• 02.06.2015 15:50

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Williams erklärt: Warum der Gähn- zum Erfolgsfaktor wird

Rob Smedley über langweilige Rennen als Kompliment für sein Teams: Lieber konservativ erfolgreich als auf der Jagd nach dem Ende des Regenbogens

(Motorsport-Total.com) - Einschlafen und dabei erfolgreich sein: Das klingt für die meisten Arbeitnehmer wie ein beruflicher Traum und ist für Williams sogar die Realität, meint zumindest Rob Smedley. Der Chefingenieur stellt die These auf, der Traditionsrennstall führe in der Formel-1-Saison 2015 allen voran deshalb so strategisch geradlinige - es ließe sich knackiger auch "langweilige" formulieren - Rennen, weil mit dem Vorjahresmodell FW36 der Sprung zurück an die Spitze der Königsklasse gelungen sei.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Valtteri Bottas hat noch keinen Pokal abgestaubt, trotzdem ist Williams zufrieden Zoom

Smedley meint, dass es sich für Williams kaum noch lohnen würde, die Top 3 bestehend aus den Mercedes-Stars und Sebastian Vettel mit waghalsigen Unternehmungen zu attackieren, weil sich auch mit reinem Tempo genug gewinnen lässt. "Wir haben uns die Punkte für die Positionen geholt, auf denen wir uns qualifiziert haben", so der frühere Ferrari-Mann. Stimmt. Valtteri Bottas und Felipe Massa kamen bei allen Rennen maximal vier Ränge von ihrem Startplatz entfernt ins Ziel.

Von exotischen Taktikvarianten, um Wunder zu vollbringen, hält Smedley nichts. Er plädiert für eine konservative Strategie, "statt dem Ende des Regenbogens hinterherzujagen und dem Glauben zu verfallen, wir könnten den großen Wurf landen, indem wir etwas Wildes anstellen". Das war noch nützlich, als das außer Form befindliche Team in den Jahren vor 2014 die Spitze nur per Fernglas sah und mit seinem schwächelnden Boliden ohne Kunststücke kaum Punkte sammelte.


Fotos: Williams, Großer Preis von Monaco


Smedley unterstreicht: "Das ist ein Relikt der Vergangenheit." Den Gähnfaktor bei Williams wertet er als Kompliment, denn so lässt sich Zählbares schon im Qualifying sichern: "Das ist die größte Verbesserung, die wir erlebt haben. Genau deshalb fährt Williams vorhersagbare und langweile Rennen", erklärt Smedley und findet lobende Worte für die Truppe aus Grove. "Das Team ist besser in der Art und Weise, wie es arbeitet, wie es jedes Fitzelchen Leistung herauskitzelt."

Auch wenn Podiumsergebnisse 2015 noch auf sich warten lassen, hat Williams seinen bereits im Vorjahr eroberten dritten Rang in der Konstrukteurs-Wertung gefestigt. Mit 158 Zählern ist Ferrari zwar weit enteilt, 81 Punkten reichen aber noch, um Red Bull (52) auf Distanz zu halten.