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  • 01.09.2015 16:19

  • von Ben Anderson (Haymarket)

Was glaubt Fernando Alonso, wer er ist?

Ist Fernando Alonso die Formel-1-Antwort auf Dr. Jekyll und Mr. Hyde? Wir blicken auf den komplexen Charakter des zweimaligen Weltmeisters

(Motorsport-Total.com) - Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Eine Geschichte von zwei verschiedenen Persönlichkeiten in einem Körper aus dem späten 19. Jahrhundert. Ein literarisches Meisterwerk, das so berühmt ist, dass es zum kulturellen Bezugspunkt und Teil des Wortschatzes wurde. Die Novelle von Robert Louis Stevenson war seit ihrer Veröffentlichung 1886 in vielen Adaptionen in Theatern und Kinosälen zu sehen und hat knapp 130 Jahre später vielleicht eine Relevanz für die Formel 1, weil es eine Metapher für den Charakter von Fernando Alonso sein könnte.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso gilt in der Formel 1 als Charakterkopf - ist er es auch? Zoom

Dieses Bild hat sich langsam durch zahlreiche Konversationen mit prominenten (Ex-)Kollegen von Alonso manifestiert, die alle verschiedene Facetten der komplexen Natur eines der besten Rennfahrer der Welt hervorgehoben haben. Alonso ist wohl noch komplexer als die obengenannten fiktiven Personen; er nimmt jede Persönlichkeit an, die er für notwendig erachtet, um in der Weltmeisterschaft erfolgreich zu sein, die er zweimal in seiner Karriere gewann.

Es gibt keine Hinweise darauf, dass Alonso an einer Persönlichkeitsstörung leidet oder ein spezielles Elixier entwickelt hat, um seine dunklere Natur zum Vorschein kommen zu lassen. Er weiß einfach, wann er sich den Umständen entsprechend anders verhalten muss. Einige meinen, er sei ein fehlerhaftes Genie. Ein brillanter Fahrer, aber jemand, dem man unmöglich auf professioneller Ebene vertrauen kann, und der nur weiß, wie man an seine eigenen Interessen denkt. Dadurch entsteht eine Tendenz, dass er in einem Teamumfeld trotzdem isoliert ist.

"Manchmal muss man eine Rolle spielen"

Andere sagen, dass er schonungslos offen und ehrlich ist, aber dass die Tiefe seines Talents und Intellekts - und sein Verlangen nach Erfolg - bedeuten, dass seine Natur dunkler werden kann, wenn die Leute um ihn herum nicht seinem Standard entsprechen oder - noch schlimmer - ihn versuchen zu täuschen. Und dann gibt es noch den gegenteiligen Eindruck eines Mannes, der ausgesprochen liebenswürdig und großzügig ist und bereit ist, große Anstrengungen zu unternehmen, um denen zu helfen, um die er sich kümmert und die weniger glücklich sind.

Die Frage bleibt also: Wer ist Fernando Alonso wirklich? Mit all diesen zusammenhängenden und gegenteiligen Eindrücken sind wir in das Motorhome von McLaren-Honda gegangen und haben den Mann selbst gefragt. Was glaubt Fernando Alonso, wer er ist? "Ich weiß, wer ich außerhalb der Strecke und außerhalb der Formel 1 bin, aber das bleibt für alle ein Fragezeichen, weil ich gerne mein Privat- von meinem Berufsleben trennen möchte", sagt er.

Fernando Alonso

Der Spanier hält sein Privatleben gerne unter Verschluss Zoom

"In der Formel 1 ist es manchmal notwendig, eine Rolle oder einen Charakter zu spielen - wie in einem Kinofilm. Manchmal muss man ein Team in eine Richtung pushen, manchmal muss man einem Team in einer anderen politischen Sache helfen, manchmal gibt man den Fans einfach nur ein bisschen Motivation und manchmal versucht man einfach nur die Konkurrenz ein wenig unter Druck zu setzen. Das ist das Normale, das man an jedem Wochenende tut. Ich weiß nicht, wer ich hier bin oder wie mich die Leute außen wahrnehmen, aber das interessiert mich auch nicht."

Formel-1-Karriere nur Zufall?

