Doping-Skandal um Armstrong schockiert Formel-1-Piloten

Während Sebastian Vettel und Mark Webber vom des Dopings überführten Radidol Lance Armstrong enttäuscht sind, hält ihn Fernando Alonso weiter für eine Inspiration

(Motorsport-Total.com) - Der ehemalige Radsport-Superstar Lance Armstrong war für viele Formel-1-Piloten lange ein Held und Idol. Mit seinem als beispiellos geltenden Comeback nach der Krebserkrankung und seiner enormen Leidensfähigkeit beeindruckte der siebenfache Tour-de-France-Sieger Millionen von Menschen, darunter auch Weltmeister Sebastian Vettel, der den Texaner einst als Vorbild nannte.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Auch Sebastian Vettel musste seine Meinung über Armstrong revidieren Zoom

Doch das Denkmal Armstrong existiert nicht mehr. Am Mittwochabend wurde von der US-Anti-Doping-Agentur USADA das Urteil gegen den Tour-de-France-Rekordsieger verkündet: Darin heißt es, Armstrong habe "das raffinierteste, professionellste und erfolgreichste Dopingprogramm betrieben, das der Sport jemals gesehen hat".

Er wurde lebenslang gesperrt, weil er Doping betrieb, mit illegalen Substanzen handelte sowie Kollegen einschüchterte. All seine Erfolge nach 1998 - also seit dem Comeback nach der Krebserkrankung - wurden gestrichen.

Vettel rechnete mit Verurteilung

"Ich habe es auch eben erst gehört", zeigt sich Vettel im Vorfeld des Grand-Prix-Wochenendes in Südkorea bestürzt. "Ich würde gerne erst mal selbst nachschauen, wie das Urteil jetzt lautet. Es hat sich ja bereits in den letzten Wochen zugespitzt und angedeutet. Das ist natürlich eine große Enttäuschung, denn ich glaube, Armstrong ist vielen Leuten im Radsport, aber auch darüber hinaus ein Begriff. Im Nachhinein auf diese Weise enttäuscht zu werden, ist natürlich sehr schade."

Auch Vettels Teamkollege Webber galt stets als Fan Armstrongs. Der "Aussie" ist ein absoluter Fitnessfreak. Er veranstaltet jährlich eine eigene Extremsport-Veranstaltung in Australien und spendet die Einnahmen an gemeinnützige Projekte. Auch Armstrong hatte mit seiner Foundation und den gelben Livestrong-Armbändern 70 Millionen-US-Dollar für Krebskranke gesammelt - Webber trug vor einigen Jahren wie viele andere das Armband.

"Das ist natürlich eine große Enttäuschung." Sebastian Vettel

Webber unterstützt Dopingjäger

"Ja, das ist enttäuschend", sagt Webber heute. "In den frühen 2000er-Jahren war ich ein großer Radsport-Fan. Allmählich, ganz allmählich hat sich meine Leidenschaft für diesen Sport aber verloren." Er hat es bereits kommen sehen, dass Armstrong überführt werden würde: "Es war in den vergangenen Jahren ziemlich offensichtlich, dass da wahrscheinlich was von Insidern kommen würde. Diese verdammte Mauer ist nun eingerissen. Es ist klar, dass er der letzte Baum war, den sie in diesem Wald fällen wollten. Er war ein riesiger Baum."

Der Red-Bull-Pilot sieht es als "gute Nachricht", dass das einstige Idol Armstrong von den Dopingjägern zu Fall gebracht wurde: "Es ist gut, dass sie versuchen, den Sport sauber zu machen. Auch rückwirkend sendet es eine Nachricht an viele unterschiedliche Sportarten. Egal, was du erreicht hast und wie du es zu dieser Zeit bewerkstelligt hast - wir kriegen dich irgendwann."

"Es ist gut, dass sie versuchen, den Sport sauber zu machen." Mark Webber

Alonso: Armstrong bleibt Inspiration

Ferrari-Superstar Fernando Alonso - ein Freund des ebenfalls des Dopings überführten spanischen Tour-de-France-Siegers Alberto Contador - will sich währenddessen noch nicht so recht damit abfinden, dass Armstrongs Rekorde nun Vergangenheit sind: "Ich liebe den Radsport, ich liebe Fahrräder. Lance war mehr als einfach nur ein weiterer Radfahrer. Er war ein Idol für viele Leute und für viele von uns in der ganzen Welt eine Inspiration."

Dass er nun überführt wurde, sei "nicht einfach", so Alonso. "Ich glaube, er wird für viele Leute eine Inspiration bleiben, was auch immer passiert ist, wie auch immer das Ergebnis aussieht. Es ist nicht einfach, all dies auf einen Nenner zu bringen."

"Ich glaube, er wird für viele Leute eine Inspiration bleiben." Fernando Alonso

Im Motorsport haben Dopingskandale übrigens Seltenheitswert: Abgesehen vom tschechischen Ex-Formel-3000-Piloten Tomas Enge, der 2002 positiv auf Cannabis getestet wurde, und dem US-amerikanischen NASCAR-Piloten A.J. Allmendinger, bei dem dieses Jahr auf der Dopingliste stehende Amphetamine festgestellt wurden, hält sich die Liste der Dopingsünder in Grenzen. Zumal die FIA seit dem Fall Enge eng mit der Welt-Anti-Doping-Organisation WADA zusammenarbeitet und regelmäßig Tests bei den Piloten durchführt.