• 10.10.2003 18:24

Willis: "Sato ist intelligent und scharfsinnig"

Der Technische Direktor von BAR-Honda über Jacques Villeneuve und dessen Nachfolger Takuma Sato

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Geoff, gibt es angesichts der neuen Regeln technische, taktische oder das Design betreffende Bedenken?"
Geoff Willis: "Die größte Herausforderung im kommenden Jahr ist ganz klar die Ein-Motoren-Regel. Es wird versucht werden, die Anzahl der Kilometer im Gegensatz zu den zwei Stunden Fahrzeit am Freitag zu minimieren. Viele Dinge in Bezug auf die Regeln müssen noch klar gestellt werden. Uns ist noch nicht klar, wie es mit den Reifen beim dritten Fahrer bestellt ist und ob wir dazu gezwungen werden, das ganze Wochenende über einen dritten Fahrer einzusetzen."

Titel-Bild zur News: Geoffrey Willis

Geoffrey Willis will über Satos fahrerische Leistungen (noch) nicht viel sagen...

"Wir sind uns noch nicht sicher, wie sich das auf den Motor auswirken wird. Was die zwei Qualifying-Sessions am Samstag angeht, brauchen wir vielleicht ein wenig mehr Zeit dazwischen, das sind aber nur ein paar kleine Details. Ich glaube, dass es einen Unterschied ausmachen wird, ich bin mir aber auch sicher, dass wir die richtige Lösung finden werden. Aus der technischen Sicht gesehen rechne ich nicht damit, dass es größere Probleme geben wird."

Willis: Qualifying nicht für spannende Saison verantwortlich

Frage: "Wir haben in diesem Jahr eine sehr enge Meisterschaft gesehen. Lag dies an den neuen Regeln oder ist dies eine normale Entwicklung?"
Willis: "Wir haben in diesem Jahr vielleicht einen abwechslungsreicheren Reifenkrieg gesehen. Es gab in die eine oder in die andere Richtung keinen klaren Vorteil, es hing alles von den Strecken und den Bedingungen ab. Es gibt auch mehr Teams, die auf einem gleichen technischen Level arbeiten, ich denke also, dass es gut durchmischt war. Ich persönlich glaube nicht, dass das Qualifying in Bezug auf den Ausgang der Weltmeisterschaft einen großen Unterschied ausgemacht hat."

Viel Druck beim "Heimrennen"

Frage: "Dies ist das Heimrennen von Honda, gibt es da besonders viel Druck?"
Willis: "Nun, es gibt sicherlich eine Menge Gründe für Druck hier. Es ist in vielerlei Hinsicht unser Heimrennen, besonders auf Grund der engen Verbindung zwischen Honda und dem Kurs von Suzuka. Außerdem hat Honda hier eine große Fabrik. Wir versuchen auf jeden Fall alles, um den fünften Platz in der Meisterschaft zurückzubekommen. Natürlich ist es hier genauso wichtig gut abzuschneiden wie sonst wo, um den fünften Platz zu erzielen. Wenn es hier schief geht, dann ging es schief weil wir zu Beginn des Jahres versagt haben."

Satos Einsatz wurde kurzfristig bekannt

Frage: "Ihr habt ja auch einen Fahrerwechsel an diesem Wochenende. Was ist deine Meinung bezüglich Jacques' Weggang und Takumas glänzendem Einstand?"
Willis: "Wir haben nur wenig über Jacques' Entscheidung mitbekommen. Ich hörte gestern um elf Uhr morgens im Zug davon, nachdem es zwischen Craig Pollock und David Richards ein Telefonat gegeben hat. Takuma hat sich sehr gut eingelebt. Ich bin der Meinung, dass er heute sehr gut gearbeitet hat. Wir sind ohne Probleme durch unser Programm hindurch gekommen und er fuhr eine gute aber nicht zu konservative Qualiyfing-Runde."

"Wir haben natürlich alle schon mit Takuma gearbeitet. Er testete für uns in diesem Jahr, kennt die Kniffe und die Prozeduren, er kennt die Ingenieure und Mechaniker und er kennt den Kurs sehr gut. So gesehen ist dies für ihn eine angenehme Situation, auf der anderen Seite steht er aber natürlich auch mächtig unter Druck und aus diesem Grund hat er heute einen sehr guten Job erledigt."

Willis gibt sich bedeckt

Frage: "Wie sehr ist er deiner Meinung nach seit dem letzten Jahr gereift?"
Willis: "Es ist schwierig, diesbezüglich eine Antwort zu geben. Man kommt auf jeden Fall sehr gut mit ihm aus, er ist intelligent, scharfsinnig und wir haben gerne mit ihm zusammengearbeitet und freuen uns schon darauf, mit ihm kommendes Jahr zusammen zu arbeiten."

Villeneuve schwierig aber gut

Frage: "Wir haben über die Jahre hinweg viele Geschichten darüber gehört, wonach es schwierig sei, mit Jacques Villeneuve zusammen zu arbeiten, dass er nicht die richtige Einstellung hat und nicht in das Team passt. Ich weiß nicht, ob dies stimmt oder nicht. In Indianapolis sagte Jacques 'Frag die Jungs, mit denen ich gearbeitet habe und sie werden dir sagen, dass ich 100 Prozent gegeben habe und es unter meinen Mechanikern und Ingenieuren eine Menge Respekt gibt'. Kannst du da etwas Licht ins Dunkle bringen?"
Willis: "Jacques ist auf jeden Fall ein sehr robuster Charakter. Ich habe mit ihm über die letzten zwei Jahre hinweg sehr gerne zusammengearbeitet. Meiner Meinung nach ist er ein sehr privater Mensch und kann aus diesem Grund nach Außen als ziemlich kühl beschrieben werden. In einer kleinen Gruppe ist er jedoch großartig und sehr offen. Was das technische Feedback angeht, so ist er sehr aufmerksam und verbringt viel Zeit damit nachzudenken, was sein Auto macht, vor allem während des Rennens."

"Was das Setup des Autos und die Arbeitsweise angeht, so macht er sein eigenes Ding. Vielleicht ist er aus diesem Grund ein wenig schwierig, aber über die Jahre hinweg ist er meiner Meinung nach ein besserer Fahrer geworden, vor allem im Regen. Es ist schwierig zu sagen, warum er in diesem Jahr so sehr gekämpft hat. Das Team hat ihm sicherlich nicht geholfen, weil es oft Probleme mit der Zuverlässigkeit gegeben hat. Er hat sicherlich alles gegeben, er hat sich dem Rennsport immer sehr gewidmet. Ich glaube, dass er wohl mehr ein kompletter Fahrer ist als in jenen Tagen, als er den Titel gewann."

Willis: Im Freitags-Qualifying wurde "geschummelt"

Frage: "Macht die Formel 1 als Industrie in Sachen Einnahmen aus den Fernsehrechten und all diesen Dingen an den Freitagen Geld?"
Willis: "Es hat nicht lang gebraucht um zu bemerken, dass es nicht sehr schlimm ist, wenn man sich am Freitag nicht gut qualifiziert, so lange man nicht unter den ersten Fünf ist, die am Samstag rausfahren müssen und ich bin mir ziemlich sicher, dass einige Gegner am Freitag mit unterschiedlichen Benzinmengen fuhren, um es den Gegnern schwerer zu machen, einzuschätzen, wo man steht. Das Qualifying am Freitag war nie mit dem Qualifying am Samstag im letzten Jahr zu vergleichen, als die Leute so schnell fuhren, wie das Auto ging. Dies hinterließ immer ein Fragezeichen, vor allem aus technischer Sicht. Man war angesichts der eigenen Benzinmenge immer zuversichtlich, aber man ging auch nicht davon an, dass alle anderen leer waren?"

Frage: "Williams hatte in Indianapolis ein Problem mit dem Tankrüssel und ich glaube, dass so ziemlich jeder das eine oder andere Mal damit Probleme hatte. Das Problem ist, dass wenn wir mit den Teams sprechen sie sagen, dass es ein Problem der FIA-Rüssel ist und wenn wir mit Charlie Whiting sprechen er sagt, dass es ein Bedienungsfehler ist. Seid ihr mit den Tankrüsseln zufrieden und wenn nicht, was sollte verbessert werden?"
Willis: "Ich denke, dass unser einziges Problem mit dem Tankrüssel in diesem Jahr selbstinduziert war. Über die Jahre hinweg waren wir mit den Rüsseln nicht völlig zufrieden. Wir haben uns vielleicht an einen Punkt hinbewegt, an dem wir zufrieden sind. Ob nun die ganze Zeit, die Ausgaben und Anstrengungen, die hier investiert worden sind, es wirklich wert gewesen sind, da bin ich mir nicht sicher."

Willis hätte sich Montoya als Weltmeister gewünscht

Frage: "Wer glaubst du wird Weltmeister?"
Willis: "Das ist eine schwierige Frage. Wenn du gefragt hättest, wen ich gerne als Weltmeister sehen würde, dann hätte ich Juan Pablo gesagt. Er ist ein sehr offener Mensch und sehr konkurrenzfähig. Ich glaube, dass Michael den Fahrertitel gewinnt und ich glaube, dass mein altes Team Williams gute Chancen hat, den Konstrukteurstitel zu gewinnen."