• 09.09.2007 11:34

  • von Michael Noir Trawniczek

Wurz: "Ich bin nicht suizidgefährdet"

Im Tischgespräch, bei gemütlicher Atmosphäre, plauderte Alexander Wurz über den Ärger hinsichtlich des verlorenen Zehntels und seinen Respekt für Rosberg

(Motorsport-Total.com) - Alexander Wurz ist bei der kleinen, aber feinen "Österreicherrunde" gut drauf, wie man im Volksmund sagt. Dass er zuvor einmal mehr gegen Nico Rosberg den Kürzeren zog und er im Gegensatz zu dem jungen Deutschen einmal mehr den Aufstieg in das Top 10-Qualifying verpasst hat, bringt den Niederösterreicher nicht um seine natürliche Lockerheit. Wurz sagt lachend: "Ich bin nicht suizidgefährdet - ich braucht euch keine Sorgen um mich zu machen."

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alexander Wurz: "Macht euch um mich mal keine Sorgen!"

Sorgen macht sich Wurz nur um seine Wachheit. "Ich brauche dringend einen Kaffe, sonst schlafe ich ein", sagt Wurz nach einem anstrengenden Tag. Was den Aufstieg ins dritte Qualifying anbelangt, sagt Wurz: "Ein halbes Zehntel hat gefehlt, aber knapp daneben ist auch vorbei. Im letzten Heat hab ich mich selbst ausgebremst, die Vorderreifen haben blockiert und ich bin quergestanden. Da hab' ich eineinhalb Zehntel verloren - das hat mir am Ende gefehlt aufs Top Ten Qualifying."#w1#

Ärger als Motor

Wie lange ärgert sich Wurz über ein solches Malheur? Wurz überlegt: "Manchmal nur kurz, manchmal gar nicht, manchmal tagelang, in den seltensten Fällen jahrelang. Aber es gibt solche Fälle - teilweise noch aus der Benetton-Zeit und auch aus der Formel 3." Und er fügt hinzu: "Ich hoffe, ich setze die Energie dieses Ärgerns in einen guten Start und ein paar aggressive erste Runden um."

Welche Möglichkeiten sieht er vom 13. Startplatz aus? "Wichtig ist, dass man einen guten Start hinlegt. In punkto Strategie werden glaub ich alle dasselbe machen. Das ist unter Anführungszeichen das Problem mit den Einheitsreifen - dass keiner unterschiedliche Reifen wählt. Der Reifen wird zur selben Zeit stark und schwach, wir haben alle dieselbe Pace. Das siehst du auch an den Zeiten, es liegt alles innerhalb von ein paar Zehnteln - deswegen wird es im Rennen eine Prozession geben bis zur letzten Runde. Da kannst nur hoffen, beim Start was gutzumachen, oder dass etwas passiert."

Und es kann viel passieren in Monza, beim Start. Wurz hat das GP2-Rennen auf dem Monitor verfolgt und sagt: "Du weißt eh, in Monza passiert immer so viel - da musst du dir nur das GP2-Rennen anschauen." Zur Vorsicht jedoch steigt Wurz lieber gleich auf die Erwartungsbremse: "Trotzdem muss ich da die Handbremse ein bisschen anziehen, denn alle liegen extrem knapp beisammen und die Strategie wird bei allen ähnlich sein. Von Platz sieben bis 15 ist alles möglich."

Respekt für Rosberg

Für seinen Teamkollegen Nico Rosberg, der einmal mehr eine ausgezeichnete Performance lieferte und einmal mehr ins Top 10-Quali aufsteigen konnte, empfindet Wurz einen sehr authentisch wirkenden Respekt: "Nico fährt im Zeittraining wirklich astrein. Da ist er meines Erachtens der Stärkste in diesem Jahr, von der Konstanz her."

"Dass ich den Aufstieg verpasst habe, ärgert mich wie gesagt - aber da muss ich einfach den Hut vor ihm ziehen und mich selbst an der Nase nehmen und ein bisschen Kohle nachlegen. Es spornt mich sogar an, noch tiefer zu schaufeln und das letzte heraus zu kitzeln. Wenn es ans Eingemachte geht, dann entscheidet halt ein Zehntel."

Von seinem Boss, dem britischen Rennfuchs Sir Frank Williams, kommen keine Vorwürfe in dieser Angelegenheit, versichert Wurz: "Nein, der sieht das relativ cool. Er sagt: 'Schau, ich muss dir ein besseres Auto zur Verfügung stellen, damit wir ohne Probleme ins Top 10-Qualifying kommen können'. Vom Rennspeed her weiß der Frank, dass ich ein sehr, sehr Guter bin."

Noch einmal auf Nico Rosberg angesprochen. Auf die Frage, ob er glauben würde, dass Rosberg ähnlich stark wie Lewis Hamilton sei, antwortet Wurz: "Ja, das glaube ich schon. Er hat sich sehr stark entwickelt. Er hat ja früher oft gezeigt, dass er von der Rundenzeit dabei sein kann, in diesem Jahr setzt er es auch um. Das ist ja das imposante, dass er immer am Drücker fährt im Zeittraining. Auch im Rennen ist er in diesem Jahr klar besser als im Vorjahr."

Die jungen Jahre

Ob er sich beim Anblick von Rosberg an seine ersten Formel-1-Jahre erinnert fühle - die Frage quittiert Wurz mit einem Lachen: "Willst du damit sagen, dass ich alt bin?" Eine gewisse Unbefangenheit am Beginn der Karriere - die hat auch Wurz in seinem Einstiegsjahr erlebt, welches mit dem dritten Platz im dritten Grand Prix sensationell war.

Wurz erzählt: "Ja, am Anfang war es superleicht, als der Flavio noch auf mich gestanden ist. Da hat alles gepasst. Dann auch mit dem David Richards, damals war es auch schon ziemlich knapp im Mittelfeld - aber nicht so brutal wie heute. Da kannst du Achter sein oder 18."