• 01.09.2009 11:04

  • von Stefan Ziegler

Ecclestone: "Es könnte auch nur ein Gerücht sein"

Bernie Ecclestone sieht die Betrugsvorwürfe gegen Renault als eine ernste Angelegenheit, zweifelt aber am Wahrheitsgehalt dieser Spekulationen

(Motorsport-Total.com) - Die jüngsten Gerüchte werfen ein ganz neues Licht auf das erste Nachtrennen der Formel-1-Geschichte: Der Automobilweltverband FIA will das Renngeschehen des Grand Prix von Singapur 2008 offenbar noch einmal genau untersuchen, nachdem Betrugsvorwürfe gegenüber Renault aufgekommen sind. Das französisch-britische Team soll das Rennen gezielt manipuliert haben, heißt es.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef)

Bernie Ecclestone befürchtet einen Schaden für die Formel 1 und Renault

Konkret geht es dabei um den Zwischenfall von Nelson Piquet, der seinen Rennwagen just in dem Augenblick in den Leitplanken des Marina Bay Circuits versenkte, als sein Teamkollege Fernando Alonso frisch aufgetankt aus der Boxengasse herausfuhr. Das Safety-Car kam auf die Strecke, brachte die Boxenstrategie der Konkurrenz durcheinander und Alonso sicherte sich später den Sieg.#w1#

Was steckt hinter den Betrugsvorwürfen?

Schon unmittelbar nach dem Flutlichtrennen wurden Stimmen laut, wonach es sich bei den genannten Ereignissen kaum um schieren Zufall halten könne - nun haben diese Gerüchte offensichtlich neue Nahrung erhalten: Der brasilianische TV-Sender 'Globo' will aus einer namentlich nicht genannten Quelle erfahren haben, dass der inzwischen gefeuerte Piquet im Rennen auf Anweisung verunfallt sei.

"Das ist nicht gerade eine Geschichte, die wir im Augenblick brauchen." Bernie Ecclestone

Jetzt will die FIA diese Vorwürfe offenbar überprüfen und den Rennverlauf von Singapur 2008 noch einmal komplett neu aufrollen. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone ist besorgt über diese Entwicklung, wie er gegenüber englischen Medien erläutert: "Das ist nicht gerade eine Geschichte, die wir im Augenblick brauchen. Das wird Renault zunächst einmal ziemlich verärgern", meint der 78-Jährige.

"Sicherlich steht dabei die Gefahr im Raum, dass sie den Sport verlassen. Ich kann nur hoffen, dass es sich nicht so verhält. Aber das ist gewiss eines der Szenarien, die eintreten könnten", so der britische Rennpromoter. "Das ist nicht gut für den Sport. Für mich hört sich das alles sehr seltsam an, aber die Wahrheit kenne ich nicht. Ich weiß nur: Flavio hat mir gesagt, dass er nichts darüber weiß."

"Man hat ja schon von solchen Dingen gehört, die rund um Jockeys und im Fußball passiert sind. Das hat immer zu Problemen geführt. Die Leute scheinen Geld auszugeben, um auf die Formel 1 zu wetten. Das ist prima. Sie werden das aber sicherlich nicht tun wollen, wenn sie denken, dass mit dem Ergebnis irgendetwas nicht stimmt", erklärt Ecclestone und fügt an: "Die FIA schaut sich eben alles an."¿pbbt|1||2008-09-28||||pb¿

Ecclestone: Auch Piquet ist in Schwierigkeiten

"Sie wollen die Wahrheit herausfinden. Sie wären wohl ziemlich aufgebracht, wenn sie herausfinden, dass es wahr ist, was die Leute spekulieren", so der Formel-1-Chef. "Ich weiß nicht, ob alle Fragen analysiert wurden und ob man schon mit den betreffenden Personen gesprochen hat. Sobald das passiert ist, wird man wohl darüber entscheiden, ob diese Sache dem Automobil-Weltrat vorgelegt werden muss."

"Ich kann mir nicht vorstellen, wie man irgendwelche Beweise auftun will." Bernie Ecclestone

Aber könnte das Rennergebnis von Singapur 2008 tatsächlich manipuliert worden sein? Ecclestone hat seine Zweifel: "Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man überhaupt irgendwelche Beweise auftun will", sagt der 78-Jährige. "Wenn nicht gerade jemand über Funk durchgesagt hat: 'Bitte bau in der nächsten Runde einen Crash', dann weiß ich nicht, welche Beweise man finden kann."

"In diesem Fall hätten wir Kopien von diesen Gesprächen und dann hätte sich schon längst jemand zu Wort gemeldet", erläutert Ecclestone, gibt aber zu bedenken: "Sollte sich diese Sache als wahr herausstellen, dann steckt Nelson in meinen Augen ebenfalls in Schwierigkeiten", meint der Brite - immerhin hätte sich Piquet in diesem Fall durch sein Verhalten eine gewisse Mitschuld aufgeladen.

"Wenn ich hingehe und dir sage, dass du eine Bank ausrauben sollst, dann kannst du hinterher auch nicht sagen: 'Bernie hat mir gesagt, ich soll das tun.'" Andererseits glaubt Ecclestone nicht zwangsweise an eine Manipulation: "Es könnte auch alles nur ein Gerücht sein und Nelson ist einfach nur beleidigt, weil er gefeuert wurde", so Ecclestone abschließend. "Was kommt wohl als nächstes?"