• 08.02.2012 13:37

  • von Rencken, Lüttgens & Nimmervoll

Weiterhin keine Einigkeit über Testlimit

Während einige Teams und Fahrer für eine Ausweitung der Testfahrten plädieren, finden Franz Tost und Mark Webber die derzeitige Begrenzung angemessen

(Motorsport-Total.com) - Die Diskussion über den Umfang der Testfahrten ist seit Einführung der Begrenzung im Jahr 2009 ein Dauerthema in der Formel 1. Während über die Notwendigkeit einer Reduzierung der in früheren Jahren teils exzessiv betriebenen Testarbeit grundsätzlich Einigkeit besteht, gehen die Meinungen bei der Anzahl der Testtage weit auseinander. Vor allem Ferrari plädiert seit längerer Zeit für eine Anhebung des Limits. Nach Ansicht der Italiener benötigt ein High-Tech-Produkt wie ein Formel-1-Auto auch eine ausreichende Entwicklungszeit auf der Rennstrecke.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mehr oder weniger Testfahrten? Diese Frage spaltet die Formel 1

Aber auch einigen Fahrern ist die derzeitige Beschränkung auf 15 Testtage pro Saison (plus drei sogenannte Young-Driver-Days) ein Dorn im Auge. So erinnerte Pedro de la Rosa daran, dass die Ersatzfahrer der Teams während der Saison praktisch keine Gelegenheit zum Training im Formel-1-Auto hätten und im Falle eines plötzlichen Einsatzes völlig unvorbereitet auf die Strecke gehen müssten.

Nicht alle wollen mehr Tests

Doch nicht alle im Fahrerlager sind mit der derzeitigen Regelung, die vor allem aus Gründen der Kostenreduzierung eingeführt worden war, unzufrieden. Für Franz Tost sind die 15 Tage genau das richtige Maß. "Ich bin mit dieser Lösung zufrieden und plädiere nicht für eine weitere Reduktion", sagt der Toro-Rosso-Teamchef. "Man kann die Testfahrten immer reduzieren, denn Testfahrten kosten in erster Linie Geld. Jeder Kilometer kostet bare Münze, 500 bis 600 Euro. Aber ich finde, wir haben jetzt einen guten Kompromiss", so Tost am Rande der Testfahrten in Jerez.

Ins gleiche Horn stößt auch Mark Webber: "Als die derzeitigen Regeln eingeführt wurden, gab es einen Aufschrei, aber so schlecht sind sie nicht, wie sich herausgestellt hat", findet der Australier. "Wir brauchen einen vernünftigen Kompromiss. Früher haben wir nach dem Warmup noch den Motor und das Getriebe gewechselt. Das war verrückt!" erinnert sich der Red-Bull-Pilot an die Vergangenheit. "Vielleicht müssen wir irgendeinen Mittelweg finden."


Fotos: Testfahrten in Jerez


Nach Ansicht von Tost ist das für 2012 vereinbarte Testprogramm, welches zwölf Tage im Winter sowie drei weitere Tage nach den ersten Überseerennen vorsieht, eine vernünftige Lösung. Auch wenn die Teams heutzutage viele Tests bereits im Simulator durchführen können, sei die Erprobung der Zuverlässigkeit nur auf der Rennstrecke möglich. Doch gerade in diesem Bereich hat die Formel 1 nach Ansicht von Mark Webber in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht.

Neueinsteiger im Nachteil

Mark Webber

Mark Webber möchte nicht wesentlich häufiger Testen Zoom

"Aus der Komponenten-Sicht betrachtet hat sich die Formel 1 enorm verändert. Wir haben nicht mehr jedes Jahr neue Motoren und die Lebensdauer von Motor und Getriebe ist viel höher als früher. Dadurch sind die Autos zuverlässiger geworden, wie wir in den vergangenen Jahren gesehen haben", sagt der Australier. Allein durch die deutlich höhere Zuverlässigkeit seien wesentlich umfangreichere Testfahrten heutzutage aus seiner Sicht nicht mehr notwendig.

In einem weiteren Punkt sind sich Tost und Webber ebenfalls einig. "Ich finde, wir sollten auf die jungen Fahrer schauen. Für die ist es nicht einfach, in die Formel 1 einzusteigen", sagt der Red-Bull-Fahrer. Auch Tost merkt an: "Außerdem haben wir sehr junge und unerfahrene Piloten. Jede Runde ist wichtig für sie, um Erfahrung zu sammeln."

Während es der Toro-Rosso-Teamchef dennoch bei den 15 Tagen belassen will, fordert Webber eine maßvolle Anhebung des Limits: "Ein paar Testtage mehr wären angenehm, aber nicht zu viele, denn ansonsten machen wir hier wieder ein Fass auf. Ein zusätzlicher Young-Driver-Test wäre gut, vielleicht auch ein zusätzlicher Test für uns - maximal. Darüber würde ich nicht gehen."