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Whitmarsh: "Wir wollen Resultate"
McLaren-Mercedes-Teamchef Martin Whitmarsh im Interview über den Crash von Lewis Hamilton und das schwierige Rennen von Heikki Kovalainen
(Motorsport-Total.com) - Wie schon beim Großen Preis von Belgien, so sah auch im Königlichen Park von Monza nur einer der beiden Silberpfeil-Piloten die Zielflagge. Heikki Kovalainen kam nach einem schwierigen Rennen auf Rang sechs über die Linie, Lewis Hamilton steckte seinen Rennwagen noch auf der Schlussrunde in die Mauer - dabei lag der britische Rennfahrer zu diesem Zeitpunkt ungefährdet auf dem dritten Rang. Im Interview nahm McLaren-Mercedes-Teamchef Martin Whitmarsh seine Piloten in Schutz.

© xpb.cc
Martin Whitmarsh nimmt eine Teilschuld am Crash auf seine eigenen Schultern
Frage: "Martin, Lewis pushte bis zum Schluss und verlor den Wagen in der letzten Runde auf Platz drei liegend. Ist das der Preis, den ihr bezahlen müsst, weil ihr einen so aggressiven Piloten in eurem Team habt?"
Martin Whitmarsh: "Ja. Wir hatten eine Strategie, die grundsätzlich sieben Sekunden langsamer war als eine Einstoppstrategie. Dass er sich also in dieser Lage befunden hat, war große Klasse. Er musste die ganze Zeit über pushen - so einfach ist das. Es ist genauso unser Fehler wie sein Fehler."#w1#
"Ich hätte ihm ja schließlich sagen können, dass er es langsamer angehen soll. Aber wenn er noch zu Button aufgeschlossen hätte, dann wären seine Chancen nicht schlecht gewesen. Er ist nun einmal ein Rennfahrer und gibt immer Vollgas. Dann kommt so etwas nun einmal gelegentlich vor. Er weiß, wie sehr er gepusht hat und er weiß auch, dass solche Sachen vorfallen können."
Frage: "Waren sie als Teamchef glücklich darüber, dass Lewis bis zum Schluss gepusht hat?"
Whitmarsh: "So ist Lewis nun einmal. Ich muss das aber gleichermaßen auf meine Kappe nehmen. Er hat Boden auf Jenson gutgemacht und wäre er nur nahe genug herangekommen, dann hätte er sich den zweiten Rang auch geholt. Wir sind ein Rennteam. Wir kämpfen nicht auf dieselbe Art wie sonst um die Meisterschaft."
"Die Zuschauer wollen sicherlich keinen Weltmeister sehen, der sich mit dem dritten Platz zufrieden gibt. Das finde ich okay. Er ist ein Weltmeister und er fährt für McLaren. Wenn es eine Chance auf die zweite Position gibt - und die gab es -, dann muss man sie wahrnehmen. Wir scheren uns im Augenblick nicht besonders um Punkte. Wir wollen Resultate."
Erneuter Unfall wirft Hamilton nicht zurück
Frage: "Wie nahe war ihr Team in Punkto Geschwindigkeit am Sieg dran? Hätten sie die Brawns schlagen können?"
Whitmarsh: "Ich denke, die Brawns haben in Monza einen tollen Job gemacht. Lewis befand sich auf einer Strategie, die sieben Sekunden langsamer war als eine Einstoppstrategie. Die Tatsache, dass er vorne mit dabei war, bedeutet doch, dass es ziemlich eng zuging."
"Wir kamen an diese Hochgeschwindigkeitsstrecke, die nicht gerade zu unseren stärksten Kursen zählt - und dann so weit vorne mitzumischen ist doch recht ordentlich. Lewis hat in meinen Augen gute Arbeit geleistet. Es ist nur enttäuschend, dass er nicht Dritter wurde und schade auch, dass er kein Manöver mehr für Rang zwei fahren konnte."
Frage: "Lewis hatte nun erstmals in seiner Karriere zwei Unfälle direkt hintereinander. In Spa wurde er unschuldig in eine Kollision verwickelt. Was bedeutet das für einen Fahrer?"
Whitmarsh: "Man wird nicht einfach so Weltmeister, ohne auf dem Weg dazu ein paar Unfälle zu haben. Er ist mental sehr stark und weiß sehr gut, wie gut er ist. Lewis weiß, dass man am Limit nun einmal gelegentlich darüber hinaus schießt. Das sollte kein Problem sein."
"Ich habe mich erst wenige Minuten vor diesem Gespräch mit ihm unterhalten. Er ist stark und wird versuchen, in Singapur zu gewinnen. Wir werden dem Wagen ein Upgrade verpassen. Diese Strecke sollte uns mehr entgegen kommen als Monza. Lewis möchte einfach sicherstellen, diesen Grand Prix zu gewinnen. So einfach ist das."¿pbvin|512|1951|hamilton|0|1pb¿
Kovalainen nach wie vor mit Chancen für 2010
Frage: "Sie haben vor einigen Grands Prix gesagt, dass Heikki in der Qualifikation prima unterwegs ist, aber seine Rennleistung verbessern sollte. Sind sie enttäuscht von seinem Auftritt in Monza?"
Whitmarsh: "Na klar. So geht es mir und auch ihm selbst. Er hat wieder einmal eine ausgezeichnete Qualifikation hingelegt. Wir haben unsere Taktik aufgeteilt und befanden uns zwischen den Einstoppern und den Zweistoppern. Es lief einfach enttäuschend. Wir haben als Team möglicherweise einen Fehler gemacht, indem wir ihn auf den harten Reifen losschickten."
"Er hatte keinen Grip und war am kämpfen. Rückblickend hätten wir vielleicht besser mit den weichen Reifen begonnen. Das hat sicherlich dazu beigetragen. Wenn du einmal zurückfällst, wird es eben ziemlich schwierig, wieder nach vorne zu kommen."
Frage: "Hat Heikki damit seine Chance verwirkt, im kommenden Jahr an Bord zu bleiben?"
Whitmarsh: "Nein, natürlich nicht. Wir schauen uns seine langfristige Leistung an und seinen Beitrag zum Team. Er ist ein großartiger Teamplayer und ein Zugewinn für unsere Mannschaft. Letztendlich ist es eben am schwierigsten schnelle Fahrer zu finden. Er ist schnell und technisch versiert. Er hat seine Ausgangslage in Monza verbessert. Wir hatten vielleicht mit der falschen Reifenwahl einen Einfluss darauf."
Frage: "Gibt es angesichts der komplizierten Lage auf dem Fahrermarkt eine Chance, dass sie ihre Pilotenauswahl nicht bis zum Winter treffen werden?"
Whitmarsh: "Nein. Ich rechne damit, dass diese Geschichte in den kommenden Wochen erledigt wird. So haben wir das geplant."

