• 02.07.2005 09:41

  • von Marco Helgert

Webber: "Ein Tag, an dem alles hätte passieren können"

Der BMW WilliamsF1 Team Fahrer spricht über die Vorfälle in Indianapolis, die guten Verhandlungen und den schlechten Ausgang

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Fahrer waren schon immer von den Entscheidungen ihrer Teamchefs abhängig, auch in den USA war dies nicht anders. Viele Piloten wollten sicher trotz der Reifenprobleme von Michelin im Rennen starten, so musste man beispielsweise Kimi Räikkönen überreden, nicht am Start teilzunehmen. Doch als Fahrer hatte man in Indianapolis auch genug Zeit, sich über die Vorgänge Gedanken zu machen.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber war in Indy enttäuscht: "Wir hätten einen Weg finden müssen"

BMW WilliamsF1 Team Fahrer Mark Webber kam dabei zu einem eigenen Schluss: "Ich war wirklich sehr, sehr beschämt", erklärte er gegenüber 'ESPN'. Der Australier erinnerte sich zurück an seine Fan-Zeit und kann den Ärger der Besucher auf den Tribünen daher gut nachvollziehen. "Als ich jung war, reiste ich mit meinem Vater zum Australien-Grand-Prix. Ich saß da und wurde wütend, wenn einer meiner Lieblingsfahrer ausfiel, ganz außen vor gelassen, wenn er gar nicht an den Start ging."#w1#

Rückblickend fällt es Webber noch immer schwer zu verstehen, was in Indy geschah. "Als wir in die Startaufstellung fuhren, dachte ich, dass wir einen Weg finden würden, um das Rennen zu fahren", erklärte er. "Ich dachte, dass der Start vielleicht verschoben wird, dass versucht werden würde, eine Schikane zu installieren. Wir hätten einen Weg finden müssen, vielleicht nicht für ein Rennen, aber wir hätte mit einer Schikane fahren sollen. Andere Möglichkeiten gab es für uns nicht."

Dennoch hätten die Probleme auch eine positive Seite gehabt: "Ich war überrascht, wie sehr alle versuchten, eine Lösung zu finden", so der 28-Jährige. "Ansonsten versuchen wir uns gegenseitig an die Gurgel zu gehen und uns auf der Strecke zu besiegen. Miteinander reden wir ja nicht viel. Und dann sind wir gemeinsam in einem Raum und hören Martin Whitmarsh (McLaren-Geschäftsführer; d.Red.) oder Pat Symonds (Renault-Chefingenieur; d. Red.), den Sauber- und BAR-Leuten zu, und alle gehen in dieselbe Richtung."

"Von den Meetings her wurde alles sehr gut angegangen, aber das Endergebnis war dennoch Mist", so Webber klar. "Ich wusste, dass wir zur Lachnummer werden würden. Das hier ist die 'Königsklasse', wie konnte das passieren? Allerdings wusste ich auch, dass es absolut richtig war. Nachdem, was Michelin gesagt hat, dass sie nicht wissen, was genau vor sich geht, ist es vergleichbar mit einem Flugzeug, bei dem man nicht weiß, ob einen die Flügel bis ans Ziel tragen werden."

Selbst als das Rennen mit sechs Bridgestone-Autos auf der Strecke lief, hoffte Webber noch auf eine Wende. "Ich verließ nach neun Runden die Strecke, es war mir einfach zu dumm", erklärte er. "Ich dachte, dass sie mich anrufen würden, weil das Rennen gestoppt wurde und wir um fünf Uhr neu starten. Das war so ein Tag, an dem alles hätte passieren können."