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Webber-Nachfolge noch zu früh für Toro-Rosso-Junioren?

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost hält große Stücke auf seine beiden Junioren, ein Wechsel zu Red Bull schon 2014 könnte aber noch zu früh für sie kommen

(Motorsport-Total.com) - Viele Formel-1-Beobachter gehen davon aus, dass 2013 Mark Webbers letzte Saison bei Red Bull sein wird. Der 36-Jährige wurde zuletzt mit einem Wechsel zu Porsche in die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Verbindung gebracht und hat vergangenes Jahr auch schon mit Ferrari verhandelt. Denkbar auch, dass er seine Karriere einfach beendet - angeblich soll er sich gedanklich schon mit einer Rückkehr in seine Heimat Australien befassen.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo vor Mark Webber

Daniel Ricciardo würde 2014 am liebsten den Platz von Mark Webber einnehmen Zoom

Sollte Webber das Team tatsächlich verlassen, würde eines der begehrtesten Cockpits der Formel 1 für 2014 frei. Kimi Räikkönen wird als ernsthafter Anwärter gehandelt, aber der Logik nach könnte auch einer der beiden Red-Bull-Junioren von Toro Rosso befördert werden. Für Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost wäre das "sehr wichtig", wie er gegenüber 'Auto Bild motorsport' erklärt, denn "Toro Rosso ist das Nachwuchsteam von Red Bull und Dietrich Mateschitz hat Minardi deshalb gekauft, um junge Piloten in die Formel 1 zu bringen. Je mehr Piloten in der Formel 1 und speziell bei Red Bull ein fixes Cockpit bekommen, desto besser haben wir unseren Auftrag erfüllt."

Ob aber tatsächlich Daniel Ricciardo oder Jean-Eric Vergne 2014 bei Red Bull Teamkollege von Sebastian Vettel werden könnte, muss letztendlich Mateschitz entscheiden: "Das ist eine Entscheidung von Red Bull", sagt Tost im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Inwiefern a) Mark Webber am Ende der Saison aufhört, weiß ich nicht, b) kann ich die Gerüchte um Kimi Räikkönen nicht beurteilen und c) weiß ich nicht, ob sonst einer der beiden Toro-Rosso-Fahrer dafür in Frage käme, im nächsten Jahr bei Red Bull Racing zu fahren. Da muss man sicherlich noch einige Rennen warten, um sich diesbezüglich an eine Entscheidung zu wagen. Dann wird man sehen."

Ricciardo derzeit kompletter als Vergne

"Ich bin mit beiden Fahrern eigentlich sehr zufrieden, was die Performance betrifft", sagt der Österreicher. "Man sieht bei beiden Fahrern einen ansteigenden Gradienten, sowohl bei Daniel als auch bei Jean-Eric Vergne. Man merkt natürlich bei Daniel, dass er davor schon mehr als eine halbe Saison - elf Rennen bei HRT - gefahren ist. Das zeigt sich vor allem im Qualifying und in den Rennen. Jean-Eric Vergne ist aber knapp dran und hat sich gegenüber dem letzten Jahr sehr gesteigert, vor allem auch was das technische Verständnisse, das Feedback, die Fahrzeugabstimmung betrifft."

Aber: "Wir dürfen eins nicht vergessen: Bei Red Bull Racing sprechen wir vom Weltmeisterteam - und zwar nicht einem Team, das irgendwann einmal Weltmeister war, sondern die haben dreimal hintereinander die Weltmeisterschaft gewonnen, sowohl die Teamwertung als auch den Fahrertitel. Das Anspruchsniveau ist dort natürlich extrem hoch. Darauf muss ein Fahrer vorbereitet werden, und das geht nicht von heute auf morgen. Ich erinnere nur daran, dass ein Sebastian Vettel auch einige Jahre gebraucht hat, um da hinzukommen, und er ist jetzt immerhin dreimaliger Weltmeister."

Ricciardo hat seit 2012 abgenommen

Die Stärke von Ricciardo liege derzeit "im technischen Bereich", so Tost gegenüber 'Auto Bild motorsport': "Sein Feedback an die Ingenieure ist sehr gut. Das hilft uns immens bei der Weiterentwicklung des Autos und ist ein ganz wichtiges Kriterium für den Aufstieg. Sein Manko: Im Cockpit kann er ruhig noch etwas aggressiver werden. Um ein richtiger Topfahrer zu sein, muss er auch in Zweikämpfen bestehen." Das Fitnessproblem des 23-jährigen Australiers, der 2012 noch zu viel Gewicht hatte war, ist vom Tisch: "Er war zu schwer, aber er hat abgenommen und ist jetzt am Limit."

Vergne wiederum sei "ein Racer, der sich im Rennen immer noch steigern kann. Im Qualifying muss er noch besser werden. Da will er die gute Zeit noch zu sehr erzwingen. Er redet sich dann ein, dass er später bremsen muss oder früher beschleunigen will. Das bringt das Auto aber aus der Balance." Stand jetzt würde Tost daher - wenn er die Entscheidung treffen müsste - eine etablierte Größe wie Räikkönen zumindest für 2014 vorziehen: "Im Moment sehe ich ihn mit seiner Erfahrung und seinem Speed im Vorteil. Der ist das absolute Vollgastier. So etwas Talentiertes gibt es selten."

Jean-Eric Vergne, Franz Tost

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost im Gespräch mit Fahrer Jean-Eric Vergne Zoom

Aber der Toro-Rosso-Teamchef und Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko geben letztendlich nur Empfehlungen ab, auf Basis derer dann Christian Horner und Mateschitz den zweiten Red-Bull-Fahrer für 2014 festlegen müssen. Das hat noch Zeit: "Es ist jetzt unmöglich zu sagen, wer nächstes Jahr neben Sebastian fahren wird", so Horner in der 'Welt am Sonntag'. "Klar ist aber auch, dass jeder Fahrer im Moment gerne in einem Red Bull sitzen würde. Aber wir stehen voll und ganz hinter unserer derzeitigen Fahrerpaarung. Wir werden erst Ende des Sommers über das Jahr 2014 nachdenken."

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