• 17.09.2008 09:18

Whitmarsh: "Sind für den harten Kampf bereit"

McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh über das Rennen in Monza, die silbernen Vorteile im Titelkampf und Veränderungen beim Personal

(Motorsport-Total.com) - McLaren-Mercedes hatte am vergangenen Wochenende in Monza wahrscheinlich das schnellste Auto, dennoch wurden es am Ende nur die Positionen zwei und sieben für Heikki Kovalainen und Lewis Hamilton. Geschäftsführer Martin Whitmarsh analysierte mit zwei Tagen Abstand das Rennen und blickte voraus auf die WM-Entscheidung in Singapur, Japan, China und Brasilien.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh

Martin Whitmarsh blickt den letzten vier Saisonrennen optimistisch entgegen

Frage: "Martin, Lewis hat sein Resultat beim Italien-Grand-Prix als Schadensbegrenzung beschrieben. Würdest du dem zustimmen?"
Martin Whitmarsh: "So ziemlich, ja. Bei Bedingungen wie in Monza kann es sehr schwierig sein, alle Punkte der Checkliste abzuhaken und ein problemloses Wochenende zu erleben. Unsere Schwierigkeiten begannen am Samstagnachmittag, als die Wetterprognose nachlassenden Regen vorhersagte, was uns dazu veranlasste, für Q2 Intermediates aufzuziehen. Leider mussten wir diesen Run wegen zurückgehenden Regens abbrechen. Dann ging auch noch wertvolle Zeit verloren, als Lewis auf die FIA-Waage musste. Deswegen schafften wir es nicht mehr, während der Session die Reifen auf Betriebstemperatur zu bringen. Aber ich finde, dass wir uns von dem Schlamassel am Samstag gut erholt, dass wir am Sonntag unsere Karten gut gespielt und viele wertvolle Punkte für die Konstrukteurs-WM gesammelt haben."#w1#

Lob für enttäuschten Kovalainen

Frage: "Heikki schien über seinen zweiten Platz ein bisschen enttäuscht zu sein. Gab es dafür einen Grund?"
Whitmarsh: "Heikki hat keinen Grund dafür, enttäuscht zu sein, denn in Wahrheit hat er das ganze Wochenende keinen Fuß an die falsche Stelle gesetzt und er war bei trockenen, feuchten und nassen Bedingungen ungemein schnell. Benzinbereinigt wäre er locker auf Pole-Position gestanden. Am Anfang des Rennens hatte er ein paar Probleme mit der Sicht, mit seinen Reifen- und Bremstemperaturen, aber wir sind nicht enttäuscht über sein Resultat. Wir dürfen nicht vergessen, dass Heikki furchterregend schnell ist, aber dass er noch an seiner gesamten Herangehensweise arbeitet. Wir haben ihm für die nächsten Wochen und Monate ein maßgeschneidertes Programm zurechtgelegt und sind sicher, dass er dadurch noch stärker wird."

"Heikki ist furchterregend schnell, aber er arbeitet noch an seiner gesamten Herangehensweise." Martin Whitmarsh

Frage: "Angesichts der oftmals wechselhaften Wetterbedingungen in Asien und Südamerika muss die Performance des MP4-23 im Regen für euch ermutigend sein, nicht wahr?"
Whitmarsh: "Ja. Im Vorjahr waren die Performanceunterschiede zu unseren Hauptgegnern deutlicher - auf manchen Strecken waren wir klar voran, auf anderen fehlte uns die Pace, um Rennen zu gewinnen. Wenn man bedenkt, dass Ferrari und wir in diesem Jahr erstaunlich gleichmäßig beisammen liegen, könnte die Performance des MP4-23 bei ungewöhnlichen Wetterbedingungen ausschlaggebend sein. Vorausschauend haben wir alle schon Regenrennen in Japan, China und Brasilien erlebt. Singapur ist noch eine große Unbekannte. Wir fühlen uns gut vorbereitet. Kombiniert mit Lewis' überragenden Qualitäten im Regen haben wir allen Grund, zuversichtlich zu sein, falls sich turbulente Bedingungen einstellen sollten."

Frage: "Was wird den WM-Kampf in den letzten vier Rennen am meisten prägen?"
Whitmarsh: "Wie gesagt liegen die Autos extrem eng beisammen, daher denke ich, dass es für jedes der beiden Teams schwierig werden wird, in den letzten vier Rennen einen entscheidenden Vorteil herauszufahren. Noch mehr glaube ich, dass die Weltmeisterschaft an jenen Fahrer und an jenes Team gehen wird, die am wenigsten Fehler machen. Es geht darum, zuverlässige Autos vorzubereiten, sie verantwortungsbewusst einzusetzen und keine unnötigen Risiken einzugehen. Wir sind froh, dass unsere beiden Fahrer vor dem China-Grand-Prix noch ihren Motorenjoker ausspielen können, was beruhigend ist, aber es geht darum, Stärke in jedem Bereich zu finden und keine Schwächen zu zeigen. Es wird ein harter Kampf, aber wir sind dafür bereit."

Wichtiger letzter Test in Jerez

Frage: "Was sind eure Pläne für die Testfahrten in Jerez diese Woche?"
Whitmarsh: "Im Moment planen wir, diese Woche in Jerez mit Gary (Paffett) und Pedro (de la Rosa; Anm. d. Red.) zu fahren. Es ist der letzte Gruppentest der Saison, daher ist es sehr wichtig, dass alle drei Tage produktiv sind, weil alle Entwicklungen, die wir ausprobieren, den Ausgang der Weltmeisterschaft beeinflussen könnten. Daher werden wir uns durch einige kleinere Aerodynamikänderungen arbeiten, vor allem im Frontbereich, und wir werden an den Radaufhängungen und am Setup herumfeilen. Darüber hinaus planen wir die erste Evaluierung unserer 2009er-KERS-Systemkomponenten."

"Es ist der letzte Gruppentest der Saison, daher ist es sehr wichtig, dass alle drei Tage produktiv sind." Martin Whitmarsh

Frage: "Der Leiter eures Race-Operations-Teams, Steve Hallam, wechselt am Saisonende in die NASCAR-Serie. Bahnen sich in der Ingenieursabteilung irgendwelche weiteren Änderungen an?"
Whitmarsh: "Steve war seit 1990 bei uns und ist weiterhin ein enorm geschätztes Teammitglied. Ich verstehe sein Bedürfnis, seine Flügel auszubreiten, und ich wünsche ihm alles Gute, aber wir werden ihn dennoch sehr vermissen. Monza war auch das erste Rennen von unserem neuen Leiter für Fahrzeugdesign, Andrew Bailey. Er verfügt über bemerkenswerte Erfahrung in den Bereichen Ingenieurswesen und Technik, begründet in Marinetechnologie, und ich bin mir sicher, dass er uns dabei helfen wird, die Designabteilung in einer entscheidenden Entwicklungsperiode des Sports zu stärken."