• 03.02.2013 12:43

  • von Felix Matthey

Webber über Armstrong: "Alles drehte sich um 'Planet Lance'"

Mark Webber und Radprofi Lance Armstrong verband jahrelang eine Freundschaft, die auf gegenseitiger Bewunderung beruhte und 2008 ein unschönes Ende fand

(Motorsport-Total.com) - Mark Webber gilt neben Jenson Button als der große Fitness-Freak im Fahrerlager der Formel 1. Dem Red-Bull-Piloten hat es vor allem der Radsport angetan. Schon seit vielen Jahren betreibt der Australier den Sport auf zwei Rädern und richtet alljährlich ein Wohltätigkeitsrennen auf Tasmanien aus.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webbers Bewunderung für Lance Armstrong fand 2008 ein unschönes Ende Zoom

Seine Begeisterung entstand wie bei so vielen jungen Leuten Mitte bis Ende der Neunziger Jahre als Lance Armstrong seine große Siegesserie bei der Tour de France begann. Der US-Amerikaner gewann das bedeutendste Radrennen der Welt insgesamt sieben Mal.

"Mein Interesse für den Radsport begann Mitter der 90er Jahre als ich nach Europa kam", erinnert sich Webber in seinem Blog an die Zeit als er in die britische Formel Ford einstieg. "Ich bekam schnell einen Eindruck davon, wie hart diese Radrennen waren, da ich ein paar Trainingscamps in den französischen Alpen absolvierte."

"Der Sport ist so reizvoll, sowohl optisch als auch in sportlicher Hinsicht und er fesselte mich buchstäblich an den Fernsehbildschirm", schwärmt der heute 36-Jährige. Seine Bewunderung für Armstrong begann wenig später nachdem er dessen Buch "It's Not About The Bike" gelesen hatte. Im Jahre 2001 war er Testfahrer beim Benetton-Team und reiste zum Grand Prix der USA nach Indianapolis, wo Armstrong wenige Jahre zuvor in einer Klinik wegen Hodenkrebs behandelt worden war, den er letztendlich besiegte.

Webber: "Ich wollte Leute kennenlernen, die Lance behandelt hatten"

Webber hatte einen persönlichen Bezug zur heimtückischen Krankheit, erlag sein Großvater nach langem Kampf doch dem Krebs als Webber 14 Jahre alt war. Der Profi-Rennfahrer wollte durch seinen Besuch in der Klinik in Indianapolis einen Eindruck davon bekommen, was Armstrong für ein Mensch war.

Mark Webber

Webber ist seit vielen Jahren begeisterter Hobby-Radsportler Zoom

"Ich wollte die Leute kennenlernen, die ihn behandelt hatten und ihnen ein paar Fragen über ihn stellen", so Webber. An Informationen kam der junge Mann aus Queanbeyan in New South Wales zuerst jedoch nicht, er wurde an der Rezeption abgewiesen. Erst zwei Tage später rief ihn eine Krankenschwester an, die Armstrong fast schon mütterlich umsorgt hatte.

Sie berichtete ihm, mit welchem Ehrgeiz Armstrong auch den Kampf gegen den Krebs aufgenommen habe, was die Bewunderung Webbers für Armstrong noch intensivierte. Webber: "Ich blieb mit ihr in Kontakt und traf mich immer wieder mit ihr und ihrer Familie, wenn ich in Indianapolis war."

Armstrong zeigte großes Interesse an der Formel 1

Durch Kontakte aus dem Radsport entwickelte sich in der Folge schließlich auch eine Freundschaft mit seinem großen Idol Armstrong. "Wir fuhren ein paar Mal zusammen Rad und ich besuchte ihn nach dem Brasilien Grand Prix 2004 auf seiner Ranch in Texas", sagt Webber. "Das hat mir damals wirklich sehr viel bedeutet."

Ähnlich großes Interesse wie Webber am Radsport hatte Armstrong offenbar an der Formel 1: Er habe sich vor allem für die Arbeit der Teams im Windkanal interessiert, aber auch für Größen des Sports wie Michael Schumacher, der damals die Formel 1 dominierte.

Eine Freundschaft, die keine war

Webber: "Wir haben uns immer wieder mal getroffen, doch unsere Freundschaft endete im Jahr 2008." Damals lud Webber, mittlerweile in Diensten von Red Bull, seinen Freund Lance zum Formel-1-Rennen nach Monte-Carlo ein. Obwohl Webber ihm einen Zugangs-Pass zum Fahrerlager besorgt hatte, meldete sich Armstrong nicht mehr und entschuldigte sich anschließend auch nicht für seinen Fauxpas.

"Er hat sich nicht dafür entschuldigt. Ich fand das sehr schwach von ihm und war sehr enttäuscht" Mark Webber

"Er hat sich nicht dafür entschuldigt. Ich fand das sehr schwach von ihm und war sehr enttäuscht", schildert Webber seine Gefühlslage. Ohnehin bekam das Denkmal, das sich Armstrong durch seine Siege am Fließband selbst errichtet hatte, über die Jahre Risse, wurde ihm doch stets unterstellt, in seiner Karriere gedopt zu haben. Im letzten Jahr wurde dann nach langen Ermittlungen die drakonische Strafe ausgesprochen: Dem 41-Jährigen wurden alle Titel ab 1998 aberkannt und er erhielt eine lebenslange Sperre, da er nachweislich leistungsfördernde Mittel genommen hatte. Bei einem TV-Interview mit Oprah Winfrey im vergangenen Januar räumte er zwar ein, gedopt zu haben, er sähe das jedoch nicht als Betrug an.

Laut Webber sei dies typisch für Armstrong: "Er war stets trotzig und war der Meinung, clean zu sein", sagt Webber. "Er hatte keine Angst vor den Folgen und ihm war es egal, in welche Lage er andere Leute brachte. Alles drehte sich für ihn um 'Planet Lance'." Armstrong habe laut Webber mit seinem Betrug anderen Radsportlern die Möglichkeit geraubt, es in dieser Disziplin an die Spitze zu schaffen. Letztendlich habe Armstrong aber seine gerechte Strafe erhalten: "Natürlich ist niemand perfekt, aber am Ende siegt ja dann doch immer das Karma."