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Wurz: Schnelle Testzeiten bedeuten nicht viel
Der McLaren-Testfahrer erklärt weshalb einige Teams bei den Testfahrten tricksen
(Motorsport-Total.com) - Nachdem der Formel-1-Tross gestern auf der spanischen Grand Prix-Strecke seine Testfahrten aufnahm, kommt es noch vor dem ersten Rennen in der Königsklasse wieder zu einem Wettkampf der Teams untereinander. Diesmal geht es jedoch nicht um Punkte oder Siege, sondern einzig und allein darum wer am Ende des Tages die schnellste Rundenzeit für sich verbuchen kann. Schon längst lautet die Aufgabe für die Teams nicht mehr allein sich so gut es geht auf bevorstehende Saison vorzubereiten, sondern vielmehr geht es darum auf sich aufmerksam zu machen - koste es was es wolle.

© West
Wurz weiß, dass einige Teams tief in die Trickkiste greifen
Um das Interesse auf sich zu ziehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon ist, dass man grundsätzlich mit wenig Benzin fährt. Die Top-Teams, die in der Regel um die Qualität ihres Chassis, ihres Motors und ihrer Fahrer wissen, greifen auch zu diesem Trick, jedoch aus einem anderen Grund als die schwächeren Teams. Da jeder Rennstall über den Winter etliche Stunden im Windkanal verbracht hat, will man seine wahre Stärke natürlich so lange wie möglich geheim halten. So kommt es, dass man dann als Schutz vor der Konkurrenz die Spritmenge kontinuierlich verändert und seine Fahrer anweist in jeder Runde nur in einem bestimmten Sektor der Rennstrecke Vollgas zu geben. Anhand der Telemetriedaten kann man dann die Sektorenzeiten zusammenaddieren und kommt so auf die Rundenzeit die man praktisch hätte fahren können.
Untergewichtig zu fahren ist ein Garant für schnelle Rundenzeiten
"Wenn man 10 Kilogramm mehr Benzin getankt hat, so ist man ungefähr 0.4 Sekunden pro Runde auf dem Circuit de Catalunya langsamer", führt ein Insider vor Augen, dass alleine durch ein Variieren der Benzinmenge durchaus eklatante Unterschiede in den Rundenzeiten erreicht werden können.
Aber nicht nur mit einem fast leerem Tank zu fahren garantiert schnelle Rundenzeiten, sondern man kann auch das Gewicht der Boliden durch das Weglassen von Ballast für sich ausnutzen. Viele kleinere Teams greifen mittlerweile zu diesem Trick, denn bei den Testfahrten wird ja schließlich nicht kontrolliert ob die Autos tatsächlich das geforderte Mindestgewicht von 600 Kilogramm inklusive Fahrer einhalten. Außerdem kann man sich so selbst ein wenig ins Gespräch bringen und tut etwas für die Sponsoren.
Spione der Teams und aufmerksame Beobachter durchschauen die Spielchen der Konkurrenz meist schnell
Bei den Vorbereitungen für die letzte Saison fiel vor allem das mittlerweile vor dem Aus stehende Team von Alain Prost auf. Jean Alesi hatte damals in den Wintermonaten einige fabelhafte Rundenzeiten gefahren welche die Konkurrenz aufhorchen ließen. Während sich die Fans berechtigte Hoffnungen machten und glaubten es würde mit dem Team aufwärts gehen, durchschauten die Kenner der Szene jedoch das Spiel schnell. Als es dann schließlich in der Qualifikation zum Australien-GP ernst wurde, war die bei den Tests gezeigte Schnelligkeit des Prost AP04 plötzlich verschwunden - zum Leidwesen der Fans, jedoch nicht zur Verwunderung der Experten.
Alexander Wurz rechnet fest damit, dass in diesem Jahr mehr Teams tricksen werden als bisher: "Viele Teams werden bei den Wintertests wieder gut aussehen und versuchen Weltmeister der Testfahrten zu werden", ist sich der Österreicher ziemlich sicher. Der McLaren-Testpilot weiß aus seiner Erfahrung nur zu gut, dass es bei bestimmten Teams keine Seltenheit ist mit wenig Benzin oder gar untergewichtig zu fahren.
"Der aufmerksame Beobachter", so der 27-Jährige, "durchschaut aber schon nach ein paar Testtagen das Spiel und kann einschätzen welche Autos leistungsfähig sind und welche nicht", warnt Wurz vor dem schönen Schein besonders schneller Zeiten die im Laufe der kommenden Wochen gefahren werden.

