Wie wichtig ist der Reifentest in Brasilien?

Während die Teams den Test der 2013er-Reifen in Brasilien als sehr wichtig erachten, spielt Pirelli-Sportchef Paul Hembery die Bedeutung herunter

(Motorsport-Total.com) - Bei den ersten beiden Freien Trainings zum Großen Preis von Brasilien in Interlagos blickt die Formel 1 schon einmal in die Zukunft. Denn zusätzlich zum üblichen Reifenkontingent erhalten die Teams die Gelegenheit, die Prototypen der Pirelli-Slicks für die Saison 2013 zu testen. Insbesondere die Pneus für die Hinterachse wurden vom Reifenlieferanten überarbeitet: "Wir haben vor allem die Hinterreifen verändert um eine bessere Traktion zu ermöglichen. Damit sollten die Fahrer in der Kurve früher ans Gas gehen können, der Reifen sollte in dieser Beiziehung gutmütiger sein", erklärt Pirelli-Sportchef Paul Hembery.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen

In Brasilien erhalten die Teams einen Vorgeschmack auf die Reifen für 2013 Zoom

Für die Teams wird somit bereits am kommenden Freitag ein wichtiger Grundstein für die Saison 2013 gelegt. "Extrem wichtig - das wird sehr wichtig, denn es ist die einzige Gelegenheit vor Februar", sagt McLaren-Sportdirektor Sam Michael. "Der Mantel vorne und hinten unterscheidet sich, und das ist der einzige Zeitpunkt, wo man diese Daten erhält", so Michael. Wenn sich dadurch etwas fundamental ändert, dann muss definitiv das Design des Autos ändern. Das könnte passieren, wenn sich der Mantel ändert."

Hembery glaubt jedoch nicht, dass die Teams in Interlagos schon entscheidende Erkenntnisse gewinnen können: "Die Teams werden in ihren Möglichkeiten eingeschränkt sein, da die neuen Reifen einen Einfluss auf die Aerodynamik haben. Aber sie werden einige Daten erhalten." Mit dem Test am Rennwocheneden ist Brite nicht ganz glücklich, eine andere Möglichkeit sah er in dieser Saison jedoch nicht: "Leider kam der Young-Driver-Test nicht in Frage, da dort nur sechs Teams getestet haben, daher haben wir diese Gelegenheit verloren", so Hembery.

Reifentest kein Faktor im WM-Duell

Vor allem für Red Bull und Ferrari, die mit Sebastian Vettel und Fernando Alonso noch um den Fahrertitel kämpfen, ist der Reifentest eine zusätzliche Belastung an einem ohnehin schon anstrengenden Wochenende. Michael glaubt jedoch nicht, dass die neuen Reifen im WM-Kampf eine Rolle spielen werden: "Es ist ja nicht so, dass die Fahrer beim Testen nicht ganz normal fahren. Sie denken ja nicht nur über die Reifen nach. Ich glaube nicht, dass sich das auf die WM auswirken wird."

Pirelli wird im kommenden Jahr sämtliche Slicks überarbeiten: "Wir werden vier neue Mischungen liefern, das ist eine große Veränderung", sagt Hembery. "Da sich die Autos aber nicht großartig verändern, wird es nicht so dramatisch wie in diesem Jahr sein." Allerdings hofft der Pirelli-Sportchef, den Teams wie schon zu Beginn dieser Saison einiges Kopfzerbrechen zu bereiten: "Die Meisterschaft geht über 19 oder 20 Rennen, und unsere Aufgabe ist es, den Teams am Anfang des Jahres eine Herausforderung zu bieten. Im Laufe der Saison werden sich die besten Ingenieure durchsetzen."

2014 wieder neue Reifen?

Nachdem sich in der Saison 2014 die technischen Regeln der Formel 1 grundlegend ändern werden, stellt sich die Frage, ob auch die Reifen entsprechend angepasst werden müssen. "Das ist eines der Themen, die in der Technischen Arbeitsgruppe diskutiert werden", erklärt Williams-Chefingenieur Mark Gillan hierzu. "Der aktuelle Stand ist der, dass Pirelli die Reifen für 2013 verändern wird. In Brasilien werden wir erstmals die Gelegenheit haben, diese auszuprobieren."

"Um die Frage nach einer Veränderung der Reifen für die Saison 2014 zu beantworten, müssen wir erst einmal die Reifen für 2013 kennenlernen. Der Freitag in Brasilien wird mit Sicherheit ein sehr wichtiger Tag für alle werden. Vom jetzigen Zeitpunkt bis zum Januar 2014 steht der Formel 1 eine der spannendsten Phase überhaupt bevor. Seit ich im Geschäft bin, wird es ohne die Frage die spannendste sein", meint Gillan.

Für die Zukunft hätte Hembery vor allem zwei Wünsche: "Wir hätten gern ein größeres Spektrum an Reifenmischungen, um eine Drei-Stopp-Strategie im Rennen schon fast zu garantieren." Außerdem würde der Pirelli-Sportchef gerne häufiger testen: "Wenn man mich fragte, würde ich mir einen zusätzlichen Test in der Anfangsphase der Saison und einen Regentest auf einer Strecke, die nicht im Kalender vertreten ist, wünschen."