Während unseres Gesprächs wird klar, dass Alonso ein pragmatischer Typ ist. Wenn man ihn fragt, wie er zu einem der besten Formel-1-Fahrer wurde, dann gibt er eine stoische Antwort. "Meine Familie oder eher mein Vater haben die Schlüsselrolle in meiner Karriere gespielt", sagt er. "Ich habe es mir nicht ausgesucht, ein Fahrer zu sein. Ich war drei Jahre alt. Wenn sie mir einen Schläger gegeben hätten, würde ich heute vielleicht Tennis spielen. Wenn sie mir einen Basketball gegeben hätten... na gut, das vielleicht nicht, weil ich nicht groß genug bin - dann hätte ich etwas anderes gemacht."

"Mein Vater mochte Motorsport und hat mir ein kleines Go-Kart geschenkt. In den ersten Jahren hat er mich in die Motorsport-Familie geführt. Ich habe mich gut geschlagen und hatte Glück, die richtigen Schritte zur richtigen Zeit zu machen und ein Formel-1-Fahrer zu werden. Ich kann nicht sagen, dass ich nur daran gedacht habe, Formel-1-Pilot zu werden, als ich fünf, sechs oder neun Jahre alt war. Ich habe in der Schule gelernt, und alles ist passiert, weil es passiert ist - und nicht weil ich mich um einen Traum bemüht habe."

Alonso scheint nicht von der Idee eines "Schicksals" getrieben zu sein. Er scheint nicht an gottgegebene Geschenke und angeborene Fähigkeiten zu glauben. Frag ihn, was aus ihm einen so guten Fahrer macht, und man bekommt den Eindruck, dass er ein Befürworter von Malcom Gladwells "Überflieger" ist, wo der Autor die Theorie erleuchtet, dass Leute 10.000 Stunden Übung bei einer Sache brauchen, um supererfolgreich zu werden.

"Ich glaube, dass Erfahrung und die Zeit im Auto das Wichtigste sind", meint Alonso. "Beim Talent gibt es immer ein paar Unterschiede zwischen den Leuten, aber in einem Sport, in dem man nicht das einzige Puzzlestück ist - es kommt auch auf das Auto an -, macht Übung einen großen Unterschied. Als Kind saß ich jeden Tag im Go-Kart. Als ich in die Formel 1 kam, habe ich in meinem zweiten Jahr bei Renault 35.000 oder 40.000 Kilometer in einer Saison gehabt. Jetzt fahre ich das vielleicht in fünf Saisons."


Fotostrecke: Die Karriere von Fernando Alonso

"Langsam verbessert man seine Fähigkeiten, ich bin heute definitiv ein viel besserer Fahrer und viel besser vorbereitet als 2005 oder 2006. Ich habe die Meisterschaften gewonnen, aber wenn ich jetzt zurückschaue, dann habe ich Fehler gemacht, die ich jetzt nicht mache. Ich bin jetzt vermutlich ein kompletterer Fahrer. Ich weiß nicht, ob ich schneller oder langsamer als die anderen bin, weil man sich nur mit seinem Teamkollegen vergleichen kann, aber ich bin jetzt ein kompletterer Fahrer bei der Vermeidung von dummen Fehlern - solchen Sachen, die in den ersten vier oder fünf Jahren in der Formel 1 auftauchen."

Verlieren verboten

Alonsos Perspektive auf seine eigenen Fähigkeiten hinter dem Lenkrad ist lehrreich, gerade wegen ihrer analytischen und emotionslosen Natur. Vielleicht gibt das einen Hinweis darauf, warum er einige Leute im Paddock im Laufe seiner langen Formel-1-Karriere verärgert hat (obwohl das vermutlich unvermeidlich ist, wenn man 15 Jahre im selben Umfeld arbeitet), weil er sich nicht scheut, Leuten zu sagen, was er wirklich denkt - zum Beispiel wenn sie ihre Versprechungen nicht halten konnten.

