Wer steckt hinter dem neuen Formel-1-Projekt?

Langsam lichtet sich der Nebel um das von Honda unterstützte Super-Aguri-Team, das in die Formel 1 will - Aguri Suzuki im Porträt

(Motorsport-Total.com) - Heute Morgen wurde in Tokio endlich das Geheimnis um das schon beim Grand Prix von Japan erstmals erwähnte neue Formel-1-Projekt gelüftet, welches schon kommende Saison in die Königsklasse des Motorsports einsteigen möchte. Wie im Vorfeld erwartet ist Ex-Rennfahrer Aguri Suzuki der Drahtzieher hinter dem Rennstall.

Titel-Bild zur News: Aguri Suzuki

Aguri Suzuki möchte unbedingt schon 2006 sein Team in die Formel 1 bringen

Das Super-Aguri-Team, welches schon jetzt unter anderem in der nordamerikanischen Indy Racing League und in verschiedenen japanischen Kategorien vertreten ist, soll 2006 mit V8-Motoren von Honda an den Start gehen und die Reifen von Bridgestone beziehen. Das Hauptquartier wird in Tokio bezogen, für die Wartung der Autos wurde aber die alte Arrows-Fabrik in Leafield von Milliardär John Menard angekauft.#w1#

Schon als Zwölfjähriger verschrieb sich Suzuki dem Motorsport

Viele werden sich aber fragen: Wer ist eigentlich Aguri Suzuki? Der Japaner wurde am 8. September 1960 in Tokio geboren und begann schon im Alter von zwölf Jahren mit dem Kartsport, was in Asien damals noch recht ungewöhnlich war. 1979 stieg er in die Formel 3 ein, wo er bis 1983 seine Sporen verdiente. Allerdings ging ihm danach mangels Sponsoren das Geld aus, sodass er sich nach neuen Möglichkeiten umsehen musste.

Eher aus finanzieller Not heraus akzeptierte Suzuki ein Angebot, für Nissan in den Tourenwagensport einzusteigen, was ihm 1986 den nationalen Meistertitel einbrachte, ebenso wie einen Start bei den 24 Stunden von Le Mans - und in weiterer Folge den heiß herbeigesehnten Aufstieg in die Formel 2. 1987 sicherte er sich den Vizetitel in der Japanischen Formel 3000, in der er ein Jahr später sogar Meister wurde.

Am 30. Oktober 1988 nahm Suzuki erstmals an einem Grand Prix Teil, noch dazu in seiner Heimat. Er nahm das Rennen in Suzuka in einem von Larrousse eingesetzten Lola-Ford vom 20. Startplatz aus in Angriff und kam als 16. ins Ziel. Der Zakspeed-Vertrag für die Saison 1989 entpuppte sich jedoch als glatter Reinfall, denn der Japaner war bei keinem einzigen Rennen mit von der Partie, weshalb er im Jahr darauf wieder zu Larrousse zurückwechselte.

In Suzuka 1990 als erster Japaner auf dem Podium

1990 schaffte er als Sechster in Großbritannien und Spanien den Sprung in die Punkteränge, doch die große Stunde des zweiten Formel-1-Japaners nach Saturo Nakajima sollte - wieder einmal - in Suzuka schlagen: Vom neunten Startplatz aus fuhr er in einem Rennen, in dem nur zehn Fahrer die Zielflagge sahen, sensationell als Dritter hinter den Benetton-Piloten Nelson Piquet und Roberto Moreno auf das Podium - mit der zweitschnellsten Runde insgesamt.

Es sollte freilich das einzige Highlight in der aktiven Karriere Suzukis bleiben, denn beim Saisonauftakt 1991 in Phoenix holte er zwar noch einen Punkt für Larrousse, doch 1992 und 1993 blieb er bei Arrows doch deutlich unter den Erwartungen. In Aida 1994 folgte dann noch ein Gaststart im Team von Eddie Jordan, der nach einem Lenkungsdefekt in den Leitplanken endete, und 1995 reichte es dank Mugen-Honda immerhin noch zu sechs Starts für Ligier und einem allerletzten WM-Punkt.

Förderung japanischer Talente trägt langsam Früchte

Suzuki machte anschließend ein Jahr Pause, konnte aber seine Finger nicht ganz vom Motorsport lassen und gründete 1997 die Rennsportorganisation 'ARTA', deren vordergründiges Ziel es zunächst war, junge japanische Fahrer auf ihrem Weg in die Formel 1 zu unterstützen. Das Programm trug rasch Früchte, brachte Toshihiro Kaneishi einen Formel-3-Titel und Kousuke Matsuura, der nun als Anwärter auf eines der Grand-Prix-Cockpits gilt, einen Vizetitel in derselben Serie ein.

2004 folgte ein weiterer Expansionsschritt, als Suzuki gemeinsam mit Adrian Fernandez sein eigenes Team für die Indy Racing League gründete. Anfang dieses Jahres schließlich kam ihm erstmals der Gedanke, mit seiner Super-Aguri-Organisation auch die Formel 1 in Angriff zu nehmen - und als Honda im September plötzlich fieberhaft nach einem neuen Cockpit für Takuma Sato zu suchen begann, war eine Kooperation nahe liegend.

Die Nennung bei der FIA, für die bis 15. November Zeit gewesen wäre, wurde übrigens schon am vergangenen Samstag eingereicht. Segnet die FIA das Projekt ab, muss Suzuki nur noch ein Chassis auftreiben und 48 Millionen Dollar als Sicherheitsdepot hinterlegen. Sollte er jedoch scheitern und es erst 2007 schaffen, ein voll funktionsfähiges Team an der Weltmeisterschaft teilnehmen zu lassen, so würde ein Viertel des eingezahlten Betrags verfallen.

IT-Unternehmen soll Suzukis Formel-1-Team finanzieren

Dass er mit derart großen Summen nicht so leichtsinnig jonglieren würde, wenn es sein Privatvermögen wäre, ist offensichtlich - also stellt sich die Frage: Wer finanziert das Super-Aguri-Projekt? Antwort: Angeblich soll der japanische IT-Gigant 'Softbank' als Hauptsponsor oder sogar Teilhaber einsteigen. Das Unternehmen ist vor allem im Privatkundenbereich bei Breitbandinternetanschlüssen ein Branchenriese.

"Klar ist, dass ich das Geld nicht selbst habe, also müssen wir uns nach Sponsoren umsehen." Aguri Suzuki

"In der Formel 1 braucht man jede Menge Geld, und wir wissen, dass wir einen starken Hintergrund benötigen", erklärte der 45-Jährige im Rahmen der heutigen Pressekonferenz. "Wir befinden uns in Gesprächen mit mehreren möglichen Sponsoren, die allesamt reibungslos verlaufen, aber vor der Zusage der FIA kann ich dazu nichts sagen. Klar ist aber, dass ich das Geld nicht selbst habe, also müssen wir uns nach Sponsoren umsehen."

Aus japanischer Sicht wäre ein Formel-1-Einstieg des Teams auf jeden Fall ein Gewinn, schließlich wäre das Interesse am Grand Prix in Suzuka ohne Sato am Start wesentlich geringer. Davon abgesehen hat Honda auch unabhängig von Satos Zukunft ein Interesse am Super-Aguri-Projekt, denn Erzrivale Toyota hat mit Midland schon jetzt ein Kundenteam - und der Trend geht generell in die Richtung, zwecks Nachwuchsförderung auch mit einer B-Mannschaft vertreten zu sein.