anderen Teams ausstreckst und dich total auf Williams fokussierst?"
Wurz: "Das habe ich so nicht gesagt. Ich halte meine Ohren und Augen offen. Grundsätzlich muss ich mich auf das Rennfahren konzentrieren, aber man muss im Geschäft der Formel 1 schauen, was läuft."

Frage: "Die Spionageaffäre macht weiter Schlagzeilen. Ist da ein Ende abzusehen und warum ist sie noch nicht zu Ende?"
Wurz: "Mir geht es auch schon auf die Nerven. Ich muss dazu Fragen beantworten, möchte dazu aber aus politischen Gründen nichts sagen."

Frage: "Abhören des Boxenfunks war früher durchaus üblich. Wie schaut das im Moment aus?"
Wurz: "Ich glaube, dass sich da nicht so viel geändert hat. Der Funk ist ja auch offen für Bernie Ecclestone, also kann man am Fernsehen manchmal legal mithören bei manchen Konversationen zwischen Fahrer und Team. Dass jeder den anderen genau beobachtet, dass jeder das andere Auto von oben bis unten abfotografiert, wann immer es geht, das ist ganz normal. Das kann man auch nicht als Spionage bezeichnen. Wenn bewusst Material vom einen zum anderen Team weitergegeben wird, beginnt es sich zu sprießen, und das war in dem Fall - relativ unglücklich für McLaren - der Fall. Ich glaube, die sind unschuldig zum Handkuss gekommen, und deshalb ist die Situation relativ prekär. Aber wie gesagt: Die FIA muss entscheiden, wie sie da vorgehen will, um auch in Zukunft ähnliche Dinge zu stoppen."

Frage: "Geht das FIA-Urteil für dich in Ordnung?"
Wurz: "Ich kenne zu wenige Daten und Fakten, um das Urteil zu beurteilen."

Frage: "Noch einmal zum Boxenfunk: Wie sehr wird da mit falschen Zahlen und Codes gearbeitet?"
Wurz: "Das kommt auf den Fahrer und den Ingenieur an. Ich spreche oft absichtlich gar nichts an. Wir haben einige Codeworte, aber das ist ganz normal."