• 18.04.2011 15:43

Webber stichelt: "Guter Tag für den Rennsport"

Nach der ersten Niederlage von Sebastian Vettel wittert die Konkurrenz Morgenluft, und Teamkollege Mark Webber stichelt gegen den Champion

(Motorsport-Total.com/SID) - Die Verfolger wittern Morgenluft, der Teamkollege eröffnet erneut das Psychoduell: Nach dem Ende der Siegesserie spürt der nun doch nicht unschlagbare Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel wieder die Konkurrenz im Nacken. Selbst Teamrivale Mark Webber, 18. in der Startaufstellung und Dritter im Rennen, lachte sich ins Fäustchen. "Es war gut, dass ihn jemand gestoppt hat", sagt der Australier und spricht nach dem Großen Preis von China sogar von "einem guten Tag für den Rennsport.

Titel-Bild zur News: Mark Webber, Lewis Hamilton, Sebastian Vettel

Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Mark Webber auf dem Podium von China

"Natürlich ist Seb mit mir im gleichen Team, aber er hatte einen phänomenalen Lauf. Schade, dass McLaren gewonnen hat, aber wir alle durften Seb nicht zu weit davonziehen lassen", meint Webber. Die Gala-Vorstellung des Siegers Lewis Hamilton und taktische Fehler nahmen Vettel nach vier Siegen in Serie den Nimbus der Unschlagbarkeit.

Und ausgerechnet vor dem Europa-Auftakt in der Türkei, wo im vorigen Jahr der teaminterne "Bullen"-Streit eskaliert war, stichelt nun auch noch Webber gegen Vettel. Dieser war im Anschluss an seinen Sieg in Monaco im Mai 2010 aus eigener Kraft schneller gewesen als Vettel. Auch die Medien aus aller Welt frohlockten, schließlich schien für manche die große Dominanz und Langweile zu drohen.

Die Medien feiern das China-Rennen 2011

"Keine Spannung? Keine Überholmanöver? Keine Sieger außer Vettel? Ganz falsch. Die Formel 1 lebt. Seit dem Rennen in Schanghai am Sonntag mehr denn je", heißt es beispielsweise im 'Kurier' aus Österreich. "Das war das Rennen, nach dem 2011 geschrien hat", schreibt der britische 'Telegraph'. "Ein grandioses Drunter und Drüber auf dem Weg zur Zielflagge. Und am Ende mal ein anderer als Sebastian Vettel ganz oben auf dem Podest."

"Red Bull ist also besiegbar? Ja, wenn Vettel Fehler bei der Taktik macht." Corriere dello Sport

Und der 'Corriere dello Sport' konstatiert: "Red Bull ist also besiegbar? Ja, wenn Vettel Fehler bei der Taktik macht." Der WM-Titel hat dem 23-Jährigen allerdings eine gehörige Portion mehr Gelassenheit gegeben. Webbers Aussagen und ein "schwieriges Rennen" bringen ihn deshalb nicht gleich aus der Ruhe. Stattdessen freut er sich, trotz eines schwachen Starts, einer falschen Strategie sowie erneuter Probleme mit dem KER-System, auf Platz zwei gelandet zu sein.


Fotos: Großer Preis von China


"Wir haben vielleicht keinen perfekten Job gemacht. Das zeigt einfach, dass es, wenn man seine einhundert Prozent nicht bringt, immer jemand anderen gibt, der einem dann auf der Nase rumtanzt und den Sieg wegschnappt", sagt Vettel, nach dessen Meinung sein Team aus diesem Rennen aber viel lernen wird. "Wir wissen, dass wir in vielerlei Hinsicht besser werden müssen, und wissen auch, wie", erklärt er ganz entspannt. "Es ist nicht so, dass wir vor einer Wand stehen und nicht wissen, wie wir rüberkommen. Die Leiter steht parat."

Red Bull bessert nach bei KERS

Während Vettel sich darauf freut, erstmals nach vier insgesamt erfolgreichen Wochen wieder nach Hause zu kommen, macht sich Chefdesigner Adrian Newey schon Gedanken, wie er bis zum Türkei-Rennen neben den ohnehin geplanten Verbesserungen auch das KER-System bei Red Bull zuverlässiger machen kann.

"Wir haben jetzt drei Wochen, um den nächsten Schritt zu machen." Christian Horner

"Unser KERS ist schon verbessert. Wir haben jetzt drei Wochen, um den nächsten Schritt zu machen. Das ist eine komplexe Technologie und wir lernen bei jedem Rennen dazu", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Die "Bullen" gehen beim Hybridantrieb einen eigenen Weg und passen das von Renault gelieferte Basissystem an eigene Bedürfnisse an. "Adrian Newey wäre nicht Adrian Newey, wenn er ein normales KERS bauen würde", meint Horner vielsagend.

Hamilton wollte unterdessen aus seinem Erfolg noch keine Trendwende ableiten. "Es liegt ein langer Weg vor uns, aber wir arbeiten sehr hart daran, die Lücke zu schließen. Im Rennen sind wir ähnlich schnell, aber im Qualifying müssen wir noch viel tun", sagte er. Die britische Presse feierte Hamilton dennoch: "Lewis schlägt zurück", titelt 'Daily Mail' über den Weltmeister von 2008, der für den 'Guardian' "der mittlerweile schon beunruhigenden Siegesserie des Sebastian Vettel ein Ende" gesetzt hat. Das freute auch und vor allem Webber.