Wilson: "Einfach eine super Chance"
Ex-Minardi-Fahrer Justin Wilson kann es kaum erwarten, mit dem Jaguar R4 seine ersten Runden in Hockenheim zu fahren
(Motorsport-Total.com) - Praktisch über Nacht macht Justin Wilson in der Formel 1 einen Sprung vom Schlusslicht der Formel 1 in ein aufstrebendes Mittelfeldteam. Statt dem Minardi pilotiert der Brite ab dem kommenden Rennen Anfang August in Hockenheim den Jaguar R4.

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Justin Wilson fuhr im Minardi bisher hinterher, jetzt will er angreifen
War der Minardi noch ausgestattet mit dem zwei Jahre alten Cosworth-Motor, wird der 24-Jährige nun mit dem aktuellen Cosworth-Motor unterwegs sein, ganz zu schweigen von dem wesentlich besseren Chassis, der Elektronik und dem bessreen Fahrwerk, das er nutzen kann. Man kann darauf wetten, dass Wilson trotz nur noch verbleibenden fünf Rennen am Ende des Jahres nicht ohne Punkte dastehen wird.
"Für mich sind das fantastische Neuigkeiten und eine super Chance", so der größte Rennfahrer (1,92 m) im Feld. "Jaguar war in diesem Jahr wirklich beeindruckend und sie haben über den Winter einen großen Schritt nach vorne gemacht. Wie Mark Webber bewiesen hat, ist dies ein Team, das WM-Punkte einfahren kann und ich bin entschlossen, genau dies zu tun", so Wilson, der bei den "Grünen" Antonio Pizzonia ersetzen wird, dem dieses Kunststück nicht gelungen ist.
Noch vor wenigen Wochen verkaufte Justin Wilson Anteile von sich, um insgesamt 1,7 Millionen Euro zusammen zu tragen, damit er sein Cockpit bei Minardi bezahlen kann. Jetzt ist zwar Teamchef Paul Stoddart nicht begeistert, dass er seinen Fahrer verliert, aber er erhält eine dicke Ablöse, Wilson eine gute Chance auf WM-Punkte und sicherlich auch endlich ein angemessenes Gehalt. Also haben beide Parteien gewonnen.
Natürlich vergisst der Rennfahrer aus Sheffield auch nicht das, was der Australier für ihn getan hat: "Ich bin meinem Minardi-Chef Paul Stoddart unendlich dankbar dafür, dass er ein ausreichend großes Vertrauen in diesem Jahr mich hatte, als er mir das Cockpit gab und dass er mit so wenig Geld so tolle Arbeit verrichtet und mir die Möglichkeit gegeben hat, etwas über die Formel 1 zu lernen."
Als Teamkollege des erfahrenen und schnellen Jos Verstappen hat der Brite gezeigt, dass aus ihm ein Großer wird. Nicht jeder Formel-1-Neuling würde in einem so schwierig zu fahrenden Auto mit so wenig abgespulten Testkilometern so stark aussehen: "Ich kann es kaum abwarten, in Hockenheim ins Auto zu steigen", so Wilson.
"Natürlich wird es nicht einfach sein, ins kalte Wasser zu springen aber ich bin absolut entschlossen, den Vorschusslorbeeren des Teams gerecht zu werden. Jaguar hat eine solch fantastische Motorsportgeschichte und ich bin einfach nur sehr stolz, die Chance zu haben, für das Team zu fahren", so der Rennfahrer, der auf Grund seiner Nationalität natürlich perfekt in das Team passt.
Wilson bedauert es sehr, dass er auf Grund des sechswöchigen Testverbots, das ausgerechnet mit Beginn dieser Woche in Kraft getreten ist, nicht testen kann: "Ich muss das Auto erst einmal kennen lernen und ich weiß, dass Mark einen super Job macht. Ich gehe also nicht davon aus, dass ich ihm zeigen werde, wo es lang geht", so Wilson gegenüber der 'BBC'. "Es wäre schön gewesen, hätte ich das Auto vor Hockenheim testen können. Ich muss die Reifen kennen lernen, außerdem bin ich in Hockenheim noch nicht gefahren."
Für Wilson steht fest, dass er sich nun beweisen muss, will er auch kommendes Jahr für Jaguar oder auch für ein anderes Team in der Formel 1 fahren: "Ich bin auf dem obersten Level, also muss ich damit auch zurechtkommen. Es war kein Deal, der von langer Hand geplant worden ist. Wenn ich es nicht auf die Reihe bekomme, dann werde ich das Cockpit nicht behalten."

