• 17.03.2012 11:55

  • von Dieter Rencken

Webber: "Ich schaue nach vorne"

Red-Bull-Fahrer Mark Webber möchte beim Großen Preis von Australien vom fünften Startplatz aus angreifen - Was ging schief bei den Wintertests?

(Motorsport-Total.com) - Red Bull steht beim ersten Rennen des Jahres nicht dort, wo das Team eigentlich stehen wollte. Daraus macht Mark Webber im Anschluss an die Qualifikation überhaupt keinen Hehl. Der Red-Bull-Pilot zieht ein bisschen Zufriedenheit aus seinem gewonnen Teamduell gegen Sebastian Vettel, ist ansonsten aber nicht sehr zufrieden. Gemeinsam mit seinem Rennstall möchte Webber nun aber nach vorne marschieren. In seiner Medienrunde erläutert Webber, wie er sich das vorstellt.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Nachdenklich geworden: Mark Webber schmeckt das Ergebnis nur bedingt

Frage: "Mark, Platz fünf in der Qualifikation von Australien. Und du kamst vor Sebastian Vettel über die Linie. Das war 2011 nicht oft der Fall. Stimmt dich das optimistisch?"
Mark Webber: "Ja, vollkommen. Es deutete sich schon im Winter an, dass ich mich im Auto deutlich wohler fühlte."

"Das ist aber alles relativ zu sehen, denn ich bin nicht zufrieden damit, wo wir in der Startaufstellung stehen. Unsere Situation ist enttäuschend für alle im Team. In der Vergangenheit wäre das ein gutes Ergebnis gewesen, doch in den jüngsten Saisons legten wir die Messlatte ein bisschen höher. Nun müssen wir am Ball bleiben und schauen, wie wir uns verbessern können."

Frage: "Du scheinst dich im Auto etwas wohler zu fühlen. Woran liegt das? Sind es die Reifen?"
Webber: "Nun, vielleicht ein bisschen. In der Endphase der vergangenen Saison bekam ich diese Geschichte aber besser und besser in den Griff. Durch den auspuffangeströmten Diffusor verhielten sich die Autos 2011 einfach ganz anders."

"Das wurde vor allem in den Kurven und bei der Drehzahl sehr deutlich. Die Autobalance war anders. Die aktuellen Fahrzeuge sind eher traditionell ausgerichtet. Es sind halt Rennwagen, wie wir sie bis 2010 am Start hatten. Der angeströmte Diffusor war ein sehr extremer Trend. Wahrscheinlich kam ich nie wirklich gut damit zurecht."

Mal wieder ein KERS-Problem bei Webber...

Frage: "Du hattest ein paar technische Probleme im Qualifying und fuhrst zum Schluss auch nur einmal hinaus. Was wäre bei einem perfekten Verlauf des Zeittrainings drin gewesen?"
Webber: "Um ehrlich zu sein: Ich weiß gar nicht genau, wie die Startaufstellung im Einzelnen aussieht. Ich weiß aber, dass ich Fünfter bin."

"Es ist sicher nicht positiv, eine schnelle Runde ohne KERS zu beginnen. In Q2 musste ich noch eine weitere Runde einlegen, weil wir auf der Bremse noch etwas mit KERS verstehen wollten. Wir fuhren also nochmals. Diese Runde war aber nicht so toll, weil mir ein Fehler unterlief. Dann blieb nur noch eine Runde. Dieser Versuch haute dann recht gut hin. Ich glaube nicht, dass sehr viel mehr drin war."

"Es ist sicher nicht positiv, eine schnelle Runde ohne KERS zu beginnen." Mark Webber

"Meine Runde war eine Zehntel vom Optimum entfernt. Danut würden mir aber immer noch drei Zehntel fehlen. Mit dem hätte, wäre, wenn können sich jetzt die Techniker in ihrer Analyse beschäftigen. Wie auch immer. So ist es gelaufen, so haben wir es gemacht. Deshalb stehen wir, wo wir stehen. Mir wurde jedenfalls gesagt: Das KERS-Problem sollte bis Sonntag gelöst sein."

