Wurz und der Ritt auf der V10-Kanonenkugel

Williams-Testpilot Wurz glaubt, dass sich viele Fahrer wegen der V8-Motoren umstellen müssen, und rechnet zunächst mit einer Reihe von Defekten

(Motorsport-Total.com) - Während der Umstieg von 3,0-Liter-V10- auf 2,4-Liter-V8-Motoren in den vergangenen Monaten von vielen Experten als relativ geringfügig und aus Fahrersicht nicht problematisch dargestellt wurde, sprach nun Alexander Wurz ganz anders Klartext: Der Williams-Testpilot empfindet die Regeländerung eher als überflüssige Kastration der Königsklasse des Motorsports.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alexander Wurz bedauert, dass die Formel 1 nun nur noch mit V8-Motoren fährt

"Teurer wird es", fiel ihm, vom 'Sportmagazin' auf die Umstellung angesprochen, spontan ein, "und viele Feuerwerke werden wir am Anfang im TV sehen." Via 'apa' fügte er nun noch an: "Einige Piloten müssen auf Grund des Leistungsabfalls von 20 Prozent ihren Fahrstil komplett umstellen." Konkret werden "Schumi" und Co. nun versuchen, mehr Geschwindigkeiten durch die Kurven mitnehmen, doch die Autos sind insgesamt leichter kontrollierbar geworden.#w1#

Das Argument der Kostensenkung sei nur "ein Aufhänger nach außen hin", so Wurz, "in Wirklichkeit sind so fundamentale Änderungen immer teurer, und der echte Grund ist womöglich ein politisches Kräftemessen. Man hätte mit den V10-Motoren kostengünstiger weitermachen können. Von der Sicherheit her ist es aber sicher gut, dass die Geschwindigkeit geringer wird. Wenn du zu einem Unfallort mit zwei bis vier km/h weniger kommst, reduziert sich das Risiko um ein Vielfaches."

"Irgendwann müssen wir alle abtreten." Alexander Wurz

Prinzipiell sei es aber schade, dass man die V10-Motoren in Rente geschickt hat, weil die Formel 1 die Königsklasse des Motorsports bleiben soll. Wurz sieht daher den Sicherheitsaspekt auch nicht als vordergründiges Argument: "Uns ist das egal. Irgendwann müssen wir alle abtreten. Zum Fahren war es viel geiler mit dem V10", unterstrich er mit einer Coolness, wie man sie bisher nur von Jacques Villeneuve kannte.

"Wenn du mit 950 PS in der Kurve im fünften Gang in Barcelona aufs Gas steigst, die 950 PS einsetzen und das Popscherl ganz unruhig wird - und zwar das vom Auto und nicht das meinige -, dann ist das schon sehr lässig. Es war wirklich ein Ritt auf der Kanonenkugel. Es wird wieder dorthin gehen, aber am Anfang bist du mit den 700 PS schon traurig. Es ist einfach ein bisschen weniger Schmalz da", fand Wurz schöne Worte für die zu Grabe getragene V10-Faszination.

Immerhin habe die Änderung aber auch etwas Gutes mit sich gebracht: "Durch die neue Motorregelung sind ja auch die Abstände zwischen den Teams knapper geworden", fügte der Österreicher an. Sein erweiterter WM-Favoritenkreis beinhaltet übrigens sechs Teams: neben den üblichen Kandidaten Renault, Honda, McLaren-Mercedes und Ferrari auch Toyota und seinen neuen Arbeitgeber, Williams.