• 12.05.2004 11:50

  • von Fabian Hust

Whiting: "Man muss Typen wie Patrick erst beruhigen"

FIA-Renndirektor Charlie Whiting spricht über die Teams Williams und McLaren, die immer wieder glauben, dass Ferrari mogelt

(Motorsport-Total.com) - Das moderne Formel-1-Reglement ist so eng gestrickt, dass den Teams kaum noch Raum bleibt, sich durch Entwicklungen einen Vorsprung auf die Konkurrenz zu sichern - so jedenfalls die Theorie. Diese wird bestätigt, wenn man sich einmal die Teams hinter Ferrari anschaut, die tatsächlich bis auf wenige Ausnahmen sehr eng beieinander liegen.

Titel-Bild zur News: Charlie Whiting, Technischer Delegierter der FIA

Whiting versichert, dass Ferrari von der FIA nicht bevorzugt wird

Warum Ferrari um so viel besser ist als die Konkurrenz, weiß man im Lager von McLaren-Mercedes und BMW-Williams nicht. Es ist kein Geheimnis, dass die Teams ständig versuchen, etwas Illegales bei den Konkurrenzteams zu finden, um diese einzubremsen - so geschehen beim Heckflügel des BAR-Teams, der verboten wurde.#w1#

"Unsere stärkste Waffe ist die Abschreckung", erklärt FIA-Renndirektor und FIA-Sicherheitsdelegierte Charlie Whiting in einem Interview mit der 'Rennsport News Formel 1-F1 Racing'. "Auch wenn einige Teams denken, dass sie betrügen könnten, bin ich überzeugt davon, dass sie es nicht wagen werden. Es ist eine Sache, einen Fehler zu begehen - versehentlich einen Bolzen zu benutzen, der ein wenig zu breit oder zu hoch ist - eine andere, etwas zu tun, das sich wirklich lohnt. Wenn das herausgefunden werden würde, wäre es offensichtlich, dass es vorsätzlich geschah."

20 Spezialisten arbeiten an der Kontrolle der Autos. Die Teams können diese kontaktieren, wenn sie sich unsicher sind, ob eine Erfindung legal ist oder nicht - was in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen ist. "Normalerweise ergreife ich die Möglichkeit, mir bei jedem Rennen ein paar Sachen genauer anzuschauen", verrät Whiting, dass er aber auch selbst Teile näher unter die Lupe nimmt, alleine deshalb, um im Bilde zu sein, wie der Entwicklungsstand der Teams ist.

Trotz aller Kontrolle hat es Tradition, dass die britischen Teams McLaren und Williams immer wieder das Gefühl haben, dass Ferrari durch die FIA bevorzugt wird, was laut Whiting jedoch "kompletter Unsinn" ist. Besonders die "Windabweiseraffäre" 1999 in Malaysia hat Williams und McLaren in ihrem Denken bestärkt. Damals warf die Konkurrenz vor, dass Ferrari im so wichtigen Rennen eine Traktionskontrolle eingesetzt hat.

"Ron Dennis kam damals zu mir und sagte: "'Schumacher hat eine Traktionskontrolle, er muss eine haben. Es ist unmöglich für einen Fahrer, eine Sekunde schneller zu sein als der Rest.' Es ist nicht unmöglich", so Whiting. Die FIA, so versichert Whiting, habe immer dafür gesorgt, dass man zu 100 Prozent eine Traktionskontrolle aufspüren kann. "Und ich denke, anstatt auf Ron zu hören, sollte man sich mit jemandem wie Paddy Lowe - einem erfahrenen Ingenieur von McLaren - zusammensetzen und fragen: 'Paddy, erkläre mir, wie kann Ferrari diese Kontrollmechanismen umgehen?' Er konnte es nicht erklären."

Die FIA fand bei der Untersuchung der Ferraris nach dem Rennen etwas anderes: "Zu erst hielten wir die Luftleitbleche für illegal. Ferrari wurde ausgeschlossen aber das Berufungsgericht hob diese Entscheidung auf. Ich kann das nicht kommentieren. Es zeigt einfach die Unabhängigkeit des Gerichts, weil niemand geglaubt hat, dass das Team gewinnen kann."

Weder Williams noch McLaren konnten Anschuldigungen gegenüber Ferrari bisher belegen, wie Whiting versichert: "Ron sagte oft: 'Unsere Ingenieure wissen, wie man die Kontrollen umgehen kann - theoretisch.' Ron, bitte erkläre es uns. Wir müssen es wirklich wissen. Er hat angeboten, es uns zu erklären, hat es aber nie getan."

Auch 2002, als Patrick Head in Imola angeblich illegal bewegliche Luftleitbleche am Ferrari gesehen haben will, war so ein Fall: "Ich behauptete, dass diese Teile eigentlich nur ein wenig in Schwingung geraten sind und zeigte ihm ein paar Videoaufnahmen von den Onboard-Kameras seiner Autos. Die Verkleidungen rund um die Hinteräder bewegten sich sehr viel stärker als die Windabweiser beim Ferrari. Man muss solche Sachen vernünftig und sensibel angehen. Man muss Typen wie Patrick zunächst beruhigen, bevor man die Sachen durchsprechen kann."

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