• 02.04.2004 08:25

Willis: "Sicherlich ein ermutigender Saisonbeginn"

BARs Technischer Direktor im Interview über die Auftaktrennen, die Vorbereitungen auf Bahrain und das Qualifying-Format

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Geoff, gab es schon irgendwelche Überraschungen, seit du hier angekommen bist?"
Geoff Willis: "Ich bin den Kurs noch nicht abgegangen, werde das vielleicht heute Nachmittag tun, aber von dem, was die Renningenieure sagen, sehen einige der langsamen Kurven enger aus als erwartet. Wir haben natürlich auch unsere Hausaufgaben gemacht, was die Simulationen angeht, aber um sicher zu gehen, wo wir stehen, werden wir erst einmal ein paar Runden drehen müssen."

Titel-Bild zur News: Geoff Willis

Geoff Willis ist mit dem Saisonauftakt seines BAR-Teams sehr zufrieden

Frage: "Wie schwierig wäre es, die Übersetzungen nachträglich zu korrigieren, wenn ihr euch diesbezüglich vergriffen hättet?"
Willis: "Es ist wichtig, aus den Simulationen auf den richtigen Bereich an Übersetzungen zu stoßen, denn wir haben eine große Palette an Gangübersetzungen. Natürlich wollen wir aber nicht alle möglichen Gangübersetzungen rund um die Welt mitnehmen, speziell nicht zu diesen weit entfernten Rennen, aber wir sind ziemlich zuversichtlich, was die verwendeten Übersetzungen angeht. Normalerweise irren wir uns da nicht."#w1#

"Liegen mit dem ersten Podestplatz gut in der Zeit"

Frage: "Wie sind die ersten beiden Rennen aus eurer Sicht verlaufen?"
Willis: "Es war sicherlich ein ermutigender Saisonbeginn. Das ist das dritte Jahr unseres langfristig angelegten Plans und mit dem ersten Podestplatz liegen wir gut in der Zeit. Es war zwar nicht unser erster Podestplatz überhaupt, aber der erste aus eigener Kraft. Das war sehr wichtig für das Team und auch sehr wichtig für Jenson. Wir haben das Auto stark verbessert, waren der Meinung, es würde viel besser sein als das alte, und jetzt beweist sich das. Wir haben noch einen langen Weg vor uns und sind noch lange nicht auf dem gewünschten Niveau. Das war aber einmal ein guter Anfang, auch wenn es unglücklich war, Takumas Auto im letzten Rennen mit einem Motorenproblem zu verlieren. Wir haben eine ungefähre Idee, was das Problem war, haben die Lösung schon getestet und überhaupt war der Test in Ricard letzte Woche positiv. Alles ist logisch, wir machen stete Fortschritte und unser Ziel ist, relativ zur Konkurrenz im Laufe des Jahres schneller zu werden."

Frage: "Wie stark hat sich Jenson seit dem Ende letzten Jahres verändert?"
Willis: "Jenson hat eine Menge Erfahrung, immerhin ist das jetzt schon sein fünftes Jahr in der Formel 1. Manchmal denke ich, dass die Erscheinung seiner ruhigen und entspannten Art belegt, wie konzentriert er auf das ist, was er tut. In seiner jetzigen Position ist er sicher dazu in der Lage, Einfluss auszuüben, dem Team vom Cockpit aus die nötige Führung zu geben. Sicher hat er die nächste Stufe erreicht. Vielleicht hat ihm dieser Podestplatz auch bestätigt, dass Podiums für ihn und das Auto in Reichweite liegen und dass jetzt bald der nächste große Schritt kommen könnte."

BAR wartet in Imola mit einer Reihe an Veränderungen auf

Frage: "Man hört immer wieder, dass man bis Imola warten muss, um ein echtes Kräfteverhältnis zu zeichnen, weil die meisten Teams noch nicht alle neuen Teile nach Melbourne mitbringen, sondern eben erst zum Europaauftakt. Wie sieht das bei euch aus?"
Willis: "Wir haben eine Reihe an Änderungen für Auto und Motor für Imola vorbereitet. Als erstes Europarennen bietet es sicher die Möglichkeit, ein bisschen umzumodellieren. Es ist schwierig, die Autos während der Überseerennen weiterzuentwickeln, weil man wenig Zeit zum Atmen hat, aber man kann die Performance erstmals mit der Konkurrenz vergleichen und daraus wiederum einen gewissen Fokus ziehen. Wir haben schon zu einem gewissen Grad gewusst, was wir in Imola neu machen werden, aber jetzt wurde uns bestätigt, dass das die richtigen Schritte sind. Wir haben einige Motorenschritte und wir haben einige Chassisschritte."

Frage: "Sicher habt ihr auch die Rundenzeiten simuliert. Was ist dabei herausgekommen?"
Willis: "Es müsste eine niedrige 1:30 werden, aber das könnte morgen sehr bald widerlegt werden..."

Frage: "Also knapp über 1:30, richtig?"
Willis: "Das wird vielleicht auch davon abhängen, wie rasch die Strecke sauber wird. Es gibt einen Spielraum für Irrtümer, bevor man zum ersten Mal auf einer Strecke fährt. Die Rundenzeit, die wir für Imola vorhersagen würden, wäre sicher korrekter."

Wichtigste Simulationen wurden recht rasch durchgeführt

Frage: "Wie viele Simulationen habt ihr durchgeführt, bevor ihr hierher gekommen seid?"
Willis: "Ich denke, die Frage bezieht sich darauf, wie viele Simulationen wir angestrengt haben für die Autoabstimmung und wie viele für rennstrategische Überlegungen. Nun, ohne zu viel verraten zu wollen, die ersten Simulationen hinsichtlich der ungefähren Gewichtsverteilung und der Gangübersetzungen gehen ziemlich schnell."

Frage: "Jeder hat momentan so seine Ansichten zum Qualifying-Format. Wie sollten die beiden Trainingstage deiner Meinung nach neu gestaltet werden?"
Willis: "Das ist eine intrigierende Frage und ich schätze, dass die Antwort der Teams eine andere sein wird als die der Fans. Es wäre schön, irgendeinen Weg zu finden, die Autos mit ihrem absoluten Speed gegeneinander antreten zu sehen. Jeder würde gerne wissen, wie schnell die Autos tatsächlich sind, so wie früher, als es noch vier Runs im echten Qualifying-Trimm gab. Ich halte das gestürzte Qualifying aber für ziemlich interessant und die einzelne Runde stellt besondere Anforderungen an die Fahrer und bestraft Fehler gnadenlos. Wenn wir also eine Lösung finden würden, die einen echten Anreiz für die Teams darstellen würde, im ersten Teil mit wenig Sprit zu fahren und den zweiten wie gehabt durchzuführen, dann wäre das sicher optimal."

Frage: "Kommt es bei einer neuen Strecke schon einmal vor, dass die Simulationen zu einer zu kurzen Gangübersetzung führen? Und wenn ja, was könnt ihr dagegen unternehmen?"
Willis: "Das ist in der Vergangenheit schon ab und zu vorgekommen und sicher erinnern sich viele noch an Szenen, als jemand zum Überholen angesetzt hat und plötzlich nicht mehr den nötigen Geschwindigkeitsüberschuss hatte, weil sich der Drehzahlbegrenzer eingeschaltet hat. Wir geben natürlich unser Bestes, damit so etwas nicht vorkommt, aber es gibt schon ein paar Rennen, wo die Konfiguration des höchsten Gangs aufgeheizte Diskussionen auslöst, die dann in der Regel zwischen dem letzten freien Training und dem ersten Qualifying stattfinden."