Webber: "Ich kenne Sebastian überhaupt nicht"
Mark Webber spricht über sein Verhältnis zu Sebastian Vettel, den Lewis Hamilton trotz einiger Fehler als "extrem talentiert" bezeichnet
(Motorsport-Total.com) - Schon seit einer ganzen Weile - spätestens seit der teaminternen Kollision in Istanbul - herrschen zwischen den Red-Bull-Stallkollegen Sebastian Vettel und Mark Webber gewisse Spannungen. Zwar gibt es keinen offen ausgetragenen Streit, doch zu verbinden scheint die beiden nicht viel - schon gar nicht abseits der Rennstrecke.

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Abseits der Rennstrecke keine Freunde: Sebastian Vettel und Mark Webber
"Wir verbringen keine Zeit miteinander", wird Webber vom 'Sydney Telegraph' zitiert. "Wir arbeiten für das Team und wir arbeiten professionell. Der Altersunterschied zwischen uns ist aber sehr groß, daher hatten wir eigentlich nie viel gemeinsam - auch nicht bevor wir auf diesem Niveau gegeneinander Rennen gefahren sind. Und abseits der Rennstrecke kenne ich Sebastian überhaupt nicht."#w1#
WM-Kampf noch lange nicht entschieden
Der Australier hat derzeit drei Punkte Rückstand auf WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton, liegt aber 28 Zähler vor seinem Teamkollegen. Das bedeutet, dass Vettel in den noch ausstehenden sechs Rennen jeweils fast fünf Punkte aufholen müsste - kein Ding der Unmöglichkeit. Aber klar ist: "Wenn du regelmäßig vom Teamkollegen gebügelt wirst, bist du nicht lange in diesem Business", warnt Webber.
"In dieser Phase meiner Karriere und wenn du gegen jemanden fährst, der auf dem Papier als Weltklasse gehandelt wird - zumindest in den Augen mancher Leute -, dann musst du deine Möglichkeiten schon maximal ausschöpfen, weil du sonst überrollt wirst. Nach ein paar Rennen kannst du auch rasch zur Nummer zwei werden. Du musst in diesem Sport schon aufpassen, deine Position zu verteidigen", so der 34-Jährige.
¿pbvin|512|3120||0|1pb¿Im Moment hofft Webber eher, von Red Bull im Titelkampf als Nummer eins gesehen zu werden: "Ich fühle mich derzeit sensationell im Team und habe mich eigentlich nie als Nummer zwei gefühlt. Es gab mal Tage, an denen kam ich mir wie eine Nummer zwei vor, aber ich schätze, Seb hat auch Momente, in denen er denkt: 'Oh, jetzt bin ich die Nummer zwei.' Ich fühle mich im Moment wie eine Nummer eins, aber das kommt und geht."
Ganz gemäß einer Nummer eins macht Webber derzeit weniger Fehler als sein deutscher Teamkollege, der sich gelegentlich die Kritik anhören muss, möglicherweise noch nicht reif genug zu sein, um Weltmeister zu werden. Dabei zweifelt niemand an seinem Können: "Man sieht, dass er ohne Zweifel extrem talentiert ist", lobt etwa Lewis Hamilton. "Er sitzt in einem großartigen Auto, hat ein großartiges Team und geht gut an die Sache heran."
Hamilton zeigt Verständnis
"Ihm sind schon viele Pole-Positions gelungen, aber das Schwierige scheint zu sein, diese Poles in Siege umzumünzen. Andererseits geht das allen so", sagt der McLaren-Pilot, Weltmeister von 2008. "Generell ist er fantastisch in Form. Ja, er hatte problemreiche Rennen, aber das geht uns doch allen mal so. Aus solchen Erfahrungen lernt man. Er ist noch jung und hat sicher noch viel zu lernen."
Ein wenig erinnert Vettels Situation an jene von Hamilton in dessen Premierensaison 2007, als der damalige Rookie nach starkem Beginn im WM-Finale Nervenflattern bekam und einen schon sicher scheinenden Titel noch wegwarf. Aber: "Ich kann mich an 2007 nicht mehr gut erinnern", meint Hamilton im Interview mit 'formula1.com'. "Ich kann nur sagen, dass ich damit gerechnet habe, Fehler zu machen."
"Ich kämpfte jedoch um die Weltmeisterschaft und fühlte mich großartig. Im ersten Jahr in so einer Situation zu sein, davon hätte ich nicht einmal zu träumen gewagt", lächelt er im Nachhinein. "Ich glaube aber, es ist im ersten Jahr ganz anders als in den Jahren danach. Natürlich stellst du dich selbst ständig in Frage und du willst dich immer weiter verbessern, weil alles, was du machst, kommentiert wird. Aber so ist das halt..."

