• 24.02.2009 16:28

  • von Roman Wittemeier

Windsor: "Die Formel 1 braucht die USA"

Die USF1-Verantwortlichen erklären die Hintergründe ihre Projektes und nennen gleichzeitig einen Favoriten für ein Cockpit: Jonathan Summerton

(Motorsport-Total.com) - Die offizielle Verkündung der USF1-Pläne ist noch nicht vollzogen, aber es sickern immer mehr Details durch. Die ehemaligen Formel-1-Mitarbeiter Peter Windsor und Ken Anderson wollen eine rein amerikanische Mannschaft aufstellen und 2010 mit einem eigenen Team in der Königsklasse verteten sein. "Ich glaube, die Formel 1 braucht die USA", argumentierte Windsor gegenüber 'crash.net'. "Für alle Firmen ist es ein großer Markt, der größte Markt der Welt und die stärkste Wirtschaftskraft der Welt."

Titel-Bild zur News: Peter Windsor

Viel Erfahrung: Peter Windsor kennt die Formel-1-Szene aus dem Eff-Eff

Er sei sicher, dass man mit dem Team USF1 dazu beitragen könne, dass die Formel 1 in Zukunft auch wieder ein Rennen in den USA austragen werde. "Letztlich ist es aber nicht unsere Absicht, Amerika zu bekehren. Wir wollen Amerika die Formel 1 nahebringen und nicht einfach die Formel 1 in die Staaten holen. Wir werden nicht NASCAR-Fans zu Formel-1-Fans machen können. Aber es gibt auch so schon genügend Formel-1-Fans in den USA, die unser Team bestimmt unterstützen werden."#w1#

"Seit die Nachricht von unseren Plänen raus ist, wurden wir mit Unterstützungsangeboten überhäuft, es haben sich schon viele Leute um Jobs beworben", beschrieb der ehemalige Williams-Teammanager. "Wir hatten auf unserer Webseite schon Millionen von Clicks, obwohl dort nur ein Logo zu sehen war - eine Million Clicks in drei Tagen. Das zeigt doch, wie groß das Interesse der Amerikaner an einem Formel-1-Team ist."

Formel 1 ist keine Europa-Domäne mehr

"Wir wollten seit jeher ein amerikanisches Team aufbauen, welches beweisen soll, dass amerikanische Technologie mit der europäischen Technologie schritthalten kann. Es ist keine europäische Domäne mehr", sate Windsor auch mit Blick auf immer mehr Rennen in Übersee. "Die Tatsache, dass die Hälfte der Grands Prix außerhalb von Europa stattfinden, hat enorme Auswirkungen und war für uns auch ein Hauptargument."

"Das wird ein richtiger 'American Dream'." Peter Windsor

"Wenn immer noch 90 Prozent der Rennen in Europa wären und es immer noch viele Testtage in Europa gäbe, dann wäre die Sache für uns deutlich schwieriger. Aber das ist eben nicht der Fall." Windsor sieht den Standort Charlotte nicht als Nachteil. In Spanien unterhalte man ohnehin eine kleine Basis, wo große Teile des Equipments untergestellt werden könnten. "Das Herz des Teams wird aber in den USA sein. Solange es keine zwei Rennen in acht Tagen sind, werden unsere Jungs zwischendurch immer wieder nach Charlotte zurückkehren. Das wird ein richtiger 'American Dream'."

Ein Kauf des bisherigen Honda-Teams sei nie in Frage gekommen, bestätigte Windsor: "Wenn man ein amerikanisches Team aufbauen will, dann muss man bei Null starten. Honda ist ein Rennstall der alten Garde. Sie haben hunderte Millionen Dollar ausgegeben und haben 600 bis 700 Leute. Bevor ich ein solches Gebilde auf ein vernünftiges Maß zusammenstauche, fange ich lieber von vorn an und strebe ein gesundes Wachstum an."

Lieber klein beginnen, als groß ausmisten

"Wenn du erstmal Leute vor die Tür setzen musst, dass gerät das gesamte Gefüge ins Wanken." Die USF1-Mannschaft will angeblich mit einem Personalstamm von rund 100 Mitarbeitern starten, als Anfangsbudget strebt man eine Summe im Bereich von 50 Millionen Euro an. Natürlich sei es in Zeiten wirtschaftlicher Probleme nicht einfach, das nötige Geld zusammenzubekommen, gaben die beiden USF1-Verantwortlichen offen zu - aber es sei machbar.

"Es gibt gibt bestimmt noch einen weiteren Lewis Hamilton da draußen, und er wird Amerikaner sein." Peter Windsor

Seit den ersten Berichten über die USF1-Pläne wurde über die mögliche Cockpitbesetzung spekuliert. Namen wie Danica Patrick, Juan Pablo Montoya, Kyle Busch und AJ Allmendinger machten die Runde, aber ein ganz anderer scheint in der Favoritenrolle zu sein: Jonathan Summerton. Der junge US-Boy hatte 2008 beim Sieg in der A1GP-Serie aufhorchen lassen. "Der ist sehr, sehr gut", schwärmte Anderson. "Wenn du in Shanghai gewinnst, dann musst du gut sein."

"Wir wissen, dass er mit den Adam Carrolls dieser Welt mithalten kann - und Adam ist verdammt schnell und sollte eigentlich in der Formel 1 sein", sagte Anderson weiter. "Wir wissen auch, dass Jonathan auf dem Niveau von Sébastien Buemi sein kann, immerhin war der sein Teamkollege in der Formel 3. Er hat also jede Menge Potenzial."

Summerton Favorit, Speed mit Chancen?

Auf eine Diskussion über Namen wollte sich Windsor hingegen nicht einlassen. "Es geht nicht darum, an ein amerikanisches Talent zu glauben, sondern wir müssen Talente fördern und sie an die Formel 1 heranführen. Wenn wir einen jungen amerikanischen Fahrer haben, der tatsächlich das Niveau von Buemi oder Adrian Sutil hat, dann müssen wir ihn uns schnappen und ihn bei seiner weiteren Entwicklung unterstützen. Es gab bisher noch nie ein Förderprogramm, welches amerikanische Talente in Richtung Formel 1 gebracht hat."

Jonathan Summerton

Jonathan Summerton trat in der A1GP-Serie für das Team USA an Zoom

Ein solches Förderprogramm wolle man nun selbst aufbauen, um irgendwann die Früchte ernten zu können. "Vielleicht nicht ganz in dem Maße wie es Red Bull macht, aber schon so etwas in diese Richtung", erklärte Windsor. "Manche Formel-1-Teams machen so etwas schon richtig gut. Wir müssen solche Karriereleitern erst einmal aufbauen. Es gibt gibt bestimmt noch einen weiteren Lewis Hamilton da draußen, und er wird Amerikaner sein."

Scott Speed war in den vergangenen Jahren die große Ausnahme auf dem amerikansichen Fahrermarkt. Der frühere Toro-Rosso-Pilot genoss über viele Jahre die intensive Förderung von Red Bull. "Ich glaube, Scott wird unterschätzt", sagte Windsor. "Er hatte eine riesige Gelegenheit und man investierte viel Geld in ihn, aber irgendwie passte es für beide Seiten nie so richtig zusammen. Er ist ein extrem schneller Fahrer, hat es aber nie zeigen können, was sehr schade ist. Wenn man zurückschaut, dann wurde er trotzdem von der amerikanischen Öffentlichkeit immer stark unterstützt."