• 03.03.2004 22:27

  • von Fabian Hust

Danner: "Der McLaren-Mercedes war jämmerlich!"

Formel-1-Experte Christian Danner über die Favoriten auf den Titel, Ferrari, BMW-Williams, McLaren-Mercedes und Renault

(Motorsport-Total.com) - Kein Blatt vor den Mund nahm der ehemalige Formel-1-Pilot Christian Danner in einer ausführlichen Analyse aller zehn Formel-1-Teams für das Fachblatt 'motorsport aktuell'. "Auf keinen Fall" hält es der Deutsche zum Beispiel für möglich, dass Rubens Barrichello Michael Schumacher die Show stehen könnte, auch wenn der Brasilianer seinem Teamkollegen immer näher komme.

Titel-Bild zur News: Testfahrten

McLaren-Mercedes kämpfte laut Danner mit zu vielen Problemen

"Amüsiert" haben Danner die zurückhaltenden Worte des Ferrari-Präsidenten bei der Präsentation des F2004. "Nichts anderes als taktische Überlegung" ist seiner Meinung nach die zurückhaltende Wortwahl des Italieners gewesen: "Das Auto ist mit Sicherheit der Hammer", ist sich Danner sicher. Den Nachteil bei Ferrari sieht der ehemalige Rennfahrer bei den Reifen: "Beide haben nachgelegt, ich glaube aber, Michelin bleibt vorne."

Geblufft hat nach Meinung Danners das BMW-Williams-Team. Für den Deutschen ist klar, dass die Weiß-Blauen ihr Potenzial noch nicht offen gelegt haben, weil ein Marc Gené bei den Tests zum Teil schneller fuhr als die Stammpiloten: "Williams war noch nie auch nur annähernd am echten Potenzial dran." Vor allem freut sich der Formel-1-Experte, dass es nun ein Auto im Feld gibt, das sich vom Aussehen her aufgrund der Nase deutlich von den Modellen der Konkurrenz unterscheidet.

Kritik übt Danner am McLaren-Mercedes-Team, wo seiner Meinung nach in letzter Zeit neue Probleme hinzugekommen sind: "Ich kann nur beurteilen, was ich in Barcelona gesehen habe", so Danner gegenüber der 'msa' weiter. "Das Auto war jämmerlich!" Das Auto sei in Barcelona "nicht einfach durchschnittlich, sondern sauschlecht" gewesen. "Das Auto war in langsamen Kurven schrecklich. Man kann überhaupt nicht so viel Sprit in ein Auto schütten, um so langsam zu sein."

Dennoch könnte sich Danner vorstellen, dass die Silbernen in Melbourne wie Phoenix aus der Asche aufsteigen. Die Autos von McLaren seien in der Vergangenheit immer wieder unfahrbar gewesen, um kurze Zeit später wieder siegfähig zu sein. "Die Testbestzeit von Kimi in Valencia muss man mit Vorsicht genießen. Die Performance in Barcelona fand ich Besorgnis erregend."

Lob erhält das Renault-Team, dessen Auto zur Verwunderung Danners trotz des neuen 72-Grad-Motors "wie die Hölle geht. Der Renault fährt mit Abstand von allen Autos die besten Long Runs. Das Auto geht mit den Reifen sehr sanft um", hat Danner die Franzosen voll auf der Rechnung.

Sorgen macht sich Danner um Jarno Trulli: "Wann immer Trulli im Rennen letzte Saison vorne war, ist er gefahren wie eine Oma." Wohl deshalb, weil er sich zu sehr auf den Rückspiegel konzentriert, wie Danner vermutet. Die Kritik von Mika Häkkinen an Alonso kann er hingegen nicht verstehen, da habe der Finne wohl vor lauter Zigarrenrauch den Überblick verloren: "Alonso ist so was von gut, dass man ihn im Vergleich mit Räikkönen gewiss nicht als minderwertig einstufen kann."