Wurz: Formel 1 immer noch "saugefährlich"

In einem Interview vor seiner Horrorkollision in Melbourne sprach Alexander Wurz über Gefahr in der Formel 1 - im Nachhinein betrachtet fast prophetisch...

(Motorsport-Total.com) - Alexander Wurz muss man nicht erzählen, dass die Formel 1 gefährlich ist: In Montréal legte er 1998 bei einer Startkollision einen Mehrfachsalto hin, landete mit dem Überrollbügel unten spektakulär im Kiesbett. Außerdem überlebte er vor einigen Jahren in Le Castellet den vielleicht schwersten Unfall der letzten Jahre - und auch gestern in Melbourne hatte er bei seiner Karambolage mit David Coulthard Riesenglück.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Hatte schon oft viele Schutzengel an seiner Seite: Alexander Wurz

Die Königsklasse des Motorsports hatte - abgesehen von den schrecklichen Streckenpostentragödien in Monza 2000 und Melbourne 2001 - seit dem schwarzen Wochenende von Imola 1994, als Ayrton Senna und Roland Ratzenberger ihr Leben ließen, keine Todesfälle mehr zu beklagen. Auch davor gab es mehr als ein Jahrzehnt lang keine toten Formel-1-Fahrer, und doch ist die Gefahr ständiger Begleiter, wenn Fernando Alonso und Co. sonntags mit bis zu 350 km/h ihre Runden drehen.#w1#

Man soll den Teufel nicht an die Wand malen...

Wurz blieb in Melbourne nur knapp vor einer Katastrophe verschont, als Coulthards Red-Bull-Renault nach einer Berührung haarscharf an seinem Kopf vorbeisegelte - nicht auszudenken, was im schlimmsten Fall hätte passieren können. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der Williams-Pilot im Vorfeld des Saisonauftakts dem österreichischen Nachrichtenmagazin 'Profil' ein Interview gegeben hat, welches im Nachhinein betrachtet fast prophetische Ansätze beinhaltet.

"Seien wir ehrlich: Wenn ich mir irgendein Rennen anschaue, sehe ich auch gerne einmal ein Missgeschick oder einen Unfall. Aber ich hoffe doch, dass die wenigsten vor dem Fernseher sitzen und auf schwere Verletzungen und Todesfälle warten", gab der 33-Jährige zu Protokoll. "Im Schnitt kracht es jetzt vielleicht sogar öfter als früher, aber es passiert weniger. Das ist eine Folge der technischen Weiterentwicklung."

Die Formel 1 sei unverändert "saugefährlich", so Wurz: "Es braucht dir nur ein Reifen auf den Kopf zu fliegen. Oder es passiert so etwas wie beim Unfall von Senna, wo die Aufhängung durch den Helm gedrungen ist. Das ist immer noch möglich." An die Möglichkeit, dass einem Fahrer der Kopf von einem anderen Auto einfach wegrasiert werden könnte, dachte er zum Zeitpunkt des Interviews offensichtlich noch nicht...

Schnellster Formel-1-Unfall ohne Verletzungen

"Ich hatte vor zwei Jahren bei McLaren einen Reifenschaden und bin mit 300 km/h in die Mauer gekracht. Vorne war alles weg, meine Füße waren im Freien", fuhr er fort. "Das Auto hat sich dann gedreht und ist 700 Meter weiter noch einmal mit 100 km/h woanders eingeschlagen - zum Glück nach hinten. Wäre ich vorne aufgeprallt, wo meine Beine raushingen, wäre das eher ungesund gewesen. Angeblich war das der schnellste Unfall, bei dem ein Fahrer unverletzt davongekommen ist."

Allerdings liegt es in der Natur des Rennfahrers, solche Situationen einfach wegzustecken, denn: "Am nächsten Tag war ich in Monaco surfen", grinste Wurz cool. Auch nach dem angesprochenen Crash in Montréal 1998 hatte er ja schon wenige Sekunden danach die Nerven, auf den Funkknopf zu drücken, Entwarnung zu geben - und zu sagen: "Jungs, ich bin okay - und macht mir bitte für den Restart das Ersatzauto klar!"