• 03.08.2011 10:03

  • von Tim Schwenger

Webber: "Mein Leben wäre komplett anders"

Mark Webber erzählt über seine Zeit in Großbritannien, die finanzielle Unterstützung eines Freundes und was er heute machen würde, wenn er keine Formel 1 fahren würde

(Motorsport-Total.com) - Mark Webber steht momentan im Schatten von seinem Red-Bull-Teamkollegen Sebastian Vettel. Er hat nach elf Rennen 85 Punkte Rückstand und konnte im Gegensatz zum Deutschen noch kein Rennen für sich entscheiden. Vergangenes Jahr war es wesentlich knapper und der Australier konnte bis zum Saisonfinale mit Fernando Alonso und Vettel um den Titel kämpfen.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webbers Karriere hing teilweise an einem seidenen Faden

Doch der Weg in die Weltspitze der Formel 1 war auch für Webber nicht immer einfach: "Als ich in Großbritannien angefangen habe, war es natürlich schwierig", sagt der Australier. "Man muss sich zunächst einmal an die andere Kultur gewöhnen, wenn man so weit von zu Hause weg ist. Ich habe mich da aber schnell drauf eingestellt."

"Wenn du der beste Baseballspieler der Welt sein willst, kannst du auch nicht nach Spanien oder Deutschland gehen, sondern musst in die USA. Wenn du im Motorsport gegen die Besten der Welt fahren willst, musst du nach Europa. Das musst du akzeptieren, was in jungen Jahren schwierig sein kann. Wenn du älter und weiser bist, ist es natürlich einfacher."

¿pbvin|512|3944||0|1pb¿"Ich bin nicht der Typ, der sagt, es geht da um Opfer. Opfer in dem Sinne gibt es dabei eigentlich nicht. Ein bisschen Heimweh hatte ich schon. 1995 bin ich für eine vierwöchige Pause zurück nach Australien gegangen und wollte eigentlich nicht mehr zurück", berichtet Webber. "Dann ist mir klar geworden, dass ich in Australien nichts erreichen kann und bin nach einer Woche sofort wieder ins Flugzeug gestiegen. Ich wusste, dass in Europa die Riesenchance hatte, etwas Einzigartiges zu leisten."

Die Karriere des Red-Bull-Piloten hing teilweise am seidenen Faden, bis ein australischer Rugby-Spieler ihm ein Cockpit bezahlte. "Meine Saison in der Formel 3 war damals im Prinzip vorbei. Ich habe lange mit meinen Eltern in Australien telefoniert und ihnen die Situation geschildert. Das Team hat mir damals gesagt, sie können mich nicht mehr ins Auto setzen, da es keinen Platz mehr für mich gibt. David Campese, damals einer der bekanntesten Spieler in der Rugby-Union und in derselben Stadt wie ich aufgewachsen, hatte ein Gefühl dafür, was ich wollte."

"Ich habe ihn auf der Durchreise am Londoner Flughafen Heathrow angebettelt und gefragt, ob er mir nicht helfen könne. Er hat dann zugesagt, dass er mir das nächste Cockpit bezahlt", erzählt der Australier. "Dann kam die Unterstützung von Mercedes dazu. Ich werde nie vergessen, was Campese damals für mich getan hat. Ich habe nach wie vor engen Kontakt zu ihm."


Fotos: Mark Webber, Großer Preis von Ungarn, Sonntag


Webber würde ohne die Formel 1 ein ruhigeres Leben führen. "Mein Leben wäre auf jeden Fall komplett anders. Ich würde wahrscheinlich eine Menge Zeit in der Werkstatt meines Vaters verbringen und dort Autos und Motorräder reparieren. Pizza ausliefern wäre auch eine Möglichkeit gewesen (lacht; Anm. d. Red.). Es ist schwer zu sagen, was aus mir geworden wäre. Ich hätte sicherlich eine Familie, aber eine völlig andere Lebenssituation als im Profisport. Ich bin aber auch so ganz glücklich."