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Whitmarsh: "Die Weltrats-Sitzung lief ordnungsgemäß ab"

FOTA-Vorsitzender Martin Whitmarsh macht FIA-Boss Todt bezüglich der Bahrain-Farce keine Vorwürfe und erklärt Ferraris umstrittene Doppelrolle

(Motorsport-Total.com) - Bevor das Tauziehen um die Austragung des Grand Prix von Bahrain zur unendlichen Geschichte wurde, zogen die Verantwortlichen in Bahrain selbst den Stecker, denn in Formel-1-Kreisen drückte sich jeder vor der Verantwortung, Stellung zu beziehen. In einer durchaus prekären Lage befand sich diesbezüglich McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh. Der Rennstall des FOTA-Vorsitzenden steht zu 50 Prozent im Besitz der Bahrainer Staatsholding Mumtalakat.

Titel-Bild zur News: Jean Todt, Martin Whitmarsh (Teamchef)

FOTA-Chef Whitmarsh ist mit Todts Rolle bei der Weltratssitzung einverstanden

Nachdem der FIA-Weltrat laut FIA-Boss Jean Todt einstimmig beschlossen hatte, dass der Grand Prix von Bahrain am 30. Oktober über die Bühne gehen würde, meldete sich die Teamorganisation FOTA in einem Brief an die FIA, FOM und die Organisatoren in Bahrain zu Wort und stellte sich darin gegen eine Austragung des Rennens Ende Oktober, vom Wunsch nach einer Absage war aber nicht die Rede. Da die Teams laut dem Internationalen Sportgesetz eine Kalenderänderung einstimmig unterstützen müssten, war damit klar, dass der Grand Prix von Bahrain nicht am von der FIA beschlossenen Termin über die Bühne gehen würde.

"Wir trafen eine Entscheidung", spielt Whitmarsh gegneüber 'Adam Coopers F1 Blog' auf die Rolle der FOTA an. "Wir verfassten einen privaten Brief - ich weiß, dass er durch irgendwen an die Öffentlichkeit kam, ich war es jedenfalls nicht - und drückten unsere Sichtweise aus. Jetzt kann man sich mit der rechtlichen Interpretation des Concorde-Agreements und des Sportgesetzes auseinandersetzen, aber ich finde, dass das am Thema vorbeigeht. Es gibt fundamentalere Dinge, die besprochen werden sollten."

Wie einstimmig war der Weltrats-Beschluss?

Gerüchten zufolge hatte Jean Todt die Entscheidung zur Austragung des Rennens in Bahrain bei der Weltratssitzung durchgeboxt - angeblich waren nicht alle Mitglieder einverstanden, doch der Franzose will davon nichts mitbekommen haben. "Ich habe gehört, was beim Motorsport-Weltrat passiert ist", verweist Whitmarsh auf die Gerüchte. "Ich weiß nicht, ob er das Protokoll bereits veröffentlicht hat, aber ich habe es gesehen. Ehrlicherweise muss man sagen, dass Jean die Sitzung auf ordnungsgemäße und disziplinierte Art geleitet hat, alle Sichtweisen und Meinungen hören wollte und einen einstimmigen Beschluss erlangte."

Der Ferrari-Rennstall hat sowohl ein Stimmrecht im Weltrat der FIA, als auch bei der FOTA. Sollte die FIA-Abstimmung tatsächlich einstimmig ausgefallen sein, dann ist die Rolle der Roten aus Maranello durchaus zu hinterfragen. Whitmarshs beruft sich aber auf das Protokoll: "Ehrlich gesagt hat Ferrari bei der Sitzung weder eine Meinung in eine, noch in die andere Richtung geäußert, soweit ich es im Protokoll gelesen habe."

"Ferrari hat laut Protokoll bei der Sitzung weder eine Meinung in eine, noch in die andere Richtung geäußert." Martin Whitmarsh

Whitmarsh verteidigt FOTA-Linie

Gab es nun eine einstimmige Entscheidung? "Die Wahl fiel per Handzeichen", so Whitmarsh. "Das sieht man in einem Protokoll nicht. Aber ein Handzeichen für oder dagegen wurde verlangt. Und nach einem offensichtlichem Zeitraum des Schweigens sagte Jean: 'Ist das jetzt einstimmig?'. Und niemand sagte: 'Nein, das ist es nicht'. Ich habe kein Video, ich habe nur ein Protokoll. Fairerweise hat Jean nachgefragt und er erhielt ein einstimmiges Urteil." Demnach dürfte sich Ferrari bei der Weltratssitzung jeglicher Stellungnahme entzogen haben.

Ganz allgemein ist aber auch Whitmarsh der Meinung, dass die Angelegenheit nicht als rühmliches Kapitel in die Geschichte der Formel 1 eingeht. "Es ist sehr unglücklich - es gibt dabei keine Gewinner. Hoffentlich sucht niemand nach einem Sieger. Es handelt sich um eine großartige Veranstaltung, um ein fantastisches Fahrerlager. So wie es dieses Jahr lief, sollten wir nicht nach Gewinnern suchen. Am Ende sollte die Formel 1 der Gewinner sein und eines der Probleme dieses Sports ist es, dass es Egos gibt, die für sich gewinnen wollen, und so sollte es nicht sein."

"Wir sollten dafür sorgen, dass der Sport und die Fans gewinnen. Das ist es, was die FOTA versucht." Martin Whitmarsh

Dennoch verteidigt der McLaren-Teamchef die Entscheidung der FOTA: "Wir sollten dafür sorgen, dass der Sport und die Fans gewinnen. Das ist es, was die FOTA versucht. Wir haben versucht, eine Sichtweise zu finden und haben diese in Hinblick auf das geäußert, was für den Sport das Richtige ist."