• 11.03.2010 19:19

  • von Dieter Rencken

Webber: "Ich freue mich über die Neulinge"

Red-Bull-Pilot Mark Webber in seiner Medienrunde über das Rennen in Bahrain, die Favoriten für 2010 und das Comeback von Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Mark Webber blickt der neuen Formel-1-Saison entspannt entgegen. Der australische Rennfahrer sieht sich und sein Team auf einem guten Weg, an die gute Form von 2009 anknüpfen zu können und rechnet mit einem engen Duell an der Spitze. Wie der 33-Jährige in seiner Medienrunde erläutert, freut er sich zudem über die Aufstockung des Starterfeldes zum neuen Rennjahr. Speziell die neuen Teams haben es Webber angetan, aber auch das Comeback von Michael Schumacher.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber will auch in dieser Saison Erfolge mit dem Red-Bull-Team feiern

Frage: "Mark, freust du dich schon auf das erste Saisonwochenende?"
Mark Webber: "Ja, sehr sogar. Es gibt viele Fragen, die wir beantworten müssen. Das wird eine interessante Geschichte. Am Freitag müssen wir unsere Hausaufgaben erledigen und dann schauen wir einmal, wie sich die Sache entwickelt."#w1#

Frage: "Wo siehst du Red Bull im Vergleich zu den anderen Teams? Teilst du die Ansicht, wonach derzeit vier Rennställe an der Spitze liegen?"
Webber: "Wenn wir uns über die letzten zwei bis drei Zehntel unterhalten, dann ist es nahezu unmöglich, eine Prognose abzugeben. Wir wissen genau, was wir erreichen wollen. Wir wollen uns kontinuierlich verbessern und sind sehr optimistisch, hier ein starkes Wochenende hinlegen zu können."

"Es gibt viele neue Dinge, unter anderem ein neues Streckenlayout. Dieses Mal waren die Tests zudem so eingeschränkt, dass vor Saisonbeginn niemand in Bahrain getestet hat. Es gibt diesbezüglich also keine Vor- und Nachteile - nur Fragen, die es zu beantworten gilt. Das gilt für alle Beteiligten."

"Wir wissen genau, was wir erreichen wollen. Wir wollen uns kontinuierlich verbessern." Mark Webber

Frage: "In Barcelona euer Team auf den Longruns mehr Probleme mit dem Reifenabrieb zu haben als andere Rennställe. Ist das etwas Streckenspezifisches oder werden wir das im Jahresverlauf noch mehrfach erleben?"
Webber: "Manche Longruns waren ungeheuer konkurrenzfähig, andere waren recht ordentlich, aber nicht gerade beeindruckend. Wir hatten diesbezüglich keine besonderen Probleme, doch diesem Punkt muss man sich schon widmen."

"Das ist eine Sache, die sich von Rennplatz zu Rennplatz verändern wird. Wir müssen erst einmal sehen, wie sich die neuen Reifenmischungen bei den Temperaturen von Bahrain verhalten. Im Prinzip müssen wir halt endlich mit dem Rennfahren anfangen. Das ist das Einzige, was wir machen können. Nur so werden wir herausfinden, was die anderen drauf haben und wo ihre Stärken liegen."

Webber ist topfit und rennbereit

Frage: "Wie schwierig ist es für Red Bull, die Form aus dem vergangenen Jahr zu halten?"
Webber: "Wir sind natürlich nicht daran interessiert, einen Rückschritt zu machen. In so eine Position bringt man sich nicht über Nacht. Diese Position zu halten ist immer eine riesige Herausforderung, zumal wir die Messlatte natürlich auch sehr hoch gelegt haben."

"In diesem Jahr haben wir ein paar Partygäste mehr, denke ich. Im vergangenen Jahr hatten wir Brawn, doch in dieser Saison gibt es mehrere Leute, die sich erheblich steigern können. Wenn es dir nicht gelingt, deine eigene Form anzuheben, dann bist du schnell Vierter. Es gibt Ferrari, McLaren, Mercedes und uns."

"Wenn es dir nicht gelingt, deine eigene Form anzuheben, dann bist du schnell Vierter." Mark Webber

Frage: "Im vergangenen Jahr hattest du in der Winterpause einen Unfall und warst bei Saisonbeginn nicht wirklich fit. Wie sieht es in diesem Jahr aus? Fühlst du dich bereit?"
Webber: "Voll und ganz, da gibt es gar keine Frage. Jetzt habe ich diesbezüglich keinen Druck und bin auch nicht gehandicapt."

