Wie steht es um die Chancen auf ein neues Team?
Norbert Haug, John Howett, Ross Brawn und Frank Williams philosophieren über die Wahrscheinlichkeit eines neuen Teams für die Formel 1
(Motorsport-Total.com) - Eigentlich hätte die Formel 1 selbst nach dem Rückzug von Super Aguri noch ein Starterfeld mit 22 Autos haben können - eigentlich. Denn der geplante Einstieg von Prodrive scheiterte. Somit werden die Formel-1-Fans am Sonntag beim Großen Preis der Türkei statt der erhofften 24 Autos nur 20 sehen.

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Die Frage ist - steigt in den kommenden paar Jahren ein neues Team ein? "Nun, das ist wirklich schwierig zu sagen", meint Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "In der heutigen Zeit ist es schwierig, in die Formel 1 einzusteigen, wenn du von Null aus anfangen und du dein eigenes Auto bauen musst. Es ist nicht unmöglich und vielleicht gibt es eine Chance, dass weitere Hersteller einsteigen."#w1#
"Ich denke, dass es wegen der Teilnahme der Automobilhersteller einen intensiveren Kampf gibt", so der Deutsche weiter. "Die meisten Hersteller haben mittlerweile ihre eigenen Teams, was gut für die Formel 1 ist. Aber ich denke, dass ein komplett unabhängiges Team in der Zukunft sehr, sehr hoch springen muss, um es in die Formel 1 zu schaffen. Das ist nicht unmöglich, aber in meinen Augen nicht sehr wahrscheinlich."
Toyota-Teamchef John Howett kann sich vorstellen, dass erneut ein Team von Null an aufgebaut wird und in den Sport einsteigt - vor allem deshalb, weil die Formel 1 nach Osteuropa expandiert, China ein boomender Markt ist und Russland sich ebenfalls im Wachstum befindet.
"Ich kann sehen, dass diese Länder mit ihrer sehr starken Wirtschaft das Potenzial haben, um Teams in die Formel 1 zu schicken. Es ist technisch herausfordernd und womöglich hängt es auch davon ab, wie diese Unterstützer oder potenziellen Teams die Formel 1 und ihre Vorteile, die sie bietet, wahrnehmen. Dies hat also womöglich auch Relevanz für die zukünftige Positionierung der Formel 1 als ein Sport."
Honda-Teamchef Ross Brawn schätzt es als "sehr schwierig" für einen Privatier ein, in die Formel 1 einzusteigen, "aufgrund der Investitionen und der Anlagen, die dafür notwendig sind. Aber für viele Hersteller ist es im Moment lebensfähig, es gibt keinen Grund, warum dies in Zukunft nicht auch für einen anderen Hersteller so sein sollte, vor allem angesichts des expandierenden Markts. Viele Länder beginnen nun, sich in unserem Sport zu etablieren. Ich denke, dass es eine Menge Möglichkeiten in dieser Richtung in Zukunft geben wird."
Als Privater hat Teamchef Frank Williams eine ganz andere Basis als seine Kollegen. Einen Einstieg schätzt der Brite als "sehr schwierig" ein. Das Geld zu finden, sei eine harte Aufgabe: "Ich denke, dass dies auch Aguris Problem war. Er konnte einfach das Geld nicht finden. Wir haben einen japanischen Fahrer, dennoch fand er in Japan keinen Cent. Und das ist viel billiger, als tatsächlich ein Team zu gründen."

