• 25.06.2004 13:59

Webber: "Einige wären über Michaels Rücktritt glücklich"

Jaguar-Pilot Mark Webber über seine bisherige Saison, seine Zukunft, Williams, Flavio Briatore und Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Abgesehen von dem zweiten Startplatz in Malaysia war das Jahr 2004 bislang nicht berauschend. Oder wie sehen sie das?"
Mark Webber: "Mit dem Start waren wir innerhalb des Teams zufrieden, obwohl wir nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben. In Melbourne waren wir mit der Chance am Start, ein oder zwei Punkte zu holen. Dann kam Malaysia. Aber wir müssen sicherlich realistisch bleiben. Wie sie wissen, fährt Jordan mit den selben Motoren wie wir, also machen wir keinen so schlechten Job."

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber: Muss der Australier weiterhin von einem Top-Team träumen?

Frage: "War es etwas Besonderes, in Malaysia aus der ersten Reihe zu starten?"
Webber: "Das Qualifying ist, um ehrlich zu sein, nichts, was mich besonders interessiert. Mich interessiert die Leistung im Rennen, schnell zu sein, zuverlässig und konkurrenzfähig. Malaysia ist uns durch die Lappen gegangen - das ist vorbei. Wir müssen unglaublich diszipliniert und konzentriert sein, um aus diesem Jahr etwas herauszuholen. Das ist ein harter Kampf."

"Hätte gerne ein paar PS mehr"

Frage: "Was sind die Stärken und Schwächen des aktuellen R5?"
Webber: "Im Vergleich zum letzten Jahr ist das Gewicht effizienter verteilt, und die Jungs haben bei der Aerodynamik gute Arbeit geleistet. Ich hätte gerne ein paar PS mehr. Der Motor ist aber sehr zuverlässig, was viel wichtiger ist."

Frage: "Sind sie optimistisch in Bezug auf die Weiterentwicklungen in dieser Saison?"
Webber: "Ja, aber wir sehen das realistisch. Was in Vorbereitung ist, ist ganz gut, aber jeder andere wird ähnliche Fortschritte erzielen."

Webber rechnet mit einem Verbleib bei Jaguar

Frage: "Was können sie uns über den nächstjährigen R6 erzählen?"
Webber: "Wir haben ein paar Dinge an der hinteren Aufhängung ausprobiert. Das war es dann aber auch. Es kann sein, dass es noch andere Sachen gibt, aber darüber weiß ich nichts."

Frage: "Also gehen sie davon aus, auch nächstes Jahr im Jaguar zu sitzen?"
Webber: "Ja das tue ich."

Webber fühlt sich von Williams geehrt

Frage: "Aber es ist ja kein Geheimnis, dass Williams sie auch gerne verpflichten würde."
Webber: "Ja, stimmt. Williams ist ein fantastisches Rennteam. Was Frank in diesem Sport erreicht hat ist schon ganz besonders, speziell, wenn man die Umstände berücksichtigt. Menschen seiner Art muss man Respekt zollen. Und sein Name hebt sich immer noch von anderen ab; das ist beeindruckend."

Frage: "Wie ist das für sie, ganz oben auf Franks Liste zu stehen?"
Webber: "Das ist großartig, aber bis jetzt habe ich in der Formel 1 noch nicht wirklich etwas erreicht; ich muss noch sehr viel mehr leisten. Aber ob ich nun Frank eines Tages ärgere, weil ich gegen ihn fahre, oder ob wir zusammen arbeiten und stolz auf unsere Ergebnisse sind... Die Formel 1 ist wahrscheinlich der wechselhafteste Sport der Welt. Dinge können sich so schnell wie der Wind ändern, sodass ich nur weiterhin das absolut Beste leisten muss."

Wechsel zu Renault ist unwahrscheinlich...

Frage: "Wie wahrscheinlich ist für sie eine Zukunft bei Renault?"
Webber: "Renault hat mich als Jugendlicher in meiner Karriere sehr unterstützt, als niemand anderes interessiert war. 2002 (bei Minardi; d. Red.) wurde ich von Renault bezahlt. Sie haben mich stets nach Kräften unterstützt. Aber wer weiß was die Zukunft bringt? Im Moment haben sie zwei starke Fahrer."

...und ein Wechsel zu McLaren ebenso

Frage: "Ihr Manager ist Flavio Briatore. Ärgert es sie, dass sie als 'Flav-Fahrer' möglicherweise davon ausgeschlossen sind, für gewisse Teams zu fahren?"
Webber: "Flavio sagte mir gleich zu Beginn unserer Zusammenarbeit, dass es unwahrscheinlich sei, jemals für McLaren zu fahren (Ron Dennis und Flavio würdigen sich keines Blickes; d. Red.). Aber er sagte auch: 'Jedes andere Team - wenn Du Leistung bringst, können wir überall hin gehen.'"

Frage: "Und, was halten sie von ihrer Leistung?"
Webber: "Es gibt inzwischen so viele Dinge, an denen man arbeiten muss. Ich versuche immer etwas zu verbessern, bin offen für Kritik, willig zu lernen und hart zu arbeiten."

Webber ist von Michael Schumacher schwer beeindruckt

Frage: "Orientieren sie sich an Michael Schumacher, der ja als vorbildlich gilt?"
Webber: "Was an Michael beeindruckt, ist seine Professionalität und sein Enthusiasmus, aber ich denke nicht jeden Tag an ihn. Er hat aber sicher eine Menge Leute aufgeweckt, als er in die Formel 1 kam."

Frage: "Wäre die Formel 1 ohne ihn besser dran?"
Webber: "Eine Menge Fahrer wären über seinen Rücktritt bestimmt glücklich, weil es dann ein 'normaleres' Fahrerfeld gäbe. Es gab ein paar Situation diese Saison, in den wir mit zwei Barrichellos an der Spitze vermutlich ein anderes Rennen gesehen hätten."

Der Jaguar-Pilot über die Zukunft der Formel 1

Frage: "Sie sind gemeinsam mit Schumi, Coulthard und Trulli ein Sprecher der GPDA (Fahrergewerkschaft). Hat sich die FIA ihren Rat eingeholt, bevor sie ihre Vorschläge zur Zukunft der Formel 1 unterbreitete?"
Webber: "Nein. Einige Vorschläge beziehen sich auch nicht darauf, was wir als Fahrer machen, einige aber schon. Darüber müssen wir reden."

Frage: "Also waren die Vorschläge für sie genauso überraschend wie für alle?
Webber: "Yep!"

Frage: "Muss die Formel 1 langsamer werden?"
Webber: "Aus Sicherheitsaspekten sind die Geschwindigkeiten jetzt akzeptabel. Aber wenn die jetzigen Regeln die nächsten drei, vier Jahre unverändert bleiben, dann würden die Autos wahrscheinlich zu schnell werden. Das Problem ist, wie drastisch man die Geschwindigkeit verringert; da müssen wir sehr vorsichtig sein."