Watson: "Wir brauchen Fahrer mit Charisma"

Ex-Formel-1-Pilot John Watson wünscht sich weniger Politik und Technologie in der Königsklasse, dafür aber charismatischere Fahrer

(Motorsport-Total.com) - Zwischen 1973 und 1985 hat John Watson nicht weniger als 152 Grands Prix für Teams wie Brabham, Lotus und McLaren bestritten und davon immerhin fünf gewonnen. Heute ist der Brite in seiner Rolle als TV-Kommentator - demnächst in der neuen A1-Grand-Prix-Serie, die dieses Wochenende in Brands Hatch ihr erstes Rennwochenende absolviert - dem Motorsport verbunden.

Titel-Bild zur News: John Watson

John Watson wünscht sich, dass die Fahrer wieder mehr in den Mittelpunkt rücken

In einem Zeitalter, in dem die Formel 1 eigentlich nur noch alle zwei Wochen für ein paar Stunden Sport ist, ansonsten aber in erster Linie Entertainment, Business und Politik, fordert er, dass sich die Macher des Grand-Prix-Sports wieder auf das Wesentliche besinnen: die Fahrer. Schumacher und Co. sind es nämlich, "die die Fans anziehen und den Sport zu dem machen, was er ist", so Watson in einem Interview mit dem 'Telegraph'.#w1#

"Die Zuschauer auf den Tribünen identifizieren sich mit den Fahrern", fuhr er fort. "Wir brauchen Fahrer mit Charisma - ob sie nun extrovertiert sind oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Ein Jenson Button hat zum Beispiel alles, aber die meisten Fahrer sind heutzutage sehr introvertiert." Der 59-Jährige bezieht sich damit vor allem auf die jüngere Generation der Räikkönens und Alonsos, die im Umgang mit der Öffentlichkeit weit weniger offenherzig ist als ältere Jahrgänge.

Außerdem findet er, dass der Grand-Prix-Sport in vielen Bereichen wieder zu seinen Wurzeln zurückkehren sollte: "Die Formel 1 garantiert die größte Publicity, aber sie hat inzwischen die Route der Technologie eingeschlagen", so Watson. "Ich war zum Beispiel noch nie ein Freund des Einzelzeitfahrens. Ich würde mir auch wünschen, dass alles weniger politisch ablaufen könnte. Man sollte sich überlegen, wie man wieder die Leidenschaft der Fans entflammen kann."

Wehmütig trauert der Brite beispielsweise einem schillernden Charakter wie Juan-Manuel Fangio nach: "Er hatte etwas Besonderes an sich", gab er zu Protokoll. "Stirling Moss ist heute eine größere Legende als vor 30 oder 40 Jahren. Ayrton Senna war unglaublich: ein Riesentalent, aber er hat sich auch immer selbst zelebriert. Er war sehr gläubig, hielt sich für unsterblich - und dadurch konnte er seine Grenzen verschieben. Ayrton war brutal."

Michael Schumacher bezeichnete Watson im selben Atemzug mit den genannten Legenden als "Siegesmaschine", doch im Laufe der Jahre habe sich der Ferrari-Star ebenfalls zu einer echten - wenn auch oft kontroversen - Persönlichkeit gemausert. Einen Vergleich zwischen Schumacher und Senna lehnte er dem 'Telegraph' gegenüber aber ab: "Das ist zu schwierig. Beide sind oder waren brillant und außergewöhnlich", sagte er.