Wolff erinnert an Nordschleifencrash: "Die dümmste Idee meines Lebens"

Toto Wolff bangte 2009 bei einem Unfall auf der Nordschleife um sein Leben - Wie er heute über seinen Rekordversuch von damals denkt

(Motorsport-Total.com) - Als Mercedes-Teamchef hat Toto Wolff in der Formel 1 schon so manchen Rekord aufgestellt. Doch es gab Zeiten, da jagte er diesen noch selbst hinterm Steuer nach. 2009 wurde ihm das bei einer Fahrt auf der Nordschleife zum Verhängnis.

Titel-Bild zur News: Toto Wolff

Heute steht Toto Wolff lieber am Streckenrand und zieht die Fäden Zoom

"Es hieß, dass nur Einheimische dort wirklich schnell sein können", erinnert sich Wolff im Gespräch mit der 'BBC'. "Und es gab Profis, die auf internationaler Ebene sehr erfolgreich waren, die auf die Nordschleife fuhren und nie in der Lage waren, auch nur in die Nähe der Einheimischen zu kommen."

"Also sagte ich mir, ich werde ihnen zeigen, dass ich die Rekorde schlagen kann." Dabei habe ihm Niki Lauda damals eingehend davon abgeraten.

"Niki hatte seinen schweren Unfall, bei dem er fast in den Flammen umgekommen wäre. Er sagte zu mir: 'Sei nicht so dumm. Niemand interessiert sich für die Rundenzeit auf der Nordschleife. Du könntest dich umbringen. Schau mich an.'"

Doch Wolff ließ sich nicht abhalten. "Der bisherige Rekord für die Nordschleife lag bei sieben Minuten und fünf Sekunden, und in einer der Trainingsrunden habe ich den Rekord tatsächlich unterboten", verrät der 51-Jährige, der damals mit einem Porsche 911 GT3 RSR auf der 20 Kilometer langen Strecke fuhr.

Wolff: Hätte es besser wissen müssen

"Aber das Auto fühlte sich nie stabil an. Die Reifen waren einfach nicht gut genug für diese Art von Anpressdruck. Als wir schließlich auf die Strecke gingen, begann ich die Runde und spürte, dass etwas nicht stimmte", erzählt er und gesteht: "Ich hätte die Runde abbrechen und an die Box fahren sollen, aber das habe ich nicht."

"Ich wollte es einfach tun. Und dann hatte ich einen Reifenschaden an der gefährlichsten Stelle, der in einem sehr, sehr schlimmen Unfall endete."


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Laut Wolff wirkten beim Aufprall 27 g. Das Auto überschlug sich mehrmals bei hoher Geschwindigkeit und blieb nach 350 Metern stehen. "Sie fanden mich hinter der Leitplanke mit meinem Helm im Gras liegend, und ich dachte, ich sei tot."

"Daran habe ich also keine Erinnerungen. Die erste Erinnerung, die zurückkam, war im Krankenwagen, als ich ein seltsames Kribbeln in meinen Beinen spürte. Und das war kein schöner Moment." Wolff musste daran denken, was Lauda gesagt hatte: "Niemanden interessiert es. Also warum bringt man sich in Gefahr?"

Formel-1-Teamchef fürchtete Lähmung

"Ich dachte, wenn das in einer Lähmung endet ... Das war wirklich die dümmste Idee meines Lebens. Und ich erinnere mich, dass ich ins Krankenhaus gebracht wurde und zu einem MRT, und dann zu einer Schwester sagte: 'Sagen Sie mir einfach, ob mit meiner Wirbelsäule alles okay ist.' Aber sie konnte es nicht."

Erst 15 Minuten später habe ein Arzt ihn erlöst. "Er sagte: 'Sie haben einige Brüche, aber Ihr Rückenmark ist nicht betroffen.' Diese 15 Minuten waren furchtbar. Und ja, das war der Moment, in dem ich zu mir sagte: Nie wieder Wettkampfsport."

Vor diesem Hintergrund schlagen in Wolffs Brust zwei Herzen, wenn es um die Rennfahrer-Ambitionen seines jüngsten Sohnes Jack (6) geht. "Er ist in allem, was er tut, sehr konkurrenzfähig, vor allem im Kartsport. Deshalb bin ich hin- und hergerissen, wenn ich an der Rennstrecke stehe und ihm zuschaue."

"Ich sehe, wie sehr er es liebt. Aber ich sehe auch die Gefahren des Rennsports insgesamt und dass man sein Kind in ein Go-Kart und in ein Rennauto setzt, ohne dass diese Jungs die Risiken wirklich verstehen. Ich bin also zwiegespalten", so Wolff.