"Ich vergebe, aber ich vergesse nicht", sagt er darauf angesprochen, ob seine Kollegen nur eine Chance erhalten würden, die produktive Arbeitsbeziehung, die er benötigt, aufzubauen. "Es gibt für jeden immer eine zweite Chance. Ich bin ziemlich ehrlich, weiß aber, dass ich mit manchen Sachen, die ich tue oder sage, nicht so diplomatisch umgehe. Aber so ist es nun einmal, das ist eine Lebensart. Um ehrlich zu sein, versuche ich die ganze Zeit ich selbst zu sein und nicht jeden Tag eine andere Maske aufzuziehen. Wenn etwas nicht stimmt oder du weißt, dass Spielchen um dich herum gespielt wurden, dann gibst du natürlich eine zweite Chance, aber es bleibt immer in deinem Kopf."

Unzweifelhaft ist Alonso ein Gewinner, und einige Insider gingen soweit zu sagen, dass es einfach das Verlangen nach Siegen war, das den Spanier über alle anderen gestellt hat, und dass er Vitalität verlieren würde, wenn er zu lange keinen Erfolg haben würde. Vielleicht ist er darum so pragmatisch und bereit, Leute wenn nötig fallen zu lassen, weil Erfolg keinen Platz für Sentimentalitäten hat. Ist es einfach das Gewinnen, das ihn antreibt?

Fernando Alonso, Jerome D'Ambrosio

Auch beim Fußball ist Fernando Alonso ein schlechter Verlierer Zoom

"Das ist nicht nur in der Formel 1 so, sondern bei allem, was ich tue", antwortet er. "Wenn ich mit Freunden Fußball spiele und verliere, spreche ich vielleicht eine Woche nicht mit ihnen. Ich möchte ein neues Team oder rede mit anderen Freunden, die vielleicht besser spielen. Und wenn ich mich beruhigt habe, spreche ich nach zwei Wochen endlich wieder mit ihnen und sage: 'Wie geht's? Wollen wir nochmal spielen?' Ich verliere nirgendwo gerne."

McLaren-Desaster 2007 abgehakt

Es heißt, darum kann Alonso schwierig werden, denn wenn die Dinge nicht richtig laufen, dann wird er ungeduldig und kann sich gegen seine Verbündeten wenden. Es gab einen öffentlichen Ausbruch bei Renault Ende 2006, als sie im Titelkampf gegen die wiedererstarkten Ferrari ihre Position zu verlieren drohten, und natürlich ist dort die weitverbreitete Geschichte von Alonsos erstem Anlauf bei McLaren 2007, als er beinahe von Rookie-Sensation Lewis Hamilton in den Schatten gestellt wurde.

Es heißt auch, dass Alonsos fünf Jahre bei Ferrari in der vergangenen Saison verbittert endeten, nachdem Ferrari im ersten Jahr der neuen V6-Motorenregeln ein schlechtes Auto baute. Einige sagen, dies zeige eine Charakterschwäche, dass Alonso seine eigenen Interessen nicht hinter die des Teams stellen könne, wodurch die Beziehung irgendwann unweigerlich in die Brüche geht. "Diese Wahrnehmung ist nur das, was die Medien manchmal verkaufen wollen", kontert Alonso.

Fernando Alonso, Lewis Hamilton

Alonso und Lewis Hamilton hegen heute keinen Groll mehr gegeneinander Zoom

"Beim ersten Mal McLaren haben wir uns wirklich nicht zusammen wohlgefühlt, aber das heißt nicht, dass wir große Probleme hatten oder für immer Feinde sind. Der Beweis ist, dass ich wieder hier fahre und mehr oder weniger immer noch die gleichen Leute hier sind. Es ist Zeit, dass wir zusammenpassen. Es ist wie mit einem Mädchen: Wenn man 15 ist, weiß man vielleicht, dass man nicht zusammenpasst, mit 25 ist sie hingegen vielleicht die Liebe deines Lebens. Verschiedene Abschnitte in Leben, Reife und Karriere passen vielleicht zu anderen Teams."

Ferrari nicht im Streit verlassen

Obwohl es stimmt, dass Alonso über die schlechte Performance von Ferrari 2014 unglücklich war, ist er überrascht über Aussagen, seine Zeit in Maranello habe im Streit geendet. "Ferrari war vielleicht die größte Überraschung, weil ich fünf fantastische Jahre hatte", erklärt er. "Ich hatte ein großartiges Verhältnis zur Chefetage. Ich gehe immer noch nach Maranello ins Restaurant, und trotzdem gibt es Gerüchte, dass es nicht gut endete. Ich weiß nicht, woher das kommt."