"Im vergangenen Jahr war das beim Testen und in den ersten Rennen noch anders. Die Tests waren 2010 zwar limitiert, aber das ging den anderen ja auch so. 2009 war mein längster Longrun vor Melbourne 17 Runden lang, doch in diesem Jahr habe ich deutlich mehr Longruns absolviert. Ich wäre gerne noch mehr gefahren, fühle mich aber rennbereit."¿pbvin|512|2515|inside|0|1pb¿

Konstanz ist der Schlüssel zum Erfolg

Frage: "Wie selbstbewusst bist du vor dem ersten Rennen? Was möchtest du erreichen? Was hast du aus der Saison 2009 gelernt?"
Webber: "Ich denke, vor diesem Wochenende wird jeder Fahrer erzählen, dass er an diesem Wochenende hinausfährt und ordentlich auf die Pauke haut. Es ist aber einfach noch schwierig zu sagen, wo man sich einordnen muss. Im vergangenen Jahr gab es ein recht großes Fenster für mich, in dem es sehr gut lief."

"In Valencia und Monza lief es hingegen weniger gut und dort verloren wir einige Punkte. Das war der Abschnitt der Meisterschaft, in dem wir nicht erfolgreich waren. Deswegen haben wir auch keinen Titel geholt. Daraus haben wir unsere Lehren gezogen. Man muss kein Atomwissenschaftler sein um zu erkennen, dass man konstant sein muss."

"Man muss kein Atomwissenschaftler sein um zu erkennen, dass man konstant sein muss." Mark Webber

"Was mich selbst betrifft: Ich glaube fest daran, dass ich bei allen Events konstant agieren und einen guten Job auf gutem Niveau abliefern kann. Ob das ausreicht, steht dann wieder auf einem ganz anderen Blatt. Die Siege aus dem vergangenen Jahr bescheren dir jedenfalls etwas Zuversicht. Gleichzeitig bekommst du Hunger auf mehr. Darauf freue ich mich schon."

Frage: "Die beiden Red-Bull-Autos einmal außen vor gelassen: Auf wen würdest du nach den Testfahrten dein Geld setzen?"
Webber: "Ferrari."

Die Formel 1 wird 2010 langsamer

Frage: "Am Start sind die Autos künftig deutlich schwerer als bisher. Welche Auswirkungen wird das auf das Renngeschehen haben? Was gilt es diesbezüglich zu beachten?"
Webber: "Die Autos werden natürlich deutlich langsamer sein als am Samstag. In der Qualifikation werden sich die Fahrzeuge perfekt anfühlen, doch am Rennstart ist das anders."

"Das Gewicht macht den Autos schwer zu schaffen. Das ist wie, wenn man einem Bergsteiger einhundert Kilogramm Gewicht auf den Rücken packt. Dann wird er einfach nicht an sein Ziel kommen. Du musst das Rennen auf eine andere Weise angehen. Der Wagen verhält sich anders, die Bremspunkte verschieben sich."

"Die Unterschiede von Samstag auf Sonntag werden extrem sein. Aber da sitzen ja alle im selben Boot. Alle werden am Start mit einem ähnlichen Gewicht unterwegs sein und dementsprechend muss sich das gesamte Feld mit den gleichen Problemen herumschlagen. Wahrscheinlich sind die Reifen das Wichtigste an dieser Geschichte."

"Wahrscheinlich sind die Reifen das Wichtigste an dieser Geschichte." Mark Webber

Frage: "Wie wirkt sich das auf die Strategie aus? Werden wir neu Taktiken sehen?"
Webber: "Die Strategien haben sich schwer verändert. Im vergangenen Jahr waren die Rennen im Prinzip vollkommen durchgeplant. Man wusste genau, wann was zu erledigen war."

"Da haben wir uns am Vorabend hingesetzt und besprochen, was wer wie machen wird. Das war's. Nun werden wir Samstagnacht vielleicht eine Taktik planen, aber es kommt eigentlich viel mehr darauf an, wie sich das Rennen entwickelt. Das ist ein großer Unterschied im Vergleich zu den vergangenen Jahren."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Bahrain


Kann "Schumi" wieder dominieren?

