• 04.07.2002 12:33

  • von Marcus Kollmann

Williams: Kein Interesse an Durchschnitts-Fahrern

Der Teamchef spricht über die Veränderungen in den Fahrergenerationen von damals und heute

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu seiner globalen Motorsportserie entwickelt, doch ihr Ursprung liegt ganz klar in Großbritannien, wo seit 1950 jedes Jahr ein Rennen der Königsklasse ausgetragen wurde. Diese Meinung vertritt auch BMW-Williams-Teamchef Frank Williams, der seine Nation sozusagen als den Antrieb des Motorsports sieht. Der Zeitung 'The Times' sagte er, dass Motorsport eine besonders britische Fertigkeit sei. "Die Leute in den Schlüsselpositionen bei Ferrari haben ihr Handwerkszeug in England gelernt. Wir Briten sind eine eigenständig denkende, entschlossene und grundsätzlich aggressive Nation und das macht uns so wettbewerbsfähig", brachte der 60-Jährige seinen Nationalstolz zum Ausdruck.

Titel-Bild zur News: Frank Williams

Williams: Fahrer wie Mansell gibt es nicht mehr

Sein Team konnte zwar bislang neun Mal die Konstrukteursweltmeisterschaft gewinnen und hat sich zuletzt als ärgster Konkurrent von Ferrari erwiesen, doch Pole Positionen und Siege allein stimmen den seit einem Autounfall kurz vor Beginn der Saison 1986 an den Rollstuhl gefesselten Teamchef nicht glücklich. Der letzte Weltmeistertitel aus dem Jahr 1997 liegt zudem schon ziemlich lange Zeit zurück, weshalb Sir Frank Williams eine Wachablösung der gegenwärtig die Königsklasse dominierenden Scuderia Ferrari herbeisehnt.

Um sich in der von Saison zu Saison allgemein konkurrenzfähiger werdenden Serie durchzusetzen, bedarf es aber nicht nur eines hervorragenden Boliden, guter Partner und optimaler Reifen, sondern man benötigt auch die besten Fahrer. Frank Williams selbst hat eine nicht gerade leichte Entscheidung, um die ihn andere Teamchefs wiederum beneiden, zu treffen. Während Ralf Schumacher über einen Vertrag für die nächste Saison verfügt, stellt sich die Frage, ob kommendes Jahr erneut Juan-Pablo Montoya im Cockpit sitzen wird oder vielleicht doch der an Renault ausgeliehene Jenson Button. Williams selbst hat über die Jahrzehnte viele Veränderungen im Motorsport erlebt und mitgemacht und eine wovon er nachhaltig beeindruckt ist, ist die Art und Weise wie sich die Fahrer entwickelt haben: "Die jungen Fahrer sind heute viel besser als sie es vor 20 Jahren waren. Damals war es so, dass sie einfach nicht Reif genug waren, bis sie 30 Jahre alt waren, doch Juan-Pablo ist gerade einmal 26 und Jenson 22 Jahre alt. Die Dinge verändern sich..."

Herausragende Talente unter den Fahrern, wie es sie früher gab, sind laut Williams aber rar geworden: "Ayrton Senna war der Beste seines Jahrgangs. Alan Jones und Nigel Mansell stachen hervor. Nigel war unglaublich konkurrenzfähig. Er war ein Bulle im Auto und es gibt keine Fahrer mehr wie ihn", bedauert der Teamchef, der weiß, dass es teuer geworden ist und riskant sein kann herausragende Fahrer zu suchen und zu fördern. Die Formel 1 hat sich diesbezüglich im Laufe der Jahre eben auch verändert. Nicht jedoch der Anspruch von Frank Williams wenn es darum geht wen er in seinen Boliden die Möglichkeit gibt sich zu beweisen. "Wir sind nur interessiert an Weltmeistern, nicht an Fahrern die ein Auto in die dritte oder vierte Startreihe stellen können", gibt der Brite seine hohen Ansprüche zu. Wem er neben Ralf Schumacher für die Saison 2003 das Vertrauen ausspricht, Montoya oder Button, wird deshalb interessant zu beobachten sein, lässt sich daraus doch schließen - zumindest indirekt - welche Meinung er von den Fahrern hat.