• 17.03.2012 12:28

  • von Dieter Rencken

Vettel: "Sind noch nicht am Limit angelangt"

Sebastian Vettel sieht grundsätzlich keine Fehler im Red Bull RB8 - Es spielten viele Faktoren mit, warum der Weltmeister im Qualifying in Melbourne nicht ganz vorne war

(Motorsport-Total.com) - Das Qualifying in Melbourne hat gezeigt, dass zumindest in Australien ein anderes Kräfteverhältnis herrscht als zu Saisonende 2011. Die Red-Bull-Dominanz ist Schnee von gestern. McLaren gab das Tempo vor und auch Lotus und Mercedes waren im Albert Park schnell unterwegs. Die Weltmeister von Red Bull hatten nie eine echte Chance auf die Pole-Position. Sebastian Vettel gelang keine perfekte Runde und auch mit der Balance des RB8 ist der 24-Jährige noch nicht zufrieden. Fundamentale Probleme gibt es nicht, aber das Auto ist derzeit zu langsam. Nach der ernüchternden Qualifikation stellte sich Vettel den Fragen der Journalisten.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel ist trotz Startplatz sechs weiterhin optimistisch

Frage: "Sebastian, dein Fazit nach dem Qualifying?"
Sebastian Vettel: "Wir hatten schon schwierige Zeiten und waren nicht immer in Topform. Es gab Rennen in denen wir nicht die Schnellsten waren und geschlagen wurden. Es ist kein Desaster von Startplatz sechs zu starten. Es ist ein langes Rennen und viel kann passieren. Unser Renntempo sollte recht vernünftig sein. McLaren sah sehr stark aus. Unser Longrun - okay wir hatten nur einen - sah gestern auch im Vergleich zu ihnen konkurrenzfähig aus. Wir werden sehen, was morgen dabei herauskommt."

Frage: Glaubst du, wirkt es sich jetzt negativ aus, dass ihr bei den Tests nie mit wenig Sprit gefahren seid?"
Vettel: "Generell wären wir gerne mehr gefahren. Manchmal war die Zuverlässigkeit nicht bei 100 Prozent. In den letzten Jahren hatten wir vielleicht mehr Glück. Wir versuchen das Auto immer zu verbessern und hier und da neue Teile zu haben. Normalerweise haben wir nie viele Ersatzteile dabei. In diesem Jahr mussten wir wahrscheinlich etwas öfter anhalten und uns die Zuverlässigkeit ansehen. Das kostet Zeit und vor allem Streckenzeit. Das wirkt sich vielleicht jetzt aus. Das sind Fakten, die wir akzeptieren und darauf aufbauen müssen. Wir sind sicher nicht zufrieden mit dem Resultat heute."

Frage: "Das Verbot des vom Auspuff angeströmten Diffusors hat euch viel Abtrieb gekostet und euch zurückgeworfen?"
Vettel: "Ich glaube, das hat alle bei der Performance getroffen. Es hat natürlich viel Abtrieb gekostet, je nachdem wie viel man vorher damit spielen konnte. Wir hatten am Saisonende 2011 ein sehr gutes Level erreicht, gingen aber davon aus, dass es in diesem Jahr anders sein würde. So ist es nun auch. Ich glaube nicht, dass irgendetwas mit dem Auto falsch ist. Es gibt kein einziges Problem. Bei der Balance zwischen der Vorder- und der Hinterachse ist aber immer noch viel Performance zu finden."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Australien, Samstag


Frage: "Hat dich an den beiden Trainingstagen irgendetwas überrascht?"
Vettel: "Nein. Es ist eigentlich alles so wie wir es erwartet haben. Ferrari steckt in Problemen. Mercedes ist sehr konkurrenzfähig. Bei McLaren wussten wir immer, dass sie schnell und konstant sind. Sie sind nicht dafür bekannt, bei den Testfahrten mit wenig Benzin zu fahren und eine Showrunde hinzulegen. Lotus hatte das Potenzial zu überraschen und das haben sie auch getan. Es gab diesbezüglich also keine Überraschungen. Wir würden natürlich gerne etwas weiter vorne stehen. Das ist vielleicht eine kleine Überraschung. Ich fühle es im Auto und wir wissen, dass wir noch nicht an unserem Limit angelangt sind."

