Whitmarsh: Worin sich Prost und Button unterscheiden

Jenson Button erinnert viele an Alain Prost, der seine Rennen mit Köpfchen gewann - Doch Martin Whitmarsh erkennt einen gravierenden Unterschied

(Motorsport-Total.com) - Der Vergleich ist nicht neu. McLaren-Star Jenson Button erinnert viele an den vierfachen Formel-1-Weltmeister Alain Prost. Der Franzose, der wegen seines Taktikgespürs auch "Professor" genannt wurde, gewann seine Rennen mit Köpfchen, obwohl er gegen seinen Teamkollegen Ayrton Senna rein fahrerisch meist das Nachsehen hatte.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Außerhalb des Cockpits unterscheidet sich Jenson Button von Alain Prost

Das gilt auch für Button: Dem Briten fehlen manchmal die letzten paar Zehntel auf seinen aggressiven Teamkollegen Lewis Hamilton. Wenn es aber darum geht, einen Grand Prix zu lesen und im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen zu treffen, dann können ihm nur wenige das Wasser reichen.

Sogar Teamchef Martin Whitmarsh, der zwar selbst nie mit Prost zusammengearbeit hat, aber durch seinen Mentor Ron Dennis und sein Umfeld über den heute 56-Jährigen bestens Bescheid weiß, kann diesem Vergleich einiges abgewinnen. "Alain war sehr motiviert, sehr schnell und auch sehr intelligent, es gibt also Ähnlichkeiten", sagt Whitmarsh gegenüber 'Autosport'.

Whitmarsh erkennt Unterschied

Doch nicht in allen Bereichen sind Prost und Button laut dem Teamchef vergleichbar: "Außerhalb des Autos ist Jenson etwas entspannter als Alain. Alain war ein großartiger Champion, ich meine das also nicht abwertend, aber er zeigte schneller Nerven. In diesem Bereich sind sie also sehr unterschiedlich."

"Außerhalb des Autos ist Jenson etwas entspannter als Alain." Martin Whitmarsh

Whitmarsh lobt vor allem Buttons beeindruckende Übersicht im Cockpit, die ihn an Prost erinnert: "Wenn er im Auto ist, dann verfolgt Jenson das Rennen auf den TV-Bildschirmen und kann dir zu einem außergewöhnlichen Ausmaß sagen, was gerade vor sich geht."

Wie Button auf den Vergleich reagiert

Das ist keineswegs üblich, meint der Brite: "Rennfahrer haben viel Adrenalin, sie sehen durch ihr Visier nur einen Ausschnitt und es ist nicht ihnen nicht immer klar, wie sich das Rennen entwickelt, außer sie haben einen bemerkenswertes Bewusstsein dafür und können es im Kopf zu simulieren. Manche haben bis lange nach dem Rennende kein Verständnis dafür, aber Jenson weiß bereits beim Überfahren der Ziellinie bestens Bescheid."

"Ich würde Prost heute liebend gerne fahren sehen." Jenson Button

Doch was sagt Button selbst zu den ständigen Vergleichen mit Prost? Die meisten Fahrer eifern schließlich eher aggressiven Publikumslieblingen wie dessen Rivalen Senna nach. Der Weltmeister 2009 sieht dies aber anders: "Ich fühle mich geschmeichelt, denn jeder Rennfahrer würde sich über diesen Vergleich freuen."

Er fragt sich, wie sich Prost in der heutigen Formel 1 schlagen würde, die ein außerordentliches taktisches Verständnis erfordert. "Ich würde Prost heute liebend gerne fahren sehen", bestätigt der 31-Jährige. "Natürlich nicht in seinem Alter, aber es wäre großartig, ihm beim Fahren eines aktuellen Formel-1-Autos zuzusehen."