• 04.03.2004 20:24

  • von Marco Helgert

Wintertestfahrten: Vier Weltumrundungen

Die Formel-1-Teams haben sich selbst übertroffen: Fast 160.000 Testkilometer wurden absolviert ? BMW-Williams ist "Testmeister"

(Motorsport-Total.com) - Seit Jahren ist es das gleiche Spiel. Von allen Seiten ist zu vernehmen, dass die Testfahrten in der Formel 1 eingedämmt werden müssen, um die Kostenexplosion zu stoppen. Doch seit ebenso langer Zeit passiert nicht viel, um die Testtage zu limitieren. Die gerade zu Ende gehende Saisonpause zeigt dies eindrucksvoll. Fast 160.000 Kilometer legten alle Teams seit dem letzten Saisonrennen 2003 in Japan zusammen zurück ? fast vier Mal hätten sie also den Globus umrunden können.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher (BMW-Williams) im FW26

BMW-Williams absolvierte in der Saisonpause die meisten Testkilometer

Bei genauer Betrachtung der Zahlen fällt auch das Gefälle zwischen den Teams auf. Testweltmeister der Wintersaison ist eindeutig BMW-Williams. Mehr als 27.000 Kilometer legte die britisch-deutsche Truppe zurück. Fast 5.000 Kilometer weniger absolvierte Ferrari. Auch Toyota kann sich über ein mangelndes Budget kaum beklagen, mehr als 19.000 Kilometer sprechen eine deutliche Sprache.#w1#

McLaren-Mercedes mag das Auto für 2004, den MP4-19, früh vorgestellt haben, dennoch konnten sie im Herbst und Winter "nur" knapp 17.000 Testkilometer zurücklegen. Während Renault und Jaguar etwa gleich viele Kilometer abspulten, landeten Sauber, Jordan und Minardi erwartungsgemäß auf den hinteren Plätzen. Die komplette Liste:

BMW-Williams (27.064 km)
Ferrari (22.267 km)
Toyota (19.220 km)
McLaren-Mercedes (17.280 km)
Renault (13.990 km)
Jaguar (13.953 km)
BAR-Honda (10.249 km)
Sauber (9.596 km)
Jordan (6.415 km)
Minardi (3.239 km)

Vor einer neuen Saison ist es jedoch wichtiger, dass die neuen Boliden, die nun erstmals im Rennen zum Einsatz kommen, auf Herz und Nieren geprüft wurden. Auch hier muss McLaren-Mercedes, trotz der frühen Vorstellung des Autos, einem Konkurrenten geschlagen geben. BMW-Williams testete den FW26 14.600 Kilometer lang, der MP4-19 von McLaren fuhr knapp 500 Kilometer weniger. Weit abgeschlagen bereits der Drittplatzierte: Der Sauber C23 absolvierte etwas mehr als 7.000 Kilometer.

Dahinter rangieren alle Teams, die ihre neuen Autos relativ spät vorgestellt haben. Renault, Toyota, Jaguar, Ferrari und BAR-Honda testeten ihre Autos in etwa über die gleiche Distanz. Nur Jordan und Minardi fallen gegenüber der Konkurrenz stark ab. An die Zahlen von BMW-Williams und McLaren-Mercedes kommt jedoch kein anderes Team auch nur annährend heran.

Williams-BMW FW26 (14.602 km)
McLaren-Mercedes MP4-19 (14.178 km)
Sauber-Petronas C23 (7.162 km)
Renault R24 (6.587 km)
Toyota TF104 (6.474 km)
Jaguar-Cosworth R5 (5.378 km)
Ferrari F2004 (5.090 km)
BAR-Honda 006 (4.919 km)
Jordan-Ford EJ14 (3.560 km)
Minardi-Cosworth PS04B (1.122 km)

Fast jedes Team hat speziell für die Testfahrten eigene Fahrer, die auch ein Gros der Laufleistung im Winter abspulten. Der fleißigste Pilot war jedoch BAR-Honda-Fahrer Takuma Sato, der allein mehr als 9.000 Kilometer abspulte. Dahinter folgen mit Marc Gené (BMW-Williams), Luca Badoer (Ferrari) und Franck Montagny (Renault) jedoch die reinen Testpiloten.

Der nächste Stammpilot ist mit 7.800 Kilometern Ralf Schumacher, gefolgt von Felipe Massa, Juan-Pablo Montoya und Jenson Button. Die Neulinge für die Formel-1-Saison 2004 kamen dagegen nicht alle häufig zum Einsatz. Nur Jaguar-Neuzugang Christian Klien konnte fast 7.000 Kilometer absolvieren. Gianmaria Bruni (1.400 km) und Giorgio Pantano (1.200 km) konnten nicht so viel Erfahrung sammeln. Die fleißigsten zehn Piloten:

01 Takuma Sato (9.296 km)
02 Marc Gené (8.520 km)
03 Luca Badoer (8.127 km)
04 Franck Montagny (7954 km)
05 Ralf Schumacher (7.825 km)
06 Felipe Massa (7.341 km)
07 Juan-Pablo Montoya (7.287 km)
08 Jenson Button (7.176 km)
09 Christian Klien (6.618 km)
10 Fernando Alonso (6.100 km)

Auf den Reifenkampf in der Formel 1 wird in dieser Saieon besonders geachtet werden. Mit BAR-Honda wechselte zum Ende des letzten Jahres ein Team zu Michelin, welches umfangreiche Testfahrten absolviert. Bei Bridgestone sind jedoch mit Minardi und Jordan zwei Teams unter Vertrag, welche kaum das Geld dazu haben. Entsprechend fällt auch die Testbilanz der beiden Hersteller aus: Michelin testete mehr also doppelt so viel wie Bridgestone.

Michelin (118.062 km)
Bridgestone (41.798 km)

Wie in jedem Jahr versuchten die Teams auch in diesem Winter, ihre Autos unter der Sonne Spaniens zu entwickeln. Der Rest Europas präsentiert sich zur winterlichen Jahreszeit einfach zu kalt, um ernsthafte Testprogramme abzuspulen. Am meisten wurde in Jerez de la Frontera gefahren, dicht gefolgt vom Circuit de Catalunya bei Barcelona. Auch Valencia war häufig Gastgeber de Testfahrten.

Jerez (55.616 km)
Barcelona (50.052 km)
Valencia (33.642 km)
Imola (11.129 km)
Silverstone (3.753 km)
Mugello (2.727 km)
Vallelunga (1.304 km)
Fiorano (1.118 km)
Misano (520 km)

Die Formel-1-Teams haben also weder Kosten noch Mühen gescheut, sich im Winter mit Sorgfalt auf die neue Saison vorzubereiten. Ob sich der Aufwand, auch in finanzieller Natur, gelohnt hat, werden wir frühestens in Melbourne sehen, wenn alle Konkurrenten unter gleichen Bedingungen zum ersten Mal aufeinander treffen.