Frage: "Du hattest im Vorjahr öfters Probleme mit der Balance und konntest dann im Qualifying zurückschlagen. Heute ist dir das nicht gelungen. Gibt es vielleicht ein Problem im Auto, weshalb du es nicht so abstimmen kannst, wie du willst."
Vettel: "Ich glaube nicht, dass wir ein großes Problem im Auto haben. Es gibt keine Schwäche. Es geht eher darum, alles herauszuholen anstatt das ganze Auto zu ändern. Es gibt keinen Grund zur Panik. Gestern sind wir nicht viel gefahren und ich war nicht glücklich mit der Balance. Heute Vormittag sah es etwas besser aus. Mein Ausrutscher hat natürlich nicht geholfen. Man kann nicht Millionen Dinge ausprobieren. Im Qualifying kann man auch nicht viel ändern, abgesehen vom Frontflügel und vom Differential. Wie gesagt, wir hätten vor diesem Wochenende gerne etwas mehr Streckenzeit gehabt. Wir müssen schauen, dass wir im Rennen viel lernen. Hoffentlich hilft uns das für die nächsten Rennen."

Sebastian Vettel

Sebastian Vettel fehlten im Qualifying sieben Zehntel auf die Pole-Position Zoom

Mehrere Faktoren spielen eine Rolle

Frage: "Wie stark hat sich die Charakteristik des Autos verändert? Es sieht in den Kurven nicht mehr so stabil aus."
Vettel: "Es spielen auch andere Faktoren eine Rolle. Wenn wir hier ankommen, ist die Strecke normalerweise 'grün'. Sie verändert sich normalerweise sehr stark. Gestern hatte es geregnet und zu Beginn des Qualifyings gab es nicht viel Grip. Das lag vielleicht an den V8Supercars. Es gibt also viel mehr Faktoren, die dir nicht helfen,wenn du versuchst, die Balance hinzubekommen und nicht genau weißt, in welche Richtung du gehen sollst. Im Vorjahr fanden wir sie meist recht schnell. Es handelt sich jetzt um ein neues Auto, das wir erst verstehen müssen. Wir können damit noch nicht richtig herumspielen. Es ist auch anders als im Vergleich zur Situation beim letzten Rennen 2011."

Frage: "Wie groß würdest du den Verlust des auspuff-angeströmten Diffusors beziffern? Schließlich war es ein Schlüsselelement am letztjährigen Auto."
Vettel: "Es war für alle, die Rennen gewinnen wollten, ein Schlüsselelement. Das war der richtige Weg. Man kann nun argumentieren, dass die Rundenzeiten in diesem Jahr deutlich langsamer sind. In jedem Jahr ist es immer etwas anders. Wir haben sicher Grip verloren, so wie alle anderen auch. Aber ich bin trotzdem mit dem Auto zufrieden. Es ist nichts falsch daran. Wir verfallen nicht in Panik. Es war heute kein großartiger Tag."

Sebastian Vettel

Im dritten Freien Training hing der RB8 nach einem Ausrutscher am Kran Zoom

Rennen könnte Lotterie werden

Frage: "Ihr seid nur wenig im Trockenen gefahren. Könnte deshalb die Strategie aufgrund der neuen Reifen eine Lotterie werden?"
Vettel: "Dieses Rennen hat immer das Potenzial, eine Lotterie zu werden. Hier kann viel passieren. Es wird sicher ein langes Rennen werden. Es wird hart für die Autos, weil die Strecke recht rau ist. Von unseren Startpositionen aus kann man nur nach vorne schauen. Wir müssen versuchen einige Jungs zu schlagen und das Maximum herausholen. Es ist ein langes Rennen, in dem sich viele Möglichkeiten ergeben werden. Der Schlüssel besteht darin, diese Möglichkeiten zu ergreifen."

Frage: "Gibt es einen großen Unterschied zwischen den beiden Reifenmischungen?"
Vettel: "Es ist offensichtlich, dass die weichere Mischung schneller ist. Wir sind recht zufrieden, wie beide Mischungen arbeiten. Wir sind dafür nicht ganz glücklich mit meinem Auto."

Frage: "Ist die Strecke in diesem Jahr buckeliger geworden?"
Vettel: "Nein. Sie haben es über die Jahre verbessert. Die Stellen, die nicht neu asphaltiert wurden, werden natürlich immer schlechter. Es ist immer noch hart, aber das ist der Charakter der Strecke. Es wäre schade, wenn sie die Strecke komplett neu asphaltieren würden, weil die Bodenwellen einfach dazugehören. Es ist ähnlich wie Monaco. Wenn sie dort neu asphaltieren würden, dann wäre es einer normalen Rennstrecke ähnlicher und kein Straßenkurs mehr."

Frage: "In den letzten beiden Jahren waren du und Red Bull die Gejagten. Jetzt ist es anders. Müsst ihr eure Herangehensweise ändern?"
Vettel: "Hier ist die Situation vielleicht anders. Es wäre jetzt falsch in Panik zu verfallen. So wie wir gearbeitet haben, war es nicht schlecht. Heute haben wir gelernt, dass wir nicht die Schnellsten sind. Das wollen wir ändern."

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