Wechsel zu Toyota für Ralf Schumacher voll aufgegangen

Vor Saisonbeginn haben Ralf Schumacher noch alle belächelt, doch nach zwei Podestplätzen und WM-Rang sechs lacht er selbst am besten

(Motorsport-Total.com) - Als Ralf Schumacher vor Saisonbeginn das BMW WilliamsF1 Team nach seinem Weggang partout nicht mehr in die Kategorie Topteam einstufen wollte, reagierte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen bei einem Journalistenstammtisch in München noch mit einem Grinsen: "Ende des Jahres ziehen wir einen Strich und schauen, wer besser abgeschnitten hat - Ralf oder wir", so der Deutsche damals.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Schumacher überholte in Shanghai sogar noch Trulli in der WM-Gesamtwertung

Dabei hat Theissen seinen Mund wohl etwas zu voll genommen, denn nach 19 WM-Läufen hat sein Ex-Pilot 45 Punkte auf dem Konto - und damit wesentlich mehr als die BMW WilliamsF1 Team Piloten Mark Webber (36), Nick Heidfeld (28) und Antonio Pizzonia (2). Für Schumacher ist dies eine späte Genugtuung, zumal er gerade nach seinem doch eher mäßigen Auftakt im Toyota sein 14-Millionen-Euro-Gehalt mit starken Performances in den letzten Rennen rechtfertigen konnte.#w1#

Wer zuletzt lacht, lacht am besten...

"Die Erwartungen sind ganz klar übertroffen. Damit hat niemand gerechnet", erklärte er nach dem Grand Prix von China in der Saisonanalyse bei 'Premiere'. "Am Anfang haben mich alle etwas eigenartig angeschaut und gesagt, dass Toyota die falsche Entscheidung war, aber das kenne ich ja schon aus früheren Zeiten. Ich muss allerdings eingestehen, dass ich auch nicht damit gerechnet hätte, dass wir von vornherein so erfolgreich sein würden."

Auf eine Gegenüberstellung zwischen dem BMW WilliamsF1 Team und Toyota wollte er sich aber nicht einlassen: "Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, das zu vergleichen", winkte der WM-Sechste ab. "Es war eine schöne Zeit im BMW WilliamsF1 Team, es war aber auch der richtige Zeitpunkt zum Gehen, wie man dieses Jahr gesehen hat. Ich bin froh, dass ich jetzt eine neue Herausforderung habe. Ich fühle mich wahnsinnig wohl bei Toyota und freue mich auf das nächste Jahr."

Für ihn selbst kam die große Wende mit der Einführung des TF105B-Modells, welches er in Japan auf Anhieb auf die Pole Position stellte. Bis dahin sah er gegen seinen nur halb so gut bezahlten Teamkollegen Jarno Trulli zumindest im Qualifying alt aus, doch der Asien-Doppelschlag in Suzuka und Shanghai stellte die Toyota-Welt völlig auf den Kopf - "Schumi II" fühlte sich durch die Modifikationen im Auto wesentlich wohler als davor.

Schwache Vorderachse des TF105 kostete Bremskraft

"Wir hatten mit dem 105er immer das Problem, dass die Vorderachse nicht stark genug war. Auch vom Reifenabrieb waren wir nicht zufrieden", erklärte er. "Das Auto hatte beim Einlenken nicht genug Grip, und dadurch haben wir indirekt auch an Bremskraft verloren, denn ohne Grip an der Vorderachse tendiert ein Rad natürlich eher zum Blockieren. Das war für mich das Hauptproblem, weil ich eher ein übersteuerndes als ein untersteuerndes Auto brauche."

"Deshalb haben wir dieses neue Modell konstruiert, das mir besser entgegenkommt als Jarno", so Schumacher. Allerdings kann dies seiner Meinung nach nicht der einzige Grund für die Wende sein: "Man muss dazu sagen, dass wir beide das Auto in Jerez getestet haben - und Jarno war mit beiden Autos gleich schnell, hat sich dann auch für das B-Auto entschieden. Das hätte er ja nicht müssen. Von daher wird er sich auch noch damit anfreunden."

2006 möchte Schumacher erstmals auf Toyota gewinnen

Für nächstes Jahr nimmt er sich den ersten Sieg in der noch jungen Teamgeschichte vor - allerdings im Bewusstsein, dass dies keineswegs einfach wird: "Man sieht schon, dass der Unterschied zwischen Renault, McLaren und uns sehr groß ist. Da müssen wir uns noch auf die Hinterbeine setzen, speziell hinsichtlich der Aerodynamik. Da haben wir noch sehr großen Nachholbedarf", richtete er eine versteckte Aufforderung an die Designmannschaft von Technikchef Mike Gascoyne.

Und weiter: "Ich gehe davon aus, dass wir motorenmäßig ganz gut dabei sein werden, denn das waren wir eigentlich immer. Der Motor hat dieses Jahr auch immer komplett durchgehalten, was etwas sehr Lobenswertes ist. Die Reifen müssen wir noch abwarten", sprach Schumacher den Wechsel zu Bridgestone an. Bedenken hat er deswegen aber nicht: "Ich persönlich glaube, dass der Ferrari dieses Jahr eher ein mittelmäßiges Auto war und dass es nicht nur am Reifen liegt."

Die Marschroute ist daher klar: "Wir wollen Rennen gewinnen", nahm sich der sechsfache Grand-Prix-Sieger vor laufenden Kameras vor. "Das erwarten viele von uns, auch wir selber." Aber: "Natürlich haben wir noch eine Menge Arbeit vor uns, um das zu schaffen", fügte er an. Sofort will er damit aber nicht beginnen, denn vorerst muss er sich wieder mit seinem Sohn David versöhnen, der sauer sein soll, weil Papa viel zu selten daheim in Salzburg ist...