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  • 06.06.2015 00:01

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Williams bleibt cool: Aufschwung darf auf sich warten lassen

Felipe Massa wundert sich über das Krisengerede rund um seinen Arbeitgeber mehr als über Ferraris Fortschritte, während Rob Smedley Kontinuität fordert

(Motorsport-Total.com) - Williams hat mehr als doppelt so viele WM-Punkte auf dem Konto wie zum identischen Zeitpunkt der Vorsaison. Trotzdem ist die Mannschaft aus Grove gefühlt der große Verlierer 2015, schließlich ist der Mercedes-Jäger Nummer eins längst Ferrari. Vor Jahresfrist wendete sich das Blatt beim Kanada-Grand-Prix in Montreal. Dass das wieder passiert, ist laut Rob Smedley keine Bedingung für eine Aufholjagd. "Es muss kein Wendepunkt sein. Wir müssen mit unserem Plan weitermachen", so der Chefingenieur.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Valtteri Bottas soll künftig wieder mit Pokalen seine Heimreisen antreten Zoom

Felipe Massa findet das Gerede von einer Krise bei Williams überzogen. "Von einem 'dramatischen Leistungsabfall' zu sprechen, ist nicht gerechtfertigt", beschwert er sich gegenüber 'Formula1.com'. "Nur Ferrari hat wirklich Fortschritte gemacht. Deshalb sind wir jetzt die dritte Kraft. Ein Fahrer nimmt das aber anders wahr. Wir wissen, dass jede Saison bei Null beginnt und ein neues Bild offenbart." Nach Massas Meinung ist die Entwicklung bei laufendem Rennbetrieb für die Scuderia der Schlüssel gewesen.

Als er und Valtteri Bottas eifrig Podestplätze sammelten, hätten die Italiener schon abgeschenkt gehabt. "Wenn die Piloten auf der Strecke noch um Punkte kämpfen, dann konzentrieren sich die Teams schon auf das Auto für das kommende Jahr", betont Massa. Sein Ex-Arbeitgeber Ferrari hätte deutlich früher damit aufgehört, zu entwickeln und sei deshalb besser vorbereitet gewesen, vermutet er. Smedley will trotz der veränderten Vorzeichen am Williams-Entwicklungsvorhaben festhalten.

Er stellt klar: "Es braucht keine strategische Planänderung. Wir konzentrieren uns auf strategische Entscheidungen, die auch eine technisch etwas veränderte Herangehensweise umfassen. Wir wollen den Umgang mit den Reifen und die Mechanik des Autos verbessern." Das Ziel bleibt Mercedes, doch der Blick geht auch nach hinten: "Red Bull", befürchtet Smedley, "ist toll aufgestellt und hat in der jüngeren Vergangenheit viel erreicht. Da ist maximaler Respekt angebracht. Wir versuchen, den Vorsprung zu vergrößern."


Fotos: Williams, Großer Preis von Kanada


Auch wenn radikale Kehrtwenden ausbleiben sollen, analysiert der frühere Ferrari-Renningenieur, dass Williams es ohne Wagemut nicht schaffen wird, sich wieder in die Listen der Grand-Prix-Sieger einzutragen. "Wir erkennen, dass es irgendwann in der Zukunft keine riskanten Entscheidungen braucht, aber Risikomanagement." Ob das nach dem Ferrari-Beispiel ebenfalls einen Entwicklungsstopp zugunsten des Folgejahres bedeutet, lässt Smedley offen.