• 13.09.2009 17:42

Haug: "Wir waren siegfähig"

Mercedes-Sportchef Norbert Haug analysiert das Rennen in Monza und spricht über den Unfall von Lewis Hamilton in der letzten Runde

(Motorsport-Total.com/Sky) - Lewis Hamilton nahm Kurs auf einen sicheren dritten Platz, doch die letzte Runde sollte ihm heute in Monza zum Verhängnis werden: Auf der Jagd nach dem zweitplatzierten Jenson Button fuhr der McLaren-Mercedes-Pilot erst Bestzeit in Sektor eins - doch dann wollte er in der Lesmo etwas zu viel! Crash, Safety-Car-Phase, keine Punkte - und trotzdem zog Sportchef Norbert Haug nach der mageren Ausbeute des heutigen Tages (Platz sechs durch Heikki Kovalainen) aufgrund der Erfolge der Kundenteams Brawn und Force India zufrieden Bilanz.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug macht Lewis Hamilton für den heutigen Abflug keine Vorwürfe

Frage: "Herr Haug, wie haben Sie den Unfall von Lewis Hamilton in der letzten Runde gesehen?"
Norbert Haug: "Ich muss noch mit ihm reden. Er hat gepusht bist zum Schluss und es war ein spannendes und unterhaltsames Rennen. Ich denke, die Zuschauer würdigen das auch, dass man nicht zurücksteckt und pusht bis zum Schluss. Wer weiß, vielleicht geht ja noch was?"#w1#

Zweistopp- gegen Einstoppstrategie

"Ich denke, man hat gesehen, dass wir mit Lewis grundsätzlich siegfähig waren. Das war ein bisschen hin und her mit der Strategie, aber es hat sich nicht viel geschenkt. Glückwunsch an die Brawns für den Doppelsieg. Natürlich hätten wir gerne drei unserer Motoren auf dem Podium gehabt. Ich muss auch sagen: Adrian Sutil, sensationeller Job! Er war klar schneller als der Ferrari, der jetzt den dritten Platz geerbt hat - so geht's manchmal. Ich denke, Adrian hätte den grundsätzlich auch verdient gehabt, denn wenn man so dicht hinterherfährt, dann ist man grundsätzlich schneller."

"Es hat nicht sollen sein, aber ich denke, die Zuschauer haben sich unterhalten. Wir haben gezeigt, dass wir auf so einer Strecke was können. Es ist nicht typisch für Lewis, dass so etwas passiert. Wir müssen als Team zusammenstehen. Mir ist so etwas lieber als irgendwo hinten rumzugurken und Punkte abzustauben. Das haben wir auch schon machen müssen, auch in dieser Saison, aber ich denke, dass man gesehen hat, dass Mercedes zurück ist, dass wir sportlich unterwegs sind."


Fotos: McLaren-Mercedes, Großer Preis von Italien, Sonntag


Frage: "Wen meinen Sie mit Mercedes?"
Haug: "Alles, was Mercedes heißt: Force India, Brawn, McLaren. Das ist eine sportliche Einstellung, die sieht man nicht immer. Die Brawns haben die vorne auch - das finde ich extrem gut! Sie haben das rausgefahren und haben nicht Platz getauscht oder was immer es da geben mag. Das ist Rennsport! Lewis hat auch gezeigt, was Rennsport ist."

Frage: "Lewis Hamilton war ja dran, aber gegen den genialen Schachzug der Einstoppstrategie, die Ross Brawn ausgetüftelt hat, hatte er keine Chance."
Haug: "Eine Einstoppstrategie ist kein genialer Schachzug, bei allem Respekt. Das ist das Einfachste, was es gibt. Nur: Man entscheidet sich für das eine oder andere. Ich weiß auch nicht, ob wir mit einem Stopp letztlich besser gewesen wären. Es ging um ein paar Sekündchen hin oder her. Ich glaube, so viel Respekt vor den Teams muss sein, denn das kann so rum und so rum ausgehen."

Konkurrenzfähigkeit in Ordnung

"Aber wir waren siegfähig. Wir haben die Musik gemacht und wir waren bei der Musik dabei. Das ist für uns wichtig. Es hätte auch mit dem ersten Platz, mit zehn Punkten, ausgehen können, jetzt ist es mit null Punkten für Lewis ausgegangen. Dazu muss man stehen, so ist das."

"Ich hoffe, dass es weiter so spannend bleibt." Norbert Haug

Frage: "Es geht jetzt zu den Überseerennen, zunächst nach Singapur. Was erwarten Sie dort?"
Haug: "Ich hoffe, dass es weiter so spannend bleibt und dass wir vorne mitmischen können. Wir haben in Valencia vorne mitgemischt, haben Ungarn gewonnen, haben hier vorne mitgemischt. In Spa waren wir ein bisschen gehandicapt, aber ich denke, wenn Lewis in die Top 10 gekommen wäre, wären wir auch dort auf Ferrari-Niveau gewesen - und der Ferrari hat letztlich gewonnen. Das war möglich, das ist nicht zu viel versprochen. Wir haben uns stabilisiert und ich hoffe, dass es so weitergehen kann."

"Heute war es sicher nicht der verdiente Lohn, aber es war dann letztlich auch unser Fahrfehler. Da stehen wir zusammen. Es wäre denkwürdig schön gewesen, dreimal Mercedes-Power auf dem Podium zu haben, aber auch so haben wir uns sehr wacker geschlagen. Ich freue mich sehr für Force India, ich freue mich sehr für die deutschen Fans von Adrian Sutil. Dem Burschen können sie auch die Daumen drücken - das hätte man vor einer Weile nicht gedacht. Zumindest das ist ein sehr, sehr positiver Abschluss."

"Wer hätte ernsthaft gedacht, dass der Kimi Räikkönen jagen kann - und Kimi Räikkönen war immerhin der Sieger des letzten Rennens. Er hätte ohne sein KERS wahrscheinlich nicht die Chance gehabt, sich zu verteidigen. Wäre der Boxenstopp richtig gegangen bei Adrian, hätte er auch noch eine Chance gehabt - da war er beim Reinfahren ein bisschen zu emsig. Natürlich wäre es die Krönung gewesen, wenn er das Podium geschafft hätte, aber das kann er noch schaffen in diesem Jahr. Ich glaube, er hat sich viele Freunde gemacht in diesem Jahr."