• 08.10.2012 09:44

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Williams: Bottas hat wichtige Fürsprecher

Die Szene staunt über gute Auftritte, die Williams-Ingenieure setzen große Hoffnungen in ihn: Valtteri Bottas - Wann bekommt der Finne seinen Rennvertrag für 2013?

(Motorsport-Total.com) - Bei Williams stellt man sich in dieser Saison immer wieder die berühmte Frage: "Was wäre gewesen, wenn...". Diese Frage ist bezogen auf die Cockpitbesetzung beim britischen Traditionsteam. Pastor Maldonado konnte zwar in Barcelona einen sensationellen Sieg feiern, kam aber sonst nur zweimal überhaupt in die Punkte. Sein Kollege Bruno Senna war oft langsamer, sammelte aber immerhin etwas konstanter einige Zähler. Quintessenz: Der FW34 hätte mehr Erfolge zugelassen.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Valtteri Bottas wird Jeans und Shirt 2013 vermutlich gegen Rennoverall tauschen Zoom

Die Mannschaft aus Grove hat einen Rohdiamanten im eigenen Kader. Valtteri Bottas absoliverte in diesem Jahr bislang an elf Rennwochenenden das Training am Freitagmorgen und präsentierte sich dabei durchweg stark. Am vergangenen Wochenende in Suzuka konnte der Finne im ersten Freien Training zwar nicht die Rundenzeit von Teamkollege Maldonado erreichen, aber dies hatte einen guten Grund: Der Venezolaner durfte frischere Reifen verwenden.

"Valtteri hat außergewöhnliche Fortschritte gemacht", attestiert Williams-Chefingenieur Mark Gillan dem Youngster eine gute Entwicklung. Das Urteil des britischen Technikers ist wichtig, denn bei Williams sind die Ingenieure in die Entscheidung über die Fahrerwahl für 2013 einbezogen. "Wir sind in diesen Prozess involviert und arbeiten eng mit dem Management des Teams zusammen", bestätigt Gillan und unterstreicht damit, dass Bottas mit Unterstützung rechnen darf.

"Wir verbringen viel Zeit mit Valtteri, im Simulator und an der Strecke. Es gibt keinen Zweifel daran, dass er bald bereit dazu ist, Rennen zu bestreiten. Hinter den Kulissen müssen wir mit ihm besprechen, was die Zukunft für ihn bereithalten könnte", meint der Chefingenieur. "In Suzuka hatte er anfangs ein bisschen zu kämpfen. Es ist eine richtig schwierige Strecke und er hatte nur einen Reifensatz zur Verfügung. Bis man den Kurs im Griff hat, sind die Pneus halt schon hinüber. Dann wird es schwierig."

"Ich denke, er hat sich im Freitagstraining wirklich sehr gut verkauft. Als er seine Rundenzeit markierte, waren die Reifen schon in die Knie gegangen. Er war beeindruckend unterwegs", schildert Gillan seine jüngsten Eindrücke. "Diese Saison war für mich sehr, sehr gut, weil ich viel lernen konnte. Ich habe fast alle Strecken kennenlernen dürfen und habe viele Kilometer im Auto abgespult. Ich fühle mich bereit für einen ersten Renneinsatz, aber ich weiß nicht, wann es soweit sein wird", meint Bottas gegenüber 'Reuters'.

Der junge Finne zeigt gute Leistungen, einen starken Willen, gleichzeitig aber auch die nötige Geduld. Die Verhandlungen über seine Zukunft führt sein Management, allen voran Ex-Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen. Der frühere McLaren-Star kann nur sportliche Argumente für seinen Schützling ins Feld führen. Im Vergleich zu Maldonado und seinen PDVSA-Millionen kommt Bottas mit einem Flaschenpfand von seinen finnischen Partnern - und Geld spielt bei Williams eben auch eine Rolle.


Fotos: Valtteri Bottas, Großer Preis von Japan


Beim Team wird man sich allerdings die Frage stellen, was aus finanzieller Sicht sinnvoller ist: Sponsorengeld von Senna einstreichen, aber womöglich eine bessere Position in der Konstrukteurs-WM auf das Spiel setzen, oder die sportlichere Variante wählen, die allerdings in Sachen Einkünfte weniger berechenbar ist. "Es gibt bislang keine Entscheidung, und ich weiß auch nicht, wann überhaupt entschieden wird", sagt Bottas.

Der 23-Jährige kann mit Blick auf 2013 nur hoffen, dass bei Williams das Racer-Herz über die Buchhaltung siegen wird. "Ich habe dieses Jahr alle möglichen anderen Arten von Rennen bestritten: Triathlon, Laufen und so etwas. Ich muss wieder Rennen fahren, das steht fest", stellt er klar. "Zwei Jahre ohne Renneinsätze wären in meiner Phase der Karriere zu viel. Dann rostet man ein, es wird dann zu schwierig, wieder Tempo aufzunehmen."