Frage: "Ist es körperlich anspruchsvoller, nun mit einem schweren Auto ins Rennen zu gehen?"
Webber: "Einfacher. Die Autos sind nun langsamer. Die Jungs in den 1980er-Jahren hatten es wirklich einfach (lacht; Anm. d. Red.)!"

"Aber Scherz beiseite: Die Autos sind deutlich einfacher zu fahren als noch im vergangenen Jahr. Die Reifen haben weniger Grip und die Fahrzeuge sind schwerer. Das Ergebnis davon ist, dass wir langsamer unterwegs sind. Michael hat also ein gutes Jahr erwischt, um zurück zu kommen."

Frage: "Apropos Michael Schumacher: Die Leute sagen, sein Comeback sei gut für den Sport - aber was passiert, wenn er wieder eine Siegesserie hinlegt, wie in alten Zeiten?"
Webber: "Da macht euch mal keine Sorgen, das wird nicht passieren. Für den Sport ist es aber klasse, dass er zurückkommt. Er ist ein Kerl mit Ecken und Kanten und er hat in seiner ersten Karriere wirklich erstaunliche Dinge geleistet."

"Da macht euch mal keine Sorgen, das wird nicht passieren." Mark Webber

"Nun kehrt er zurück, weil ihm der Wettbewerb im Blut liegt. Hut ab! Es braucht schon eine gehörige Portion Mut, sich wieder in so eine Kiste zu setzen. Als Konkurrent muss man das einfach bewundern. Wir werden aber sicherlich nicht erleben, dass er mit 60 oder 70 Sekunden Vorsprung gewinnt, so wie ihm das in der Vergangenheit gelungen ist."

"Also macht euch da keine Gedanken. Er wird einige Rennen gewinnen und vielleicht gewinnt er in den kommenden drei Jahren auch noch einmal einen Titel. So einfach wie in der Vergangenheit wird es aber sicherlich nicht für ihn."

Webber ist begeistert: Neulinge als Bereicherung

Frage: Stichwort Comeback: Der Name Lotus kehrt in den Grand-Prix-Sport zurück. Bedeutet das etwas für dich?"
Webber: "Wenn ich diesen Namen höre, dann denke ich in erster Linie an Jim Clark und alle diese große Namen, die für dieses Team an den Start gegangen sind. Das ist etwas Besonderes. Es ist schön, dass dieser große Name nun zurückkehrt."

"Natürlich ist es unmöglich für sie, auf dem Niveau wieder einzusteigen, auf dem sie die Formel 1 verlassen haben. Als sie Mitte der 1990er-Jahre ausgestiegen sind, haben sie hier und da noch immer einen guten Job gemacht. Du kannst aber nicht einfach so an die Spitze fahren. Das braucht seine Zeit."

Frage: "Machst du dir Sorgen wegen der neuen Teams und möglicherweise langsamen Autos?"
Webber: "Das bereitet mir nicht allzu viel Kopfzerbrechen. Dafür wurde ich in der Vergangenheit kritisiert, aber eigentlich hatte ich damit nicht die Teams selbst gemeint, sondern den Sport an sich. Ich freue mich über die Neulinge, denn das ist genau, was wir brauchen."

"Ich freue mich über die Neulinge, denn das ist genau, was wir brauchen." Mark Webber

"Für eine Gefahr halte ich die neuen Teams aber nicht. Solange die Ingenieure und die Fahrer an einem Strang ziehen und gründliche Arbeit leisten, sollte es in Ordnung sein. Das ist gewiss nicht meine Hauptsorge. Ich mache mir Gedanken um das Niveau des Wettbewerbs."

Frage: "Rechnest du in diesem Jahr mit Problemen bei eurem Motorenlieferanten?"
Webber: "Nein. Wir haben schon im vergangenen Jahr Großartiges erreicht und haben uns fest vorgenommen, noch einmal eine Schippe nachzulegen. Noch haben wir aber kein Rennen bestritten. Es gibt wahrscheinlich kein Team in der Boxengasse, das nicht hier und da ein paar Probleme hat. Wir wollen einfach bestmöglich zusammen arbeiten."

Frage: "Weshalb hast du dein Management verändert?"
Webber: "Das betrifft bloß die Aktivitäten abseits der Rennstrecke in Australien. Ich kümmere mich momentan eben um meinen eigenen Kram."