Williams' endloses Debakel: Ist das Auto nicht mehr zu retten?

Mitleid von der Konkurrenz, Grabreden von den eigenen Piloten: Die Hoffnung, dass Williams 2018 noch den Anschluss an das Feld findet, schwinden rasant

(Motorsport-Total.com) - Letzter Platz in der Konstrukteurs-WM, das mit Abstand langsamste Auto im Feld und fehleranfällige Piloten im Cockpit (Formel 1 2018 live im Ticker): Die Talfahrt der Williams-Mannschaft erreichte beim Frankreich-Grand-Prix am vergangenen Wochenende einen neuen Tiefpunkt. Nach Monaten voller Pleiten, Pech und Pannen scheint im Team die Hoffnung auf eine Wende zu schwinden.

Titel-Bild zur News: Sergei Sirotkin, Lance Stroll

Sergei Sirotkin und Lance Stroll gurken dem Feld nur noch hinterher Zoom

Sergei Sirotkin glaubt offenbar nicht mehr daran, dass der Anschluss an die Konkurrenz in der Saison 2018 gelingen könnte: "Leistungsmäßig sind uns Grenzen gesetzt. Ehrlich gesagt denke ich, dass wir alles herausgeholt haben, was im Auto und im Paket steckt." Es hieße in der Konsequenz, dass Williams dem Feld bald noch weiter hinterherfährt. Denn bei anderen Autos gibt es Potenzial.

Technikchef Paddy Lowe, der zuletzt nicht mit Durchhalteparolen geizte, widerspricht Sirotkin und glaubt an den FW41: "Ich denke nicht, dass wir das Beste mit dem Auto gezeigt hätten." Er denkt, dass es Abhilfe für die zahlreichen Probleme gäbe. "Das Frustrierende ist: Im Hintergrund wird toll geschuftet, aber im Vordergrund ist es nur schwierig. Wir sehen die Früchte unserer Arbeit nicht."

Ein Teufelskreis, denn mit einer Enttäuschung nach der anderen schwinden Eifer und Optimismus. Es macht sich negatives Karma breit und die Grenzen im Kopf werden enger. Sirotkin erinnert sich an sein Qualifying von Le Castellet: "Die Runde fühlte sich besser an. Besser als wenn ich gewusst hätte, dass mir eine halbe Sekunde zum Vordermann fehlt." Dann wäre er noch langsamer gewesen?


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Auch Teamkollege Lance Stroll kann nicht verbergen, dass er genervt ist. Genervt von der fehlenden Performance. Kleine Schritte reichen Williams nicht mehr. "Es fällt schwer, Verbesserungen zu spüren, solange nicht ein riesiges Update kommt", moniert er. "In der Formel 1 entwickeln alle ihre Autos. Sogar wenn es sich besser anfühlt, machen andere Fortschritte und der Rückstand bleibt."

Stroll glaubt,, dass der Wagen an identischen Probleme kränkeln würde wie zu Saisonbeginn. Klingt nicht nach Fortschritt. Angesichts des bis zur Sommerpause prall gefüllten Formel-1-Kalenders mit fünf Rennen in sechs Wochen bleibt zudem wenig Zeit, ihm auf Vordermann zu bringen. "Es ist für niemanden einfach, aber besonders knifflig, wenn man ein langsames Auto hat", stöhnt Lowe.


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Im Paddock ruft das Williams-Drama Mitleid hervor. "Macht keinen Spaß zum Anschauen", meint Ex-Mitbesitzer Toto Wolff. Er will auf den Onboard-Aufnahmen erkannt haben, wie schwierig das Auto zu fahren ist, und spricht von einem Gordischen Knoten: "Das Problem ist in der Formel 1, dass es nie eine einzelne Lösung gibt, die alle Probleme löst. Sondern es ist eine Aneinanderreihung von positiven oder negativen Effekten, die dazu beitragen, dass das Auto funktioniert oder nicht."

Auch Valtteri Bottas, einst Zögling des Teams, verfolgt den Absturz seines Ex-Teams mit Unbehagen. "Sie straucheln sogar ärger als 2013", erinnert er sich an seine erste Formel-1-Saison in Grove.

Selbst Paddy Lowes Durchhalteparolen haben ihren Pathos verloren: "Es wird nicht großartig werden", blickt er auf den Österreich-Grand-Prix, wo Williams vor wenigen Jahren um die Pole-Position und Sieg fuhr. Stroll klingt beinahe sarkastisch, wenn er auf die Frage antwortet, was es bräuchte, damit Williams in Spielberg doch aufhorchen lässt: "Regen könnte die Sache aufmischen."

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