Frage: "Was nimmst du dir für das Rennen vor?"
Webber: "Ich schaue nach vorne. Die Fünf ist hier in Melbourne meine Glückszahl. Hoffentlich kann ich mich ausgehend davon steigern und kämpfen. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass ein langes Jahr vor uns liegt. Es ist wichtig, schon früh ein paar Punkte auf dem Konto zu haben. Dann geht es darum, möglichst bald noch mehr Leistung aus dem Auto herauszuholen."

"Am Sonntag und am kommenden Sonntag werden wir herausfinden, wie es um unsere Form im Rennen bestellt ist. Im Augenblick sind die Samstage aber vielleicht nicht unbedingt eine Stärke von uns. Schauen wir einmal, wie es am Sonntag und wie es auf einer komplett anderen Strecke in Malaysia läuft. Wie verhalten sich die Reifen und dergleichen? Dann werden wir sehen, wie wir unsere Prioritäten im besten Interesse des Teams setzen müssen."

Der Red Bull RB8 ist (noch) keine Granate

Frage: "Wie zufrieden bist du mit deinem Fahrzeug und dem Abschneiden im Qualifying?"
Webber: "Es ist eine Sache des Feintunings. Wie alle anderen Teams, so haben auch wir im Winter immer extrem wenig Zeit, um unsere Vorbereitungen zu treffen."

"Wir hatten zwar einen ziemlich guten Winter, hätten uns aber wahrscheinlich gewünscht, dass es noch etwas besser laufen würde. Wir hätten gerne noch mehr Zeit auf der Strecke verbracht und ein besseres Verständnis über das Auto aufgebaut. Die Basis stimmt aber, ohne Zweifel. Das Fahrzeug entstammt einer guten Familie. Das kennen wir ja von den anderen Autos, die Adrian (Newey; Anm. d. Red.) entworfen hat."

"Die Basis stimmt, ohne Zweifel." Mark Webber

"In der Formel 1 ist es immer so: Du stehst gleich im Rampenlicht, wenn du einmal etwas weiter hinten oder weiter vorne liegst als erwartet. Wir standen oft vor unseren Rivalen, nun stehen wir dahinter. Das ist das Ergebnis. In den meisten Sportarten bekommst du, was du verdient hast. Heute gaben wir unser Bestes. Schauen wir einmal, wie es am Sonntag läuft. Noch wurden ja keine Pokale ausgegeben."

Frage: "Bei den Testfahrten wechselte dein Team sehr spät noch auf eine andere Aerodynamik-Konfiguration. Erhielt das Auto dadurch einen anderen Charakter?"
Webber: "Ja, es war anders. Es veränderte sich zum Besseren und gab uns Zuversicht, dass wir weiter vorangelangen würden. Was wir taten, ist vollkommen normal. Diese Strategie funktionierte in der Vergangenheit schließlich schon sehr gut für uns. Die Richtung stimmt."


Fotos: Mark Webber, Großer Preis von Australien


Lob für den Landsmann und für Romain Grosjean

Frage: "Was sagst du zum Abschneiden deines Landsmanns Daniel Ricciardo? Er fuhr auf den zehnten Startplatz..."
Webber: "Ja, ich sah, dass er in Q3 mit dabei war. Das ist eine richtig gute Leistung. Ich glaube, er hatte ein schönes Duell mit Jean-Eric (Vergne; Anm. d. Red.). Toro Rosso schnitt wohl ein bisschen besser ab, als sie es selbst vermutet hatten. Es ist schön zu sehen, dass sie gut waren. Daniel hat gute Arbeit geleistet und wird am Sonntag sicherlich noch weitere tolle Erfahrungen machen."

Frage: "Überrascht dich die gute Leistung von Romain Grosjean? Er wurde Dritter..."
Webber: "Eigentlich nicht. Ich freue mich für ihn. Er hatte einen schwierigen Einstand in der Formel 1. Danach machte er den Schritt zurück und wechselte in die Nachwuchsklassen, fuhr auch im Sportwagen und dergleichen."

"Ich freue mich für ihn." Mark Webber

"Er musste im Winter auch ein bisschen zurückstecken, denn Kimi (Räikkönen: Anm. d. Red.) zog natürlich - und völlig zurecht - die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Romain bringt keine Millionen mit, sondern Talent, Ausdauer und Entschlossenheit. Das bewundere ich. Er ist keiner dieser reichen Burschen. Er ergreift seine Chance mit beiden Händen. Ich freue mich schon darauf, ihn irgendwann im Rennen zu überholen."