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  • 21.09.2003 13:33

  • von Marco Helgert

Williams: "Das ist nicht unser Ding"

Frank Williams glaubt an den Titelgewinn mit Juan-Pablo Montoya und erteilt unfairen Aktionen im Titelkampf eine Absage

(Motorsport-Total.com) - Es gibt wohl nur wenige Teamchefs in der Formel 1, die das Attribut "sportlich" mit stolz geschwellter Brust herumtragen können. Neben Peter Sauber gehört wohl auch Frank Williams in diese Kategorie, auch wenn er 1981 teamintern gegen Carlos Reutemann arbeitete. Dies ist jedoch mehr als 20 Jahre her, und seit dieser Zeit hat Williams immer den internen Zweikampf im Team gefördert, auch wenn dabei die Fahrerweltmeisterschaft verloren ging.

Titel-Bild zur News: Frank Williams

Frank Williams glaubt im Titelkampf an seinen Schützling Montoya

In Monza bot sich eine Gelegenheit, die andere Teams wohl händeringend ausgenutzt hätten: Im Zuge der zweiten Serie der Boxenstopps lief Michael Schumacher auf Marc Gené auf. Der Katalane hätte nun den Titelverteidiger aufhalten können, um seinem Teamkollegen Juan-Pablo Montoya somit noch eine Chance auf den Sieg einzuräumen, doch passiert ist nichts.

"Das ist nicht unser Ding", erklärte Williams der 'Sunday Times' die Situation. Doch selbst der große Gegner der Stallorder muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass taktische Spielereien sehr wohl den Ausschlag geben können. "Nehmen wir an Ralf liegt auf Platz zwei und Juan ist Dritter. Ralf wird nun nicht vor den Boxen auf die Bremse steigen, aber irgendwo auf der Geraden wird Juan-Pablo dann sicher vorbeikommen."

Im Prinzip ist das eine Teamorder, doch für Frank Williams ist die Sachlage nicht ganz so trivial: "Würde das jemanden in der Öffentlichkeit stören? Überhaupt nicht", ist er überzeugt. "Wir reden hier von einem Team, dass in der Vergangenheit darunter litt, dass es den Fahrern keine Anweisungen gab. Die Öffentlichkeit möchte einen Kampf zwischen Michael (Schumacher), Juan-Pablo (Montoya) und Kimi (Räikkönen) sehen. Ralf soll da nicht im Weg stehen."

Wenn doch, dann ist weiterer Ärger vorprogrammiert: "Wenn Ralf Juan-Pablo am Gewinn des Titels hindert, dann würden uns alle umbringen", so Williams. Doch einfahren muss Montoya den Titel ohnehin allein. "Juan ist erwachsen geworden. Er hat früh in diesem Jahr verstanden, dass die übermotivierte Art nicht funktionieren wird. Es ging nur um den langfristigen Blick."

"In Monza hat sich das deutlich gezeigt: Der alte Montoya wäre womöglich beim Versuch, Michael einzuholen, von der Strecke abgekommen, der neue Montoya hat acht Punkte eingefahren und kämpft weiter um den Titel. Ich glaube daran, dass er Michael schlagen kann."