• 09.03.2010 10:46

  • von Stefan Ziegler

Webber: Ist die Formel 1 zu einfach geworden?

Junge Nachwuchspiloten erobern die Formel 1 im Sturm: Mark Webber glaubt, dass die "Königsklasse" nicht mehr eine übergroße Herausforderung ist

(Motorsport-Total.com) - Schon seit geraumer Zeit muss sich die Formel 1 mit einem Trend auseinander setzen, wonach die neuen Grand-Prix-Piloten immer jünger sind, wenn sie ihr Renndebüt geben. Jaime Alguersuari wurde im vergangenen Jahr im Alter von nur 19 Jahren zum Stammfahrer bestellt - und ist einer von vielen jungen Vertretern im Fahrerfeld der Formel 1. Mark Webber kann diese Entwicklung nicht gutheißen.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber denkt, dass die aktuelle Formel 1 vergleichweise "einfach" ist

Der australische Rennfahrer hält die "Königsklasse" nicht mehr für die große fahrerische Herausforderung, für welche die Rennserie einmal bekannt war. "Die Autos sind nun einfacher zu fahren", erläutert Webber im 'Telegraph'. "Du schaust dir die Burschen an und denkst nicht: 'Das sind richtige Kerle.' Sie haben Talent, keine Frage, aber viele Gemeinsamkeiten gibt es da nicht."#w1#

"Wir haben nun eine Servolenkung und es gibt viele Dinge, die das Auto einfacher zu fahren machen. Aus diesem Grund geht es den jungen Burschen so einfach von der Hand", meint der 33-Jährige. "Ich musste mich durch die Nachwuchsklassen nach oben arbeiten, als die Autos noch Schaltknüppel und was nicht alles hatten. Davon habe ich profitiert. Aber es gibt keinen Grund, sich zu beschweren."


Fotos: Mark Webber, Testfahrten in Barcelona


"Diese Jungs kommen daher und machen zumeist einen guten Job. Manche eben nicht", gibt der Teamkollege von Sebastian Vettel zu Protokoll. Just die beiden jetzigen Stallgefährten sind in Fuji 2007 unsanft aneinander geraten, als Vettel im Regen ausgerechnet das Fahrzeug von Webber auf die Toro-Rosso-Hörner nahm und damit zwei mögliche Podien ins Aus beförderte - als Neuling.

Nachwuchsförderung genießt einen hohen Stellenwert

Doch diese Episode ist Schnee von gestern, denn der Ärger von damals ist längst verflogen. Vettel hat Verständnis für Webber, der im japanischen Regen recht deutliche Worte gefunden hatte: "Er hat eben keine Angst davor, zu sagen, was er denkt", hält Vettel im 'Guardian' fest. "Nach dem Crash war er ziemlich direkt. Er war wütend und ich auch. Seither hatten wir keine Probleme mehr."

"Ich will sie lehren, was ich auf meinem Weg gelernt habe." Mark Webber

Damit es in Zukunft erst gar nicht zu solchen Situationen kommt, engagiert sich Webber nun verstärkt für den Formelnachwuchs und ist an einem Team in der neuen GP3-Serie beteiligt. Dabei möchte er den Nachwuchspiloten auf die Sprünge helfen: "Ich will sie lehren, was ich auf meinem Weg gelernt habe. Ich werde ihnen aber nicht die Hand halten", beschreibt der Australier seine Philosophie.

"In meinen Augen ist es so: Wenn du ständig von einem silbernen Löffel isst und es schließlich mit jemandem wie Fernando Alonso zu tun bekommst, dann wird dieser jemand dich schlicht und ergreifend platt machen", meint Webber. Man müsse in seiner Karriere auch schwierige Situationen durchmachen, um daran zu wachsen. Nur so, erläutert Webber, stelle sich später auch Erfolg ein.

Webber: Mit Idealgewicht zum Titel?

Auf welchem Niveau Webber selbst in diesem Jahr operiert, ist nach den Testfahrten noch nicht klar ersichtlich. Von einer vermeintlichen Favoritenrolle dank des neuen RB6 will sich der 33-Jährige aber "nicht verrückt machen" lassen: "Schauen wir einfach einmal, ob es so läuft wie im vergangenen Jahr und ob die Leute wieder sagen 'verdammt, er ist gut dabei'", sagt Webber im 'Daily Star'.

"Vielleicht bin ich eher ein Außenseiter, aber das kann ich akzeptieren." Mark Webber

"Vielleicht bin ich eher ein Außenseiter, aber das kann ich akzeptieren. Das ist eine gute Ausgangsposition. Es ist doch vollkommen normal, dass die Leute mit Jenson, Lewis, Michael, Sebastian, Massa und Alonso rechnen", so Webber. "Der große Unterschied ist in diesem Jahr, dass ich nicht aufwache und mich fragen muss, ob sich der Zustand meines Beines verbessert hat.

"Schwer zu sagen, ob das meine Leistung beeinflusst hat. Vielleicht war ich etwas ausgelaugt, weil ich in der Winterpause einige Operationen und eine Genesungsphase hatte", meint der Red-Bull-Pilot, der 2009 aufgrund dieser Umstände nicht mit seinem Idealgewicht unterwegs war. "Schwerer war ich in meiner gesamten Karriere nicht", so Webber im 'Daily Express'. Nun sind es wieder 75 Kilogramm.