"Dass ich Ferrari verlassen habe, war für viele eine Überraschung, weil es für jeden Fahrer keine einfache Entscheidung ist, Ferrari zu verlassen. Ich mag es nicht, Zweiter zu werden - egal wo -, und ich habe gespürt, dass ich nach fünf Jahren zu oft Zweiter geworden bin. Die Aussicht bei Ferrari ist auch in diesem Jahr der zweite Platz. Ich wollte nicht in dieser Schleife bleiben. Wir hatten eine fantastische Zeit, haben so viele Dinge erreicht und so ziemlich in jedem Jahr um die Weltmeisterschaft gekämpft. Es ist der richtige Zeitpunkt, das zu beenden."

"Wenn wir zwei weitere Jahre Zweiter oder Dritter geworden wären, hätte es Spannung und Druck gegeben. Also sagte ich zu Ferrari: 'Ich bin glücklich mit euch, wir hatten eine fantastische Zeit. Ihr werdet mit einem neuen Fahrer neue Motivation finden, und ich werde mit einem neuen Team neue Motivation finden. Wir werden für immer großartige Erinnerungen haben.' Diese Entscheidung habe ich getroffen, und jetzt sieht es so aus, als wären wir im Streit auseinandergegangen. Aber das Gegenteil ist der Fall."


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"Ich habe Autos von Ferrari in meiner Garage. Ich behalte eine gute Atmosphäre. Ich bin jung, und wer weiß, vielleicht komme ich eines Tages zu Ferrari zurück. Wenn man einmal bei Ferrari drin war, dann ist das Herz immer ein wenig auf ihrer Seite, weil es so besonders ist. Italiener und Spanier sind ziemlich ähnlich, daher haben wir uns vom ersten Tag an verstanden. Ich habe mich sehr wohl gefühlt, und - wie ich sagte - es war eine fantastische Zeit, aber genug."

Außerhalb der Formel 1 ein komplett anderer Mensch?

Ein Großteil der Charakterisierung Alonsos betrifft seine professionelle Persönlichkeit - die rücksichtslose Siegmaschine, die nichts an ihrem Ziel hindert und die alles vernichtet, was im Weg steht. Aber um zurück zum Seltsamen Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde zu kommen: Ist Fernando Alonso wirklich so, oder gibt es eine andere, hellere Seite des Spaniers, die vielleicht vom erbarmungslosen Erfolgskampf im Sport auf dem höchsten Niveau unterdrückt wird? Ist Alonso abseits der Piste eine andere Person?

"Ich bin komplett anders", bestätigt er. "Ich bin sicher, dass die Leute sehr überrascht wären, wenn sie einen Tag mit mir abseits der Strecke verbringen würden, aber auch hier ist der richtige Eindruck nicht leicht zu bekommen. Am Ende des Tages sieht man den Sportler nach einem Zwei-Stunden-Rennen bei 160 Puls und mit zwei oder drei Litern Wasserverlust 30 Sekunden im Fernsehen. Man sieht den Mann 30 Sekunden und bekommt einen Eindruck. Und dann denkt man, dass man wegen dieser 30 Sekunden seinen Charakter beurteilen kann."

"Wenn ich in einem Comedy-Programm zu sehen wäre und einen Zaubertrick vorführen oder etwas Lustiges sagen würde, dann würde man nach 30 Sekunden sagen: 'Das ist ein richtig netter Kerl.' Und wenn man den anderen Typen nach einem Rennen, in dem er bis zur letzten Runde gekämpft hat, schwitzend sieht, dann sagt man: 'Dieser Kerl ist ein bisschen verschlossen und ein bisschen seltsam.' Das ist vermutlich der größte Punkt über Sportler allgemein, und speziell in der Formel 1. Es gibt Stress, es gibt Adrenalin im Auto, es gibt Medienaufmerksamkeit. Es gibt viele Dinge, durch die man von Zuhause oder von außen einen falschen Eindruck bekommt. Außerhalb bin ich wirklich eine komplett normale Person, die versucht, Spaß mit ihren Freunden zu haben."

Von Trophäen und eigenen Egos

Das ist eine eindeutige Erklärung der Schwierigkeit für einen Außenstehenden, jemanden wie Fernando Alonso zu verstehen. Er scheint eine sehr private Person zu sein, die aber für den außerordentlichen Erfolg in dem gewählten Beruf unweigerlich im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht. Nahestehende sagen, dass es zwei verschiedene Versionen von Alonso gibt: den rücksichtslosen Rennfahrer und den Selbstlosen, der sein Äußerstes gibt, um die zu unterstützen, die er liebt, und denen es nicht so gut geht.

Man muss erwähnen, dass Alonso ein UNICEF-Botschafter ist und auch Programme für Auslandsaufenthalte spanischer Motorsport-Ingenieure finanziell unterstützt. Er sagt, dass sei eine Arbeit, die ihm wahre Freude verschafft. "Das persönliche Leben und meine tägliche Arbeit zählen und machen mich glücklich", sagt er. "Die Formel 1 ist ein toller Sport, weil die Technologie und die Autos fantastisch sind und die Bezahlung besser ist. Aber am Ende des Tages ist es auch nur ein Job."

Fernando Alonso

Die Anzahl der Trophäen ist am Ende nicht wichtig, sagt Alonso Zoom

"Wenn man mich manchmal über dieses und jenes Rennen oder eine Weltmeisterschaft fragt, dann wäre man schon manchmal glücklicher, wenn man in diesem Moment eine weitere Trophäe zuhause hat, aber dieser Pokal ist einfach nur für das eigene Ego in fünf oder zehn Jahren. Man wird in Zukunft Kinder, Familie, andere Jobs und verschiedene Projekte haben, und man wird einige Erinnerungen an dieses Lebensdrittel im Motorsport haben. Man wird 97 Trophäen haben, oder 101, aber darauf kommt es nicht an. Die Zufriedenheit kommt nicht von da, sondern von woanders. Der Sport hat mir mehr gegeben, als ich erwartet habe. Etwas für andere zu tun oder etwas zu tun, das ich für richtig halte, macht mich glücklicher als alles andere."

Doch wie kann man das mit dem, was wichtig ist, um in einem der rücksichtslosesten Bereiche der Sportwelt Erfolg zu haben, unter einen Hut bringen? Alonso findet das schwierig: "Es ist sehr schwierig, wenn nicht fast unmöglich", fügt er an. "Es ist eine harte Welt. Am Ende des Tages fahren wir 19 Wochenenden im Jahr, aber für den Rest des Jahres ist man der Öffentlichkeit bei allem ausgeliefert."

Alonso: "Schwierig, man selbst zu sein"

"Man repräsentiert große Autohersteller. Man macht Dinge von großer Wichtigkeit, und man muss dabei den Regeln folgen. Man muss den Empfehlungen und Anweisungen folgen und den richtigen Leuten die richtigen Botschaften geben. Vielleicht sagt man zu einem das eine und zu einem anderen etwas anderes. Jeder hört, was er hören will, auch wenn es vielleicht nicht das ist, was ich fühle. Wenn ich könnte, würde ich es nicht so tun. Ich versuche mich daran anzupassen, aber es ist schwierig, man selbst zu sein."

Dr. Jekyll und Mr. Hyde waren eigentlich zwei verschiedene Repräsentationen der gleichen Person, weshalb Mr. Hyde eigentlich zunächst nicht existierte. Die Geschichte drehte sich um zwei Wesenszüge im Konflikt in einer Person, aber es war das Umfeld (in diesem Fall eine Chemikalie), die Dr. Jekyll in etwas anderes, etwas Dunkles verwandelte.

Vielleicht trifft das auch auf Fernando Alonso zu? Vielleicht ist er ein Mann, der nach Werten und Bestrebungen lebt, die lobenswert sind und von vielen geteilt werden, der aber manchmal in etwas anderes gewandelt wird, und zwar von einem berauschenden Trank Formel 1: schnelle Autos, gewaltiges Glück, die Jagd nach unnachlässiger Exzellenz und Erfolg. Wer weiß? Die einzige Person, die sich sicher sein kann, ist Fernando Alonso.