• 21.10.2006 10:56

  • von Marco Helgert

Webber: Das Schumacher-Imperium

Der Williams-Pilot analysiert die ungemeinen Stärken des Rekordweltmeisters und dessen immer wieder aufgerissene Abgründe

(Motorsport-Total.com) - Mark Webber kann den Kampf an der Spitze in der Formel 1 beruhigt betrachten, denn eingreifen wird der Williams-Pilot nicht können. Was er dabei in den vergangenen Rennen entdeckt hat, bestätigt auch seine Eindrücke von Michael Schumacher. Die Erklärungen des Rekordweltmeisters, er habe den Fahrertitel bereits abgeschrieben, glaubt er nicht.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber hofft, dass sich Schumachers Rücktritt positiv auswirken wird

"Bei Michael ist immer alles vorbereitet", so Webber im 'Telegraph'. "In jedem Rennen gibt es drei, vier oder fünf verschiedene Szenarien. In Japan wählte er das, das seinem Ziel am besten entsprach. Als er in Suzuka zurück an die Box lief, drehten sich die kleinen Rädchen in seinem Kopf. Er arbeitete aus, wie er die Situation am besten meistern könnte. Wenn er zurückgekommen wäre und gesagt hätte, dass er die Meisterschaft noch gewinnen kann, dann hätte er Alonso noch weiter angestachelt."#w1#

Genau das zeichne Schumacher auch aus, doch in den gemeinsamen Formel-1-Jahren entdeckte Webber auch unschöne Dinge. Es sei wie bei einem tollen Mädchen, wenn man näher tritt, entdeckt man doch einige Fehler. "Alain Prost war mein wirklicher Held, aber Schumacher griff das auf", so Webber. "Seine Aufmerksamkeit für die Details war unglaublich, auch die Art, wie er seine Macht und seinen Einfluss nutzte, um Situation zu seinen Gunsten zu verändern."

"Er lässt einfach nicht nach, er ist unglaublich hungrig", fuhr er fort. "Ich bin ein großer Sportfan und ich denke, dass wir noch nie einen so gleichmäßigen, entschlossenen und konzentrierten Einzelathleten gesehen haben. Tiger Woods fällt mir noch ein, vielleicht auch Lance Armstrong, aber diese Jungs arbeiten für sich allein. Schumacher hingegen hat um sich herum ein Imperium geschaffen."

Einige Vorkommnisse in der Karriere Schumachers aber hinterließen einen faulen Nachgeschmack. "Machmal, wenn das Adrenalin durch die Adern fließt, machen wir Dinge, die etwas über das Ziel hinaus schießen", so der Australier. "Das ist in Ordnung, aber Michael hat Dinge gemacht, die über das, was man erwarten würde, weit hinausgeht."

Für Webber geschahen solche Vorkommnisse zu oft. "Manchmal gingen mir die Entschuldigungen für ihn aus", erklärte er. "Das könnte anders aussehen, wenn er aufgehört hat. Einige unserer Diskussionen waren wirklich aufrichtig. Bei einem Test in Monza 2003 sprachen wir über Familie. Das zeigt einem auch die andere Seite. Ich hoffe, dass wir dahin zurückkommen können. Ich hoffe es, aber ich bin mir nicht sicher."