Weiterhin Verwirrung um angebliche Manipulation

Ein Kommentar von Flavio Briatore sorgt in Zusammenhang mit Singapur 2008 für Verwirrung - Marc Surer glaubt eher nicht an Manipulation

(Motorsport-Total.com) - Die von der Berichterstattung im brasilianischen TV-Sender 'Globo' ausgelöste Untersuchung der FIA gegen das Renault-Team schlägt weiterhin hohe Wellen. Es geht dabei um das Nachtrennen in Singapur 2008, das Fernando Alonso nur durch eine ausgerechnet von seinem Teamkollegen Nelson Piquet ausgelöste Safety-Car-Phase gewinnen konnte.

Titel-Bild zur News: Nelson Piquet Jr.

Die Szene, um die sich alles dreht: Unfall von Nelson Piquet in Singapur 2008

Alonso kam damals nach einem Crash im Qualifying bereits in der zwölften Runde als Erster zum Tanken - und zwei Runden später klebte Piquet zufällig (?) in der Mauer. Auf einem Stadtkurs bedeutete das logischerweise eine Safety-Car-Phase. Während alle anderen ihre Boxenstopps erst noch absolvieren mussten und dadurch hinter Alonso zurückfielen, packte der Spanier selbst die Gelegenheit beim Schopf und ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen.#w1#

Im Archiv gewühlt

Für Verwunderung sorgen nun neben den angeblich aufgetauchten neuen Beweisen, die im Moment noch nicht öffentlich bekannt sind, auch Aussagen von Flavio Briatore, die die Kollegen von 'SpeedTV.com' aus dem Archiv hervorgekramt haben. Auf die Frage, ob Alonso ohne von Piquet ausgelöste Safety-Car-Phase gewonnen hätte, antwortete der Teamchef damals: "Wir wissen es nicht. Nein, denn es war Barrichello. Das Safety-Car war wegen Barrichello sowieso draußen."

Das ist zumindest eine ungewöhnliche Interpretation des Geschehenen, denn der Honda-Pilot verlängerte zwar mit seinem Elektrikproblem eine Runde nach dem Piquet-Unfall die Safety-Car-Phase, löste diese aber nicht aus. Was im ersten Moment nach dem Rennen ganz einfach als ungenaue Erinnerung abgetan wurde, klingt im Nachhinein betrachtet so, als könnte Briatore versucht haben, die Safety-Car-Phase runterzuspielen.

'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer wäre dennoch überrascht, sollte bei der FIA-Untersuchung etwas herauskommen: "Ich neige dazu, nicht zu glauben, dass da was gespielt war. Das scheint ein Racheakt von Nelson Piquets Vater zu sein, der Flavio Briatore eins auswischen will", so der ehemalige Formel-1-Pilot. Für tatsächliche Konsequenzen "müsste es eine klare und belegbare Aussage von Seiten Piquet geben", meint Surer, der übrigens seine ganz eigene Theorie hat.

Timing des Unfalls fragwürdig

"Wenn du etwas beeinflussen willst, dann beeinflusst du es nicht zu Beginn eines Rennens, sondern beim letzten Tankstopp. Dann siehst du, wo du liegst, und du kannst den Ausgang besser berechnen", meint er. "So ist es wie ein Schuss in die Luft - vielleicht fällt die Kugel auf die richtige Zahl. Denn wenn du so früh im Rennen eine Manipulation versuchst, weißt du ja gar nicht, was noch alles kommt - noch eine Safety-Car-Phase zum Beispiel. Für mich war es viel zu früh, um geplant zu sein."

Marc Surer

Experte Marc Surer glaubt eher nicht an eine Manipulation durch Renault Zoom

Gleichzeitig stimmt der Experte aber zu, dass ein Manipulationsversuch vor dem ersten Boxenstopp zwar nicht die Garantie mit sich bringt, die Führung über die komplette Distanz ins Ziel bringen zu können, doch dafür ist ein früher Zeitpunkt berechenbarer. Renault konnte davon ausgehen, dass niemand vor Alonso nachtanken würde, und wusste daher, dass er in Führung gehen würde - vorausgesetzt, die Manipulationsvorwürfe sollten sich erhärten...