• 21.02.2003 09:27

  • von Fabian Hust

Williams/McLaren-Brief stößt auf Kritik

Dass McLaren-Mercedes und BMW-Williams so kurz vor der Saison das neue Reglement in Frage stellen, stößt auf Kritik

(Motorsport-Total.com) - 17 Tage vor dem Saisonauftakt in Melbourne haben die Teamchefs Frank Williams und Ron Dennis in einem sechsseitigen Brief an FIA-Präsident Max Mosley zum Ausdruck gebracht, dass sie mit Teilen der Änderungen am Reglement nicht leben können und alles unternehmen werden, um die ihrer Meinung nach unrechtmäßig durchgeführten Änderungen zu stoppen. Dazu wird man wohl auch ein Schiedsgericht einschalten.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Ron Dennis macht sich im Moment nicht gerade neue Freunde

McLaren und Williams sind etablierte Teams in der Formel 1, aus diesem Grund hält sich die Kritik bisher in Grenzen, aber hinter vorgehaltener Hand schimpft man auf die britisch-deutschen Teams, weil sie so kurz vor der Saison wieder einmal mehr als deutlich machen, dass in der Formel 1 derzeit kein gesundes Klima herrscht, was potenzielle Sponsoren davon abhalten könnte, in den Sport zu investieren.

Die beiden Teams hatten nicht nur den Brief an Mosley veröffentlicht, sondern auch TV-Beiträge produziert und diese den TV-Stationen weltweit zur Verfügung gestellt, um maximale Aufmerksamkeit zu erreichen. Gleichzeitig kündigte man jedoch an, in der kommenden Saison auf jeden Fall an den Start zu gehen, wohl wissend, dass man mit dem Prozess gegen die FIA nicht von heute auf morgen Erfolg haben wird, wenn man denn überhaupt eine Chance hat, die Änderungen am Reglement zu stoppen.

Primär geht es den Teams abgesehen von der Verteilung der Einnahmen aus dem Verkauf von Fernsehrechten um die Beschneidung der Technik in der Formel 1. Das Problem: Die Motorenpartner Mercedes und BMW müssen jetzt schon damit beginnen, wie gefordert langlebige Motoren zu entwickeln, würden die Teams tatsächlich einen möglichen Prozess gegen die FIA gewinnen, müssten die Automobilhersteller ihre Pläne wieder in den Müll werfen und müssten dadurch mit einer zusätzlichen finanziellen Belastung leben, was nicht im Sinne aller Beteiligten sein kann.

Gerade die geplante Einführung von langlebigen Motoren, die eines Tages sechs Rennen lang halten sollen, stößt nicht nur bei McLaren-Mercedes und BMW-Williams auf Ablehnung sondern auch bei Ferrari und insbesondere bei Renault. Andere Hersteller haben sich zu diesem Thema noch nicht öffentlich geäußert. Fakt ist aber auch, dass sich kein anderes Team dem Protest von McLaren und Williams angeschlossen hat. Man ist wohl gewillt, für eine kostengünstigere Formel 1 über den eigenen Schatten zu springen.

Insbesondere McLaren schmerzt das ab dem elften Rennen geltende Verbot elektronischer Fahrhilfen, da man gerade für einige Millionen Euro ein neues und fortschrittliches System entwickelt hat, das jetzt nur ein paar Rennen eingesetzt werden kann. Experten rechnen damit, dass sich ein Verfahren gegen die FIA so lange hinziehen wird, dass es eigentlich gar keinen Sinn macht, gegen das Reglement vor die internationale Handelsgerichtskammer in Lausanne zu ziehen.

"Ich bin geschockt und absolut verblüfft", äußert sich BAR-Teamchef David Richards im 'Guardian' zu dem Brief der beiden Top-Teams. "Dies ist das Letzte, was der Sport im Moment gebrauchen kann. Wir sollten alle an einem Strang ziehen, um ihm zum Erfolg zu verhelfen." Auch Teamchef Paul Stoddart schließt sich der Kritik an: "Es ist eine sehr traurige Aussicht, dass wir nun ein Jahr der Politik abseits der Strecke haben werden wohingegen die Fans lieber Rennsport auf der Strecke sehen würden."