Webber: "Am Sonntag wird es ein bisschen anders sein"

Mark Webber zieht kurz vor seinem letzten Grand-Prix-Start Bilanz und freut sich auf die neue Herausforderung bei Porsche in der WEC

(Motorsport-Total.com) - Wenn Mark Webber am Sonntag nach dem Grand Prix von Brasilien aus dem Cockpit seines Red Bull steigt, wird er 215 Grand-Prix-Starts auf dem Buckel haben. Dabei wird es bleiben, denn der 37-jährige Australier ist Formel-1-müde und stellt sich ab der kommenden Saison einer neuen Herausforderung in Form eines Engagements als Porsche-Werksfahrer in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC).

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Donnerstag in Sao Paulo: Mark Webber zieht Bilanz und blickt voraus Zoom

Drei Tage vor seinem letzten Formel-1-Start ist Webber, der es in 214 Grands Prix auf neun Siege brachte, froh, den Absprung rechtzeitig geschafft zu haben: "Man muss schon aufpassen, den Bogen nicht zu überspannen. Ich bin der Meinung, dass ich im Moment noch immer stark fahre. Ich möchte mich aber nicht mit nachlassender Performance immer noch hier aufhalten."

Auf den Rennsonntag in Sao Paulo freut sich der Australier "in mehrfacher Hinsicht", wie er betont: "Ich möchte noch einmal ein gutes Ergebnis einfahren. Gleichzeitig freue ich mich auf die ausgedehnte Winterpause und die neue Herausforderung, die mir bevorsteht." Während die Formel-1-Saison 2014 - die erste seit 2001 ohne Webber - bereits am 16. März in Melbourne beginnt, erfolgt der Auftakt zur WEC-Saison erst fünf Wochen später, am 20. April in Silverstone.

Wehmut und Freude gleichermaßen

So oder so: Ein bisschen Wehmut spielt mit, wenn Webber daran denkt, am Sonntag zum letzten Mal aus einem Formel-1-Boliden auszusteigen. "Im Moment fühlt es sich für mich wie ein normales Rennwochenende an, aber ich denke, am Sonntag wird es ein bisschen anders sein als sonst", sagt der Australier und spricht die Dinge an, die er vermissen wird: "Das Auto auf bestimmten Strecken am Limit zu bewegen, ist natürlich sehr befriedigend, keine Frage. Die Qualifyings in Suzuka, Spa, Monte Carlo fallen mir da als erstes ein. Auch die Rennen selbst sind auf einigen Strecken eine große Herausforderung, die ich vermissen werde."

Doch nicht nur das Fahren, "auch Dinge wie die Zusammenarbeit mit Leuten wie Adrian Newey sind etwas, was man nicht sehr oft erfährt", ist sich Webber im Klaren. Andererseits gibt es auch Leute, die er nicht vermissen wird: Seinen langjährigen Teamkollegen und Intimfeind Sebastian Vettel zum Beispiel.


Fotos: Großer Preis von Brasilien, Pre-Events


Nach insgesamt zwölf Jahren, davon fünf an der Seite von Vettel, ist der Abschied des Australiers aus der Königsklasse endgültig. "Ich wollte eine Veränderung. Wenn es mehr positive als negative Dinge geben würde, dann würde ich nicht gehen", stellt Webber klar. Immerhin: Beim Abschiedsessen für Webber am Mittwochabend in Sao Paulo, bei dem das gesamte Red-Bull-Team anwesend war, ließ sich auch Vettel blicken.

2014: Neue Ära für Webber - und für Vettel

Während für Webber in der Saison 2014 bei Porsche ein neuer Abschnitt seiner Karriere beginnt, steht auch Vettel vor einer Veränderung. Dem vierfachen Weltmeister wird der 24-jährige Australier Daniel Ricciardo als Teamkollege an die Seite gestellt. Vorteil oder Nachteil?

"Das teaminterne Leben für Sebastian Vettel wird mit seinem neuen Kollegen Daniel Ricciardo auf jeden Fall bequemer werden", ist 'Sky'-Experte Marc Surer überzeugt. Doch der Schweizer erkennt im Zusammenhang mit dem Webber-Abschied auch eine andere Seite. So gehe Red Bull mit dem Weggang des erfahrenen Australiers "ein wichtiger Input verloren", denn: "Die Dauerfehde hat Sebastian Vettel durchaus zu Höchstleistungen getrieben."

"Red Bull geht ein wichtiger Input verloren. Die Dauerfehde hat Sebastian Vettel durchaus zu Höchstleistungen getrieben." Marc Surer

Seine erfolgreichste Saison legte Webber 2010 hin, als er nach vier Siegen den WM-Titel erst beim Saisonfinale in Abu Dhabi verpasste. "Um ehrlich zu sein kann ich nicht glauben, was ich damals geleistet habe. Wenn ich zurückblicke, bin ich schon stolz", zieht der 37-Jährige gegenüber 'The Telegraph' Bilanz und kommt im Hinblick auf seinen besten, aber letztlich doch nicht erfolgreichen Angriff auf den WM-Titel zum Schluss: "Ich wüsste nicht, was ich damals hätte anders machen können. Ich habe alles gegeben."