Nico Rosberg: Auf den Spuren des Vaters?

Nico Rosberg könnte kommende Saison im Team von Frank Williams anheuern und damit denselben Weg einschlagen wie einst sein Vater

(Motorsport-Total.com) - Spätestens seit er in Spa-Francorchamps die Gesamtführung in der GP2-Meisterschaft von Heikki Kovalainen übernommen hat, ist Nico Rosberg in aller Munde: Weil Frank Williams Button und Heidfeld ziehen hat lassen, braucht er noch einen Teamkollegen für Mark Webber - und genau da könnte der junge Deutsche früher als ursprünglich erwartet ins Spiel kommen.

Nico Rosberg: 2005 noch GP2-Youngster, 2006 schon Formel-1-Haudegen?

Vater Keke Rosberg fuhr zwischen 1982 und 1985 für WilliamsF1, holte seinen Titel ausgerechnet mit einem Ford-Cosworth-Motor. Gut zwei Jahrzehnte später könnte auch sein Sprössling für WilliamsF1-Cosworth auf Punktejagd gehen. Noch ist es aber nicht so weit: Der 20-Jährige hat sehr wohl bei den jüngsten Testfahrten überzeugt und die Zeiten der Stammfahrer reproduziert, doch für ein Full-Time-Engagement muss er sich erst noch gegen Antonio Pizzonia durchsetzen.#w1#

Mission erfüllt - ob mit oder ohne GP2-Titel...

Dass es aber früher oder später zum unvermeidlichen Aufstieg in die Königsklasse kommen wird, davon ist sein Vater überzeugt: "Nico fährt in erster Linie GP2, um die Formel 1 auf sich aufmerksam zu machen. Das macht er so oder so - Mission erfüllt!", so Rosberg sen., der den GP2-Titelgewinn beim großen Finale in Bahrain folglich nur als Sahnehäubchen auf dem Eisbecher sehen würde, an dem sein Sohnemann ohnehin schon eifrig löffelt.

Der berühmte Erzeuger hat Rosberg jun., der eigentlich Tennisprofi werden wollte, aber im Alter von sechs Jahren den Kartsport für sich entdeckte und mit zehn Jahren ernsthaft Motorsport zu betreiben begann, mit Sicherheit die eine oder andere Tür geöffnet. Dennoch empfindet er die Bezeichnung "Weltmeistersohn" eher als "ärgerlich, denn ich weiß zwar, dass ich Glück habe, so einen Vater zu haben, weil es meiner Karriere geholfen hat, aber im Endeffekt bin ich derjenige, der fährt und Resultate nach Hause bringt", wie er gegenüber 'grandprix.com' erklärte.

Was viele nicht wissen: Rosberg hat im Gegensatz zu seinem Vater einen deutschen Pass - "und wir reden zuhause auch Deutsch. Wir schauen deutsches Fernsehen und ich fühle mich eher als Deutscher denn als Finne. Ich habe nie in Finnland gelebt und kenne die Sprache kaum. Ich sehe mich aber auch nicht unbedingt als Deutschen. Es ist nicht wie bei den Brasilianern, die so patriotisch sind. Ich habe das nicht, was vielleicht irgendwie sogar schade ist", meinte er.

Sam Michael kontaktierte Rosberg persönlich

Trotz seiner vielen GP2-Siege erinnert er sich übrigens am liebsten an jenen Tag, an dem bei ihm vor Saisonbeginn das Telefon läutete - und Sam Michael, der Technische Direktor von WilliamsF1, am Apparat war: "Er hat mich gefragt, ob ich Testfahrer werden will. Ich habe gesagt, ich würde es mir gut überlegen und dann zurückrufen, aber wenn ich ehrlich bin, musste ich da nicht mehr lange nachdenken! Das war ein sehr schöner Moment, weil sie auf mich zugegangen sind, ohne dass ich bei ihnen vorstellig werden musste", gab der 20-Jährige zu Protokoll.

Seither hat sich viel getan, avancierte Rosberg zum wahrscheinlich begehrtesten Nachwuchspiloten im Motorsport überhaupt. Schon jetzt ist er dank der GP2-Übertragungen bei 'RTL' so etwas wie ein "Mini-Schumi" - und auch in den Printmedien liest man seinen Namen immer öfter. Das stört den Wahl-Monegassen übrigens keineswegs: "Toll, wenn über mich geredet wird, denn die Formel 1 ist die absolute Königsklasse", grinste er.

Kleine Anekdote am Rande: Als Rosberg jun. am 27. Juni 1985 zur Welt kam, stand sein Vater noch bei WilliamsF1 unter Vertrag - und platzierte sein Auto bei den nächsten beiden Grands Prix prompt auf der Pole Position. Allerdings gelang dem heutigen Manager seines Sohnes anschließend nur noch ein einziger Sieg, ehe er seine Karriere beendete: bei seinem letzten WilliamsF1-Rennen am 3. November 1985 im australischen